Front gegen neue Champions League
Spaniens Clubs formieren sich gegen Barça- und Real-Modell – Völler mag die Reform auch nicht
Madrid – dpa/sk. Die Kritik an der geplanten Champions-League-Reform reißt nicht ab. Sieben Vereine unter Führung von Atlético Madrid haben sich in einem Protestbrief an die European Club Association (ECA) gegen das neue Format ausgesprochen. Die Clubs kritisieren mangelnde Transparenz und nennen die Idee die „größte Bedrohung für Europas Fußball in den letzten Jahren“.
Die Top-Clubs FC Barcelona und Real Madrid gehören nicht zu den Unterzeichnern. Die ECA unter Führung von Andrea Agnelli von Juventus Turin ist Motor der Reformidee, die ganz auf die Elite zugeschnitten ist. Danach sollen ab 2024 nur vier der 32 Startplätze über die nationalen Ligen vergeben werden. 24 Teams wären allein durch Teilnahme im Vorjahr startberechtigt, vier stiegen aus der zweitklassigen Europa League auf.
Eine Einteilung mit acht Teams in vier Gruppen würde für deutlich mehr Spiele sorgen. Großes Manko: Das System würde den Status der nationalen Klassen wie die spanische La Liga oder die Bundesliga klar verringern. Zuletzt hatte es viel Widerstand gegen die Pläne gegeben.
Fifa-Chef Gianni Infantino äußerte sich kritisch, mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sprach sich ein ranghoher Politiker gegen die Reform aus. Auch Rudi Völler wagte einen Konflikt mit Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. „Das ist das Todesurteil des Fußballs, wenn du dich nicht qualifizieren musst für europäische Wettbewerbe“, so Völler, der mit Leverkusen gerade als Bundesliga-Vierter auf sportlichem Weg den Sprung in den Top-Wettbewerb geschafft hat.
„Wer das will, muss schwachsinnig sein“, schimpfte er und widersprach Münchens Vorstandschef Rummenigge und Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Die Führungskräfte der deutschen Topclubs sind aus wirtschaftlicher Sorge auf den Agnelli-Kurs eingeschwenkt und verteidigen die Idee einer Königsklassen-Reform.
„Diese Reform der Champions oder Super League kommt so oder so. Wir müssen nun versuchen, da möglichst viel unserer deutschen Interessen reinzupacken“, positionierte Watzke sich sogar noch stärker als Rummenigge, der sich zuletzt in Jojo-Taktik mal für und mal gegen die Reform äußerte.
Die Ablehnung gegen die Reform aus England, Deutschland und Spanien ärgert Agnelli. Es sei enttäuschend, dass die Diskussion um das Projekt nur von Vertretern der großen Ligen geführt werde. „Ich sehe das als Protektionismus gegenüber dem Rest des europäischen Fußballs an“, sagte Agnelli, der auch bestreitet, dass eine Reform nur den Großen zugute käme.
„Es geht um die Clubs von Position 16 bis 40-50 im Club-Ranking“, so der Juventus-Boss: „Ajax war im Halbfinale und hat daheim das Double geholt, aber sie gehen in die Qualifikation. Wie kann Ajax wachsen?“Ihm gehe es bei dem Projekt um Stabilität und das Interesse des europäischen Fußballs.
Rudi Völler findet die Reform „furchtbar“und „schwachsinnig“