Neuer Königsweg
Die Gemeinde Canillas de Aceituno will den Wanderweg nach Sedella instandsetzen und anschließend bewerben
Der spannende Streckenabschnitt des Rundwanderwegs Gran Senda zwischen Sedella und Canillas de Aceituno soll zur Attraktion für Touristen werden.
Die Provinzverwaltung von Málaga arbeitet mit Hochdruck an der Verbesserung von touristischen Anziehungspunkten. Besonders der Gran Senda, ein 745 Kilometer langer Rundwanderweg mit 35 Etappen, der durch 57 Gemeinden der Costa del Sol führt, soll stetig verbessert werden. Und das ist auch notwendig, da immer noch einige Abschnitte fehlen und es mit der Informationsvermittlung etwas hapert.
Von 20 befragten deutschen Residenten wusste zwar jeder, um was es sich beim Gran Senda handelt. Aber niemand wusste etwas darüber, wo dieser Wanderweg entlang führt, wie man an die einzelnen Wanderstellen kommt und wann man überhaupt dort wandern kann. Das will die Gemeinde Canillas de Aceituno mit Hilfe der Provinzverwaltung von Málaga nun ändern.
Der Streckenabschnitt mit dem Namen GR-249, der auch als siebte Etappe des Gran Senda bekannt ist, verläuft von Canillas de Aceituno
vorbei an Sedella bis hin nach Cómpeta. Dabei müssen streckenweise über 150 Höhenmeter überwunden werden.
Der Großteil des Weges von Sedella nach Canillas de Aceituno erfordert körperliche Fitness. Wenige Meter oberhalb einer Kurve der Straße zwischen Canillas de Aceituno und Sedella befindet sich der Picknickplatz La Rahige. Von hier aus kann man die Wanderung in Richtung Sedella beginnen. Die ersten zirka 100 Meter führen einen klassischen Waldweg entlang, der mit herumliegenden Ästen und kleinen Steinen gesäumt ist. Dann folgt man dem Río Almanchares bis ins Gebirge der Sierras de Tejeda, Almijara y Alhama hinein, wo es recht schnell nach oben geht. Zwischen Felsmassiven muss man streckenweise klettern. Für alle diejenigen, die auf Abenteuer stehen, ist dieser Weg eine wahre Freude. Orientieren kann man sich an schwarzen Wasserrohren, die parallel zum Weg verlaufen.
Ein etwas einfacher, aber dennoch recht anspruchsvoller Weg beginnt in der Calle Sierrecilla in der
Gemeinde Canillas de Aceituno. Hier muss man nicht klettern, dafür geht es besonders zu Beginn der Tour steil bergauf, bis man den Bewässerungsgraben erreicht hat, dem man einfach nur noch folgen muss. Auf der Wanderung kommt man an Wasserfällen und zahlreichen kleinen Bergseen vorbei, bis man sich bis zum Wanderabschnitt „El Saltillo“hochgearbeitet hat.
Dabei handelt es sich um einen Weg, der streckenweise ähnlich wie der Caminito del Rey an den Felsen eines Bergmassivs etwa 50 Meter über dem Río Almanchares entlang weiter in Richtung Sedella führt.
Zweiter Königsweg geplant
An dieser Stelle will die Gemeinde Canillas de Aceituno eine 54 Meter lange Hängebrücke über den Fluss installieren. Canillas de
Aceitunos Bürgermeister Vicente Campos (PP) erklärte spanischen Medien kürzlich, dass er die Brücke gerne in einer Höhe von 150 Metern über dem Fluss gehabt hätte. Allerdings hätten die Techniker der Gemeindeverwaltung Bedenken bezüglich der Umsetzbarkeit dieses Vorhabens geäußert, wird Campos zitiert. Darüber hinaus soll der gesamte Wanderweg instandgesetzt werden, der durch starke Regenfälle in den vergangenen Jahren in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Am vergangenen Donnerstag hat Campos den Vertrag für die Umsetzung des Großprojekts unterzeichnet. Auf Facebook verkündete das Gemeindeoberhaupt, dass mit den Arbeiten bereits Anfang 2020 begonnen werden könne. Die Dauer der Arbeiten ist auf sechs
Der Streckenabschnitt GR-249 des Gran Senda soll Touristen anlocken
Monate festgelegt. Es handle sich hierbei um ein Projekt, dass nach jahrelanger Planung und vielen Rückschlägen endlich umgesetzt werden könne, so Campos.
Der Bürgermeister bedankte sich vor allem bei der Provinzverwaltung, ohne deren Hilfe die Umsetzung unmöglich sei. Die Kosten für die Arbeiten belaufen sich auf 554.506 Euro.
Durch die Umsetzung dieses Projekts, das in Wandererkreisen bereits als zweiter Caminito del Rey gilt, werden auch die kleinen Gemeinden Canillas de Aceituno und Sedella in Wert gesetzt.
Touristische Förderung
Beide Gemeinden lebten vor allem von der Landwirtschaft, erklärte Antonio Pérez. Der Wanderer und Wirtschaftswissenschaftler ist der Meinung, dass durch die aktive Förderung der Gemeinden im Tourismusbereich auch der Landflucht junger Menschen entgegengewirkt werden könne. Bei Landflucht handelt es sich um ein Phänomen, bei dem vor allem junge Menschen kleine, ländliche Gemeinden verlassen, um in städtischen Gebieten zu leben und zu arbeiten. Ein Ableger des Königswegs sei deshalb auf alle Fälle ein Vorteil für die Gemeinden, ist sich Pérez sicher.
Zu einer optimalen Förderung der Gemeinde im Tourismusbereich gehöre aber auch eine entsprechende Kommunikation, meint Ilse Gärtner. Die 66-jährige deutsche Wanderin, die die Wintermonate an der Costa del Sol verbringt und vor kurzem den über 2.000 Meter hohen Maroma bestieg, hat eigenen Angaben zufolge stundenlang im Internet verbracht, um sich Informationen über den Wanderweg zu suchen.
„Ich habe nur sehr wenige Anhaltspunkte gefunden, die mir wirklich weiterhalfen. Ich habe weder eine Wanderkarte gefunden, mit der ich etwas hätte anfangen können, noch Infos darüber, wo der Weg losgeht und wie er verläuft. Ich kenne mich in der ganzen Region überhaupt nicht aus. Als nicht Spanisch sprechende Rentnerin ist es fast unmöglich, an nützliche Informationen zu gelangen“, meint Ilse Gärtner.
Am Ende haben ihr Bekannte bei der Informationssuche geholfen, die ebenfalls an der Tour teilgenommen haben.