Ein super Wahlsonntag
Geschafft. Der Super-Wahlsonntag ist gelaufen. In meinem Fall war er nicht ganz so super. Dabei war ich gut vorbereitet. Um sicherzugehen, dass ich als deutsche Residentin in Spanien sowohl für die Kommunal-, als auch für die Europawahl meine Stimme abgeben konnte, habe ich mir Wochen vorher im Rathaus versichern lassen, dass ich wirklich für beide Wahlen eingetragen sei. Na dann mal los, sagte ich mir.
Bei der Kommunalwahl fiel die Entscheidung nicht ganz so schwer, setzt man sich doch als Lokalredakteurin gezwungenermaßen wochenlang mit den verschiedenen Parteien auseinander, holt Statements der Kandidaten ein, bittet sie um Fotos, hört sich nach Ablauf der schon mehrfach verlängerten Abgabefrist gymnasialreife Sprüche wie „Sorry, ich hab kein Internet mehr“, oder „Ich konnte nichts machen, wir hatten Fiestas“an und lernt die Leute, die regieren wollen, so von einer ganz anderen Seite kennen.
Aber die Europawahl – uff. Zum Glück gibt es auch in Spanien eine Art Wahlomat und verschiedene Vergleichsprogramme im Internet. Auch wenn ich zugeben muss, dass meine dank ausgiebiger Recherche getroffene Entscheidung im letzten Moment fast noch gekippt wäre, als ich den Wahlzettel der Partei „Por un mundo más justo“(Für eine gerechtere Welt) gesehen habe. Eine gerechtere Welt, wollen wir die nicht alle? Dass wir sie noch längst nicht haben, musste ich dann im Wahllokal erleben. Ich durfte zwar für meine Gemeinde, aber nicht für Europa wählen. Keiner wusste warum. „Woher kommen Sie denn?“, fragte mich einer der Wahlhelfer, nachdem er meinen deutschen Ausweis kontrolliert hatte. „Aus Deutschland.“„Ach so, wenn Sie Südamerikanerin wären, wäre es ja klar, dass Sie nicht für Europa wählen können.“Hm, da hat er Recht. „Die Deutschen haben doch praktisch die EU gegründet, sowas Ungerechtes“, meinte ein anderer. „Angela Merkel“, murmelte ein dritter anerkennend. Das Mitgefühl der Wahlhelfer hatte ich. • punto aparte Auch ein Lokalpolitiker gesellte sich zu uns. Vielleicht hoffte er noch auf meine Stimme für die Kommunalwahl? „Aber Sie sind doch mit einem aus unserem Dorf verheiratet, oder? Dann müsste es doch gehen.“Auch kein schlechtes Argument, fand ich, wählte ihn aber trotzdem nicht.
Man riet mir, mich nochmal ans Rathaus zu wenden. Am Montag. „Obwohl, dann ist es ja zu spät“, sinnierte einer meiner neuen
Freunde. Super.