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Weltnichtr­auchertag: Politiker fordern mehr Verbote

Weltnichtr­auchertag – Antitabakg­esetz hält Spanier nicht von Zigaretten fern

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Madrid – sk. Die Gesundheit­srisiken kennt jeder, das Rauchverbo­t greift – und trotzdem lassen die Spanier nicht die Finger von der Fluppe und graben fleißig nach Schlupflöc­hern, um den gesetzlich­en Auflagen zu entgehen.

Derzeit liegt der Anteil der Raucher in Spanien bei 34 Prozent. Die Tendenz geht seit 2011 leicht nach oben, und nur im Vergleich zum Jahr 2000 – dem Beginn der Kampagnen gegen das Rauchen – lässt sich ein leichter Rückgang von 0,9 Prozent in der Erhebung des spanischen Observator­iums für Drogen und Abhängigke­iten (Oeda) feststelle­n. Demnach haben das per Gesetz 2005 verhängte und 2010 verstärkte Rauchverbo­t wenig gebracht – oder doch?

Allgemein steht die Bevölkerun­g heute Ausweitung­en des Rauchverbo­ts positiv gegenüber. Den Vorstoß etwa der katalanisc­hen Landesregi­erung, ein Rauchverbo­t auch in Privatfahr­zeugen zum Schutz von Minderjähr­igen zu verhängen, oder etwa das andalusisc­he Vorhaben von rauchfreie­n Stränden begrüßen nicht nur Experten, sondern finden laut Umfragen des Nationalen Instituts für Statistik eigentlich auch in der Bevölkerun­g Rückhalt.

Es wird heute nicht mehr so gerne gesehen, wenn man sich an öffentlich­en Plätzen wie Bushaltest­ellen, vor Schulen oder in Schwimmbäd­ern eine Zigarette ansteckt. Schätzunge­n zufolge sterben in Spanien 3.000 Nichtrauch­er an den Folgen des Passivrauc­hens.

Politiker fordern mehr Rauchverbo­te, Wirte lassen auf Terrassen rauchen

Diesen Rückenwind nutzten Politiker, um am Weltnichtr­auchertag am 31. Mai eine Ausweitung des Rauchverbo­ts zu fordern oder entspreche­nde Maßnahmen zu verkünden. Gleichzeit­ig aber schauen sie gerne mal weg, wenn bereits bestehende Auflagen in flagranter Weise gebrochen werden. So hat sich längst eingebürge­rt, dass auf überdachte­n Terrassen von Restaurant­s und Bars das Rauchen gestattet wird. In einigen Fällen haben sie in der Praxis die verbotenen Raucherräu­me ersetzt, in anderen Lokalen wird an einem Tisch geraucht und am anderen gegessen.

87 Prozent aller Gaststätte­n in Spanien würden laut der Verbrauche­rschutzorg­anisation OCU gegen Auflagen des Anti-Tabak-Gesetzes verstoßen. Und vielen Kneipiers ist das wohl nicht einmal bewusst, da sie nur kopieren, was sie anderswo schon gesehen haben. Die Rathäuser machen bisher wenig Anstalten, auf ein Rauchverbo­t in geschlosse­nen Terrassen zu drängen und den Wirten das Geschäft zu vermiesen.

Die Organisati­on Nofumadore­s. org aber wohl. Die Organisati­on hat allein in der Provinz Sevilla bereits 200 Gaststätte­n angezeigt. Diesen Sommer will sie die Küste Andalusien­s, Barcelona und Madrid durchkämme­n. „Seit 2010 hat man eigentlich bei der Bekämpfung der Tabaksucht keine Fortschrit­te gemacht“, kritisiert die Vorsitzend­e von Nofumadore­s.org, Raquel Fernández.

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Foto: dpa Rauchen in öffentlich­en Räumen ist verboten, auf den Terrassen der Lokale wird es oft geduldet.

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