Verónicas Vermächtnis
Verónica nahm sich das Leben, weil ein privates erotisches Video per WhatsApp an Kollegen geschickt wurde, die es wie ein Lauffeuer unter der Belegschaft der Fabrik verbreiteten. Scham, Sorge, der Verlust von Intimität und die Angst vor ihrem Mann trieben die Mutter dazu, sich mit einem Laken aufzuhängen.
In einer Welt, in der alles weitergeleitet, geteilt und öffentlich gemacht wird, stellt sich die Frage, wer sich in dieser Tragödie was hat zu Schulden kommen lassen. „Die Verantwortung liegt bei demjenigen, der zuerst das Video gegen den Willen der Person verbreitet hat, die darin auftaucht“, sagte die Direktorin des spanischen Amts für Datenschutz, Mar España. Das kann als Nötigung gelten, erschwerend Erpressung beinhalten und unter Häusliche Gewalt fallen.
Ein Empfänger kann erstmal nichts dafür, falls so ein Video im Posteingang landet. Korrekt verhält er sich, wenn er mit einer Anzeige die weitere Verbreitung unterbindet und damit Unheil von der betroffenen Person, ihren Kindern und der Familie fernhält. Leitet er es aber weiter, als Scherz für die Arbeitskollegen, die Freunde, den Stammtisch, verstößt er gegen den Datenschutz, macht sich des sogenannten Sextings schuldig und entlarvt sich obendrein als dummer Macho. „Die Bürger sollten wissen, dass die Reaktion auf solche Vergehen sehr verschärft wurden. Und wer will schon sein Gewissen mit der Schuld an einem Selbstmord wegen der Weiterleitung eines Videos belasten?“, sagte España. (sk)