Korruption in der Medizin
Dialyse-Skandal um Fresenius – Öffentliche Krankenhäuser in Valencia und Andalusien im Visier
Valencia/Sevilla – sk. Ein Bestechungsskandal erschüttert das Gesundheitswesen in den Regionen Valencia, Katalonien und Andalusien. Die Landesregierungen lassen untersuchen, ob Mediziner in öffentlichen Krankenhäusern vom Gesundheitskonzern Fresenius Medical Care (FMC) Gelder annahmen und im Gegenzug dafür diesem öffentliche Ausschreibungen und Aufträge im Dialyse-Bereich zuspielten.
Der US-Gigant hat „unangemessene Zahlungen“an Mediziner in mehreren Ländern über mehr als eine Dekade hinweg eingeräumt und darauf verwiesen, verantwortliche Führungskräfte ersetzt zu haben. An der internen Untersuchung hätten Behörden der US-Regierung teilgenommen. Medienberichte nehmen Bezug auf ein Abkommen zwischen dem Konzern, der US-Regierung und der spanischen Börsenaufsicht CNMC über die Zahlung von 207 Millionen Dollar, damit Fresenius sich nicht wegen Korruption im Ausland vor US-Gerichten verantworten muss.
„Wir haben eine Politik der Null-Toleranz gegenüber einem derartigen Verhalten in unserer Organisation entwickelt“, so Fresenius weiter. Die Empfänger der Gelder sind allerdings bisher nicht zur Verantwortung gezogen worden, jedenfalls nicht in Katalonien, Andalusien und in Valencia, wo man überhaupt erst seit Freitag eine Verbindung zu dem FreseniusSkandal herstellen konnte.
Die Veröffentlichung der Dokumente setzt die Landesregierungen nun unter Zugzwang. Andalusiens Ministerpräsident Juan Manuel Moreno trat vor die Presse und versicherte: „Sollte sich die Existenz von Bestechungsgeldern seitens eines Pharmakonzerns bestätigen, werden die Verantwortlichen der Posten enthoben.“Valencias Vizeministerpräsidentin Mónica Oltra schob nach, bei Indizien von unrechtmäßigem Verhalten lande der Fall vor Gericht.
Im Fall von Valencia setzte sich Fresenius offenbar mit einem fiktiven „Doctor A España“in Verbindung, übte Einfluss auf den Inhalt von öffentlichen Ausschreibungen aus, um im Nachhinein den maßgeschneiderten Auftrag an Land zu ziehen. Etwa am 10. Mai 2011 den Auftrag in Höhe von 1,7 Millionen Euro für die Ausstattung von Geräten zur Hämodialyse in der Abteilung für Nephrologie im Hospital General de Valencia.
Für Gefälligkeiten wie diese zahlte Fresenius in den Jahren 2008 bis 2011 114.000 Dollar an „Doctor A España“. Des weiteren flossen 40.000 Dollar zweckgebunden an die Krankenhausstiftung, Zahlungen von 51.600 Dollar zwischen 2012 und 2014 sowie Geschenke und Sponsoraufgaben.
Bisher sickerten zwei Namen von Medizinern durch, die Gelder empfangen haben sollen und gegen die die Landesregierungen Untersuchungen eingeleitet haben. Antonio Galán, Dienstchef des Hospital General de Valencia und unter dem Mandat von Francisco Camps (PP) Generaldirektor für Qualitätsmanagement und Patientenbetreuung. Und María Dolores del Pino, die den gleichen Posten im Hospital de Torrecárdenas bei Almería inne hatte und derzeit Vorsitzende der spanischen Gesellschaft für Nephrologie ist. Die Gesellschaft hat sich hinter Del Pino gestellt, die die Vorwürfe weit von sich weist.
Öffentliche Aufträge wurden regelrecht auf Fresenius zugeschnitten
Abhängig von Pharmaindustrie
Gesellschaften und ihre Abhängigkeit von der Pharmaindustrie geraten unterdessen zunehmend in Kritik. „Von Geschenken, Reisen, bezahlten Forschungen redet man seit Jahren. Man hat aber nicht den Eindruck, dass man darunter einen Schlussstrich ziehen möchte“, sagte Amando Martín Zurro, Mediziner und Fachjournalist, über Korruption in der Medizin.