„Ich bin in der Werkstatt geboren“
Hogueras-Künstler José Francisco Gómez Fonseca aus Alicante über Inspiration, Sozialkritik und Familientraditionen in der Kunst
Alicante – ste. José Francisco Gómez Fonseca hat die Hogueras buchstäblich mit der Muttermilch aufgesogen. Seine Kindheit verbrachte er in der Werkstatt des Vaters, begleitet von Mutter und Geschwistern. Gemeinsam mit den anderen Fonsecas räumte er über 300 Preise in Alicante und Valencia ab. Mit der CBN spricht der Künstler über seine Inspirationen und verrät, welche Bedeutung die Familie für seinen Werdegang hatte.
CBN: Wie hat Ihre Karriere begonnen?
Gómez Fonseca: Es gab keinen bestimmten Moment, in dem ich begonnen habe, Künstler zu sein. Mein Bruder Mauricio und ich sind praktisch in der Werkstatt unseres Vaters geboren und aufgewachsen. Gemeinsam mit ihm haben wir schon immer an seinen Kunstwerken mitgearbeitet. Für mich kam gar nichts anderes in Frage, als in seine Fußstapfen zu treten.
Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt?
Er hat mir vor allem die Liebe zu den Hogueras mit auf den Weg gegeben, weil er die Fiestas wirklich gelebt hat. Aber natürlich habe ich auch handwerklich unglaublich viel von ihm gelernt. Er hat bei seiner Arbeit immer auf jedes Detail geachtet und das tue ich auch.
Was ist für Sie das wichtigste Kriterium für ein gelungenes Kunstwerk?
Ich habe gelernt, dass es nicht nur um das Endergebnis, sondern auch um den Weg dahin geht. Deswegen brauche ich für eine gelungene Arbeit immer ein perfektes Team und freue mich sehr, dass meine Familie auch dieses Jahr wieder an meiner Seite ist. Meine Mutter und meine Cousins gehören fest zu jedem einzelnen Projekt dazu. Auch die Qualität ist mir sehr wichtig. Lieber stelle ich eine Figur weniger her, bin aber dafür mit meinen Werken zu 100 Prozent zufrieden.
Welche Ziele haben Sie für diese Saison?
Für dieses Jahr habe ich mir nichts Genaues vorgenommen. Wie jedes Mal gilt: Ich will meinen Auftraggeber zufrieden stellen. Am Ende des Tages darf man nicht vergessen, dass Hoguerasbauen ein Job ist. Trotzdem ist die Leidenschaft unabdingbar für den Erfolg. Für mich besteht dieser nicht aus einer bestimmten Anzahl an Auszeichnungen, sondern macht sich an Kreativität und am Spaß fest. Wir Alicantinos sind schließlich nicht umsonst für unsere Fiestas berühmt. (lacht)
Woher haben Sie Ihre Inspirationen für die neuesten Werke gezogen?
Meiner Meinung nach gehört zu jeder gelungenen Hoguera auch eine Prise Sozialkritik. Dieses Jahr trägt meine Hauptfigur für die Hoguera Calvo Sotelo den Namen „Vida“. Sie behandelt das Thema Brustkrebs. Ich möchte dazu aufrufen, dass die Mütter, die so eine große Last auf den Schultern tragen, ihrer Gesundheit oberste Priorität einräumen. Viel zu oft stellen sie sich selbst zurück und achten viel weniger auf ihre eigene Gesundheit als auf die ihrer Kinder. Trotz dieses ernsten Themas möchte ich aber auch meine Hoffnung ausdrücken, dass mehr Frauen auf sich achten, vorsorgen und sich untersuchen lassen. Deswegen auch die fröhliche pinke Farbe.
Würden Sie sagen, dass sich die Hogueras in den letzten Jahren verändert haben?
Für mich persönlich haben sich die Feiern definitiv verändert. Ich habe 25 Jahre lang mit meiner ganzen Familie zusammengearbeitet und vor drei Jahren hat mein Bruder leider beschlossen, mit den Hogueras aufzuhören. Ein weiterer schwerer Schlag für mich war auch der Tod meines Vaters im Jahr 2012 in der Cremà-Nacht. Er hatte so lange an unseren Objekten gearbeitet und konnte die Realisierung nicht mehr erleben. Daran muss ich immer denken.
Welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?
Die größte Veränderung war sicherlich das Antreten der Stelle als Lehrer für Fallas- und Bühnenbildkünstler an Alicantes Sekundarschule Las Lomas. In den intensiven Jahren musste ich immer schon an die nächste Aufgabe denken, während ich etwas fertiggestellt habe. Ob in Alicante oder in Valencia, mein Bruder und ich haben alle Preise abgeräumt und mit namhaften Federaciones zusammengearbeitet. Deswegen denke ich, dass es an der Zeit ist, mein Wissen an andere weiterzugeben.
Worauf kommt es Ihnen bei der Arbeit Ihrer Schüler an?
Tatsächlich gibt es für mich kein besonderes „Rezept“. Vielmehr müssen die Arbeiten einfach sehr kreativ und farbenfroh sein. Natürlich darf auch die soziale Komponente nicht fehlen. Dabei mag ich es aber lieber, wenn sie eher subversiv und verspielt daherkommt. Einige Studenten sind sehr begabt und ich muss ihnen fast gar nichts beibringen, andere brauchen ein bisschen mehr Hilfestellung.
Richtet sich die Hogueras-Ausbildung nur an Schüler aus der Umgebung?
Die Schüler kommen aus ganz Spanien und das freut mich ganz besonders. Wer hätte schließlich vor ein paar Jahren gedacht, dass jemand aus Barcelona, San Sebastián oder Málaga als Berufswunsch Fallas-Künstler hat? Ich bin sehr froh, dass unsere Feiern landesweit von so großer Bedeutung sind.
Hand aufs Herz, Fallas oder Hogueras?
Die Fallas sind natürlich noch größer und pompöser, aber ich bin und bleibe Alicantino. Trotzdem finde ich aber, dass wir diese Rivalität zwischen den Städten und Festen nicht brauchen. Es ist doch eigentlich schöner, zweimal im Jahr die Fiestas zu feiern.