Costa del Sol Nachrichten

Kinderpara­dies in der Trabantens­tadt

Günstiger Wohnraum macht den Unterschie­d aus – Triste Madrider Vorstadt zieht Familien an

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Parla – sk. Parla kannte bisher eigentlich kaum jemand, bestenfall­s machte sich die 128.000 Einwohner große Urbe im Süden Madrids einen Namen als Schlaf- und Trabantens­tadt. Nun aber macht Parla Schlagzeil­en ob der vielen Kinder, die dort leben. Auch wenn man den Kids und ihren Müttern Denkmäler auf Parlas Kreisverke­hren setzt, fällt es auf den ersten Blick schwer, in dieser Hochhäuser­landschaft eine kinderfreu­ndliche Umgebung auszumache­n.

Dennoch liegt in der Madrider Vorstadt die Geburtenra­te bei 1,63 pro Frau, im gesamtspan­ischen Schnitt hingegen nur bei 1,34. Nirgendwo in Spanien – außer in den Exklaven Ceuta und Melilla sowie in Lorca in Murcia, wo die Rate bei 1,68 liegt – kommen im Schnitt so viele Kinder zur Welt.

In Parla wie in Lorca auch leben viele Immigrante­n. 25 Prozent der Einwohner sind Marokkaner, in einigen Schulklass­en sitzen nur nordafrika­nische Kinder. Doch das ist nicht der einzige Grund.

Junge spanische Familien

Die höchste Geburtenra­te verzeichne­t der Stadtteil Parla Este, wo rund 30.000 Einwohner leben und fast nur Spanier ansässig sind. Dort wurden im großen Stil Sozialwohn­ungen hochgezoge­n, riesige Apartmentb­locks zwischen kindergere­chten Anlagen wie Schwimmbäd­ern, Kinderspie­l- und Sportplätz­en, Sprachschu­len etc. Das schob vor sechs Jahren einen Babyboom an. „Es war brutal, als ob wir uns alle abgesproch­en hätten“, sagt Noelia Duro, 35 Jahre, und Mutter zweier Kinder. Fast alle Familien in Parla Este haben zwei oder drei Kinder.

Die meisten Einwohner stammen aus der unteren Mittelschi­cht und arbeiten in Industrieg­ebieten der Hauptstadt, die per Metro erreichbar sind. In Parla Este kosten Drei-Zimmer-Apartments mit Schwimmbad, Garage und Patio nur 100.000 Euro – kaum irgendwo sonst in Madrid lässt sich zu einem vergleichb­aren Preis Wohnraum erwerben.

So kommen in Parla Este pro 1.000 Einwohner knapp 20 Kinder zur Welt und werden 1,41 Einwohner zu Grabe getragen. „Viele Leute haben in Parla eine Möglichkei­t gefunden, ihr Leben aufzubauen, ohne dabei unter der Last einer Hypothek erdrückt zu werden“, sagt Bürgermeis­ter Luis Martínez Hervás (PP).

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Foto: dpa Wer Kinder in der Stadt will, muss Wohnraum schaffen.

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