Handelskrieg um Huawei: USA will Chinesen von Google ausschließen
USA will chinesischen Mobilfunkgiganten von Google-Diensten abschneiden
Washington – sk/dpa. Der Handelskrieg zwischen China und USA nimmt den Handygiganten Huawei und den Mobilfunk-Standard 5G ins Visier. Die Trump-Regierung drohte unumwunden, Huawei von Google und den Diensten anderer US-Firmen abzukappen. Erst am Dienstag hat Trump die Sanktionen teilweise ausgesetzt. Drei Monate lang sollen bestehende Smartphones und MobilfunkNetze versorgt werden können.
Damit können spanische Nutzer der weltweit 360 Millionen aktiven Huawei-Smartphones erstmal durchschnaufen. Die 7,5 Millionen in Spanien registrierten Nutzer müssen sich bis Mitte August keine Gedanken über Software-Updates und Google-Apps machen. Die Versorgung bereits ausgelieferter Smartphones sowie der Betrieb von Mobilfunk-Netzen mit Huawei-Technik bleibt erlaubt. Die Frage ist: Was dann?
Google kann in den kommenden drei Monaten die Telefone des weltweit hinter Samsung zweitgrößten Handyproduzenten weiterhin in vollem Umfang mit Updates und Apps versorgen. Für die Verwendung von US-Technologie in neuen Produkten gilt die Lockerung allerdings nicht. Damit könnte Huawei künftig SmartphoneModelle nicht mehr mit vorinstallierten Google-Diensten wie GMail und Google Maps verkaufen. Huawei hat durchblicken lassen, dass es auf ein eigenes Betriebssystem zurückgreifen könnte, sollte es von Android abgeschnitten werden. Ähnliche Versuche anderer Unternehmen waren bisher allerdings nicht von Erfolg gekrönt.
Das ist nur die eine Seite des Handelskriegs, bei dem scheinbar die Kontrolle des Mobilfunk-Standards 5G eine entscheidende Rolle spielt, der in zwei Monaten in Europa starten soll. Die chinesische Antwort auf das trumpsche Säbelrasseln wird wohl nicht lange auf sich warten lassen. Erste Aufrufe zum Boykott von Apple-Produkten erklangen bereits. Heftig könnte die USA ein Stopp chinesischer Rohstoff-Exporte treffen, darunter Minerale, die just die amerikanische Mobilfunkindustrie benötigt.
Huawei ist ein führender Ausrüster von Mobilfunk-Netzen unter anderem in Europa und Spanien. Telefónica und Vodafone prüfen bereits, inwieweit das US-Veto gemeinsame Projekte mit Huawei im Zuge der 5G-Einführung betreffen könnte. Ein zentraler Auslöser für den Aufschub dürfte gewesen sein, dass Huawei-Technik auch in vielen lokalen Mobilfunk-Netzen in den USA installiert ist und ihr Ausfall sie zum Erliegen bringen könnte. Während die großen amerikanischen Mobilfunk-Konzerne auf Technik von Huawei verzichten, verbauten sie viele kleine USNetzbetreiber in ländlichen Gegenden. Die Sanktionen könnten sie von Ersatzteilen und Software-Updates abschneiden.
Die USA hatten Huawei am Freitag auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Wer US-Technik an Huawei verkaufen will, muss eine Lizenz erwerben. Diese kann verweigert werden, wenn Sicherheitsinteressen berührt sind.
Das US-Vorgehen sei von „geringer Bedeutung“, sagte HuaweiGründer Ren Zhengfei. Die USPolitiker unterschätzten die Kraft des chinesischen Konzerns. „Wir können die gleichen Chips bauen wie US-Anbieter“, sagte der Huawei-Gründer. Die aktuellen TopModelle von Huaweis Smartphones laufen bereits mit Prozessoren aus eigener Entwicklung. Das bedeute jedoch nicht, dass man keine US-Chips mehr kaufen wolle, sagte Ren Zhengfei. In „friedlichen Zeiten“komme die Hälfte der von Huawei verbauten Chips aus den USA, die andere Hälfte stelle man selbst her. Auch versprach Zhengfei, dass es durch die US-Sanktionen keine Verzögerungen bei der Auslieferung von Ausrüstung für 5G-Datenfunk geben werde. Huawei sei allen anderen Anbietern bei der Technik um zwei bis drei Jahre voraus. Google sei ein „gutes Unternehmen“, das verantwortungsvoll agiere, sagte Zhengfei. Man sei im Gespräch über eine Lösung.
Neue Handys betroffen
Nutzern bestehender HuaweiSmartphones stehen weiterhin die App-Download-Plattform Google Play und die Sicherheitsfunktion Google Play Protect, die bösartige Anwendungen herausfiltert, zur Verfügung. Huawei betonte, alle bereits verkauften oder in Lagern vorgehaltenen Telefone werden weiterhin mit Sicherheitsupdates und Diensten versorgt. Das gelte auch für die Tochtermarke Honor.
Huawei wird von US-Behörden verdächtigt, seine unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen. Beweise dafür wurden nicht öffentlich gemacht. Die USA drängen andere westliche Länder, Huawei von den Netzen für den Mobilfunk-Standard 5G fernzuhalten, den in Europa führend Ericsson und Nokia betreiben, in Asien ZTE und Huawei. Die Chinesen wiesen die Vorwürfe zurück.
Huawei-Nutzern steht die App-Plattform Google Play weiterhin zur Verfügung