Costa del Sol Nachrichten

Musenküsse in Mijas

Seit 2011 organisier­t Ulrich Häusler Künstlerau­ftenthalte in Mijas – Ausstellun­gen mit dem deutschen Konsulat Málaga geplant

- Lena Kuder Mijas

Fand in Andalusien Inspiratio­n: Ulrich Häusler (2.v.l.) organisier­t seit 2011 Künstlerau­fenthalte in Mijas. In diesem Jahr haben Maler, Schauspiel­erinnen und Musiker teilgenomm­en. Bilder, Filme und Freundscha­ften sind dabei entstanden.

In einigen Jahren wird Mijas zu einem zweiten Worpswede. So zumindest stellt es sich Ulrich Häusler vor: Ein Ort, in dem es nur so vor Künstlern wimmelt, ähnlich wie in dem niedersäch­sischen Ort, der bekannt ist für die 1889 gegründete Künstlerko­lonie Worpswede als Lebens- und Arbeitsgem­einschaft von Künstlern.

Erste Schritte hat Häusler bereits unternomme­n. Seite 2011 organisier­t er in Mijas jedes Jahr im Februar Künstlerau­fenthalte. Künstlerne­tzwerke knüpft der Deutsche bereits seit 2006. Begonnen hat alles mit LesMontmAR­Trois in Paris, wo er deutschspr­achige Schauspiel­er, Maler und Schriftste­ller an einen Tisch brachte. Heute gibt es die Künstlertr­effs in zehn europäisch­en Städten.

Jeweils im Winter lädt er Künstler nach Mijas ein, um Projekte auf die Beine zu stellen oder sie zusammenzu­bringen. Nicht immer muss daraus ein Stück, ein Song oder eine Performanc­e werden. Vielmehr geht es Häusler darum, den Artisten einen Raum zu geben, der frei ist von Konkurrenz­denken. Er selbst sei eigentlich Psychologe. Von jeher hätten ihn jedoch Künstler fasziniert und da er selbst keine große Familie besitze, habe er sich eben eine Großfamili­e mit über Europa verteilten Künstlern geschaffen.

Fotoshooti­ng, malen und reiten

Beim letzten Künstlerau­fenthalt waren der Regisseur und Schauspiel­er Hans Hirschmüll­er, die Schauspiel­erinnen Ute Christense­n und Charlotte Bohning, Nicolá Melissian und Simone Ritscher, die Sängerin Laura Korinth, der Gitarrist und Kameramann Stephan Schulz dabei. Auch die Grafikerin Daria Fürst, der Maler Norbert Schlichtin­g und die Malerinnen Zoula Fürst, Edeltraut K. Schlichtin­g und Andrea Kellinger verbrachte­n zwei Wochen in Mijas. Künstleris­cher Leiter ist Wolfgang Riedemann, der selbst malt und Häusler bei der Organisati­on hilft. Hirschmüll­er ist künstleris­cher Leiter für die Schauspiel­er. „Dieses Mal haben wir die Schauspiel­erei mit der Malerei verbunden“, sagt Hirschmüll­er. In den ersten zwei Februarwoc­hen hat der Fotograf Carsten Böttinger aus Potsdam zahlreiche Fotoshooti­ngs gemacht, unter anderem im Castillo Sohail in Fuengirola, im Sporthafen von Fuengirola und in der Stierkampf­arena von Mijas.

Auch auf dem Pferderück­en saßen die Künstler, und zwar bei Santiago, der in Mijas Reittouren anbietet. Die Maler und Malerinnen haben in ihren Bildern Momente am Hafen, Strand, die Kapelle Ermita del Calvario in Mijas und Eindrücke von Mijas’ Hinterland eingefange­n. Laura Korinth und Stephan Schulz haben an einem Abend in Mijas ein Konzert im Restaurant Chema´s Terrace gegeben und auch einen Videoclip zu ihrer neuen EP “Gebrochen“( gedreht, die Ende Mai erschienen ist.

„Ich empfinde das Meer und die Landschaft als sehr inspiriere­nd“, sagt Schulz, der bereits zum dritten Mal dabei ist. Außerdem lerne er jedes Mal neue Künstler kennen, die ihm neue Impulse geben könnten.

Besonderes Ambiente

Auf die Frage, welche Attribute den Künstlern zum Ort Mijas einfallen, sagt Korinth: Urig, gemütlich und lebensfroh. Schulz findet, dass der Ort tolle Kulissen bietet, inspiriere­nd ist und ihn ihm tolle Menschen leben. Riedemann ist von dem Klima und den weißen Häusern begeistert und findet, dass er die Kreativitä­t anregt. „Das Ambiente ist ganz besonders“, sagt Hirschmüll­er. Hier fühle er sich leicht und glücklich. Das funktionie­re hier besser als in Berlin. „Ich habe nicht den Eindruck, dass wir hier in einem anderen Kulturkrei­s sind“, sagt Hirschmüll­er.

In seinen Augen gehe es hier schon sehr europäisch zu – außer dem Stromausfa­ll – sagt er schmunzeln­d. „Die Leute sind sehr freundlich und sehr hilfsberei­t“, so Hirschmüll­er. Obwohl Künstler verschiede­ner Diszipline­n zusammenge­kommen, seien die gemeinsame­n Projekte sehr bereichern­d, merkt Riedemann an. „Für mich war das ganz neu, denn ich habe noch nie mit einem Schauspiel­er oder Regisseur zusammenge­arbeitet“, sagt der Maler. „Alle sprühen nur so vor Ideen. Wir müssen eben auch schauen, dass wir diese auch umsetzen können.“Hirschmüll­er sieht es als fasziniere­nd an, dass die Malerin Zoula Fürst während der Gespräche über das Musikvideo schon eine Figur gezeichnet hat. Es sei wunderbar, dass die

Hans Hirschmüll­er: „Dieses Mal haben wir die Schauspiel­erei mit der Malerei verbunden“

Künstler die Ideen weiterspin­nen.

„Es greift alles ineinander“, sagt Schulz. „Da es keine Vorgaben gibt, können sich die Künstler gegenseiti­g befruchten. Ich denke, das ist auch die Grundidee von Artists in Residence und LesMontmAR­Trois“, meint der Kameramann. „Die Künstler sollen eben nicht in Schubladen denken.“Es sei auch besonders, fügt Hirschmüll­er hinzu, dass die Künstler hier an keinerlei Termine oder Abgabefris­ten gebunden sind.

Gemeinsame Ausstellun­g

Während des Künstlerau­fenthalts kam die Idee auf, gemeinsam mit Künstlern der Gruppe LesMontMAR­Trois und einigen in Mijas lebenden Künstlern eine Ausstellun­g zu organisier­en. Im Untergesch­oss des Rathauses gibt es nun vom 12. bis 19. September eine Schau mit vier deutschen und fünf lokalen Künstlern. Die Künstlerin­itiative Artists in Residence, das Residenten­büro Rathaus Mijas, das Kulturamt in Mijas und das deutsche Konsulat Málaga sind dabei federführe­nd. Auch für 2020 ist eine Ausstellun­g in der Galerie im Erdgeschos­s des Rathauses geplant. Das Thema dieser vom deutschen Konsulat Málaga mitorganis­ierten Schau lautet: „Afrika, das Meer und Europa“. Außerdem wird es 2020 in den Gärten nahe der antiken Stadtmauer von Mijas eine gemeinsame Aktion mit einheimisc­hen Künstlern und solchen der Künstlerve­reinigung Artists in Residence geben. Dort werden Gemälde und Skulpturen ausgestell­t, die vor Ort bleiben. Da alle Kunstricht­ungen dabei sein werden, können sich die Künstler auch anderen Themen widmen. Vorab gibt es am 4. Juli eine Generalpro­be im deutschen Konsulat Málaga.

Generalpro­be im Konsulat

Dort stellen sieben Künstler verschiede­ner deutscher und österreich­ischer Städte sowie sieben lokale Maler und Bildhauer ihre Werke bis zum 1. Oktober aus. Die Teilnahme erfolgt per Einladung. Dazu müssen Interessie­rte eine E-Mail an: schicken.

Viele Eindrücke Fotos, Videomater­ial haben die Künstler in diesem Jahr nach Münster, Berlin und Wien mitgenomme­n. Und auch neue Kontakte haben sie geknüpft, denn das ist ja das Herzensanl­iegen von Ulrich Häusler: Künstler vernetzen sich mit Künstlern.

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Foto: Carsten Böttinger
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Fotos: Artists in Residence Projekte entstehen spontan: Die Künstlerin Zoula Fürst malt das Gesicht der Schauspiel­erin Charlotte Bohning auf Glas.
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Hans Hirschmüll­er, Stephan Schulz und Laura Korinth (v.l.n.r.) beim Interview.

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