Wohin geht es?
Genalguacil lockt nicht nur mit Kunst, sondern auch mit Wanderrouten und eindrücklichen Naturkulissen
Genalguacil lockt nicht nur mit Kunst, sondern auch mit Wanderrouten und schönen Naturkulissen.
Ein verrosteter Toyota mit klapperndem Anhänger schiebt sich die Landstraße von Estepona in Richtung Genalguacil hoch. In Serpentinen führt die Straße immer höher, teils geht es steil bergab, teils stolze Steigungen hinauf. Noch zwei Haarnadelkurven, dann erscheint nach etwa eineinhalb Stunden das 400-Seelen-Örtchen Genalguacil.
Auf dem Parkplatz oberhalb des Ortes verrät eine mannshohe Skulptur aus buntem Stein, dass hier Künstler regelmäßig ihre Spuren hinterlassen. Jedes Jahr Mitte August organisiert der Ort unter dem Titel „Encuentros de Arte“Künstleraufenthalte. Einige der Werke werden im Ort aufgestellt. Wer der Küste und des Verkehrslärms überdrüssig ist, der findet in Genalguacil den angemessenen
Hort der Ruhe. Aus der Ferne kräht ein Hahn, eine Ziege meckert vor sich hin, ein Bauarbeiter pfeift ein Lied, während er an einer Wand hämmert.
Sobald sich der Wanderer vom Ort abgewandt und einen von Korkeichen gesäumten Hohlweg betreten hat, umhüllt ihn eine angenehme Stille. Es riecht nach aufgebrochener Erde. Typisch für das Valle del Genal sind auch die Bergeichen, Pinien, Steineichen, Zistrosen und Heidekraut.
Die Korkeichenblätter rascheln sanft im Wind. Vor allem im
Herbst reizen die kupferrot, gelb und hellbraun verfärbten Blätter der Kastanienbäume dazu, hier Wanderungen zu unternehmen. Vor allem für Personen, die gerne fotografieren, lockt die Umgebung mit allerlei ansprechenden Motiven. Einst brachten die Römer die
Kastanie ins Valle del Genal. Heute bildet sie einen wichtigen Wirtschaftszweig. Inzwischen gibt es einige lokale Hersteller, die sich auf die Verarbeitung von Kastanien spezialisiert hat. So kann man in einigen Geschäften in Genalguacil Kastanienmus, Kastanienbrot, Marmelade, glasierte Kastanien, Kastanienmehl oder iberischen Schinken mit Kastanien kaufen.
Rehe und Nachtigallen
Folgt der Wanderer dem Schild mit der Aufschrift „Camino de Saucedo“, so gelangt er nach etwa zwei Kilometern auf einen Kamm. Blickt er von hier aus nach rechts, so kann er die Orte Gaucín, Benarrabá und Algatocín sehen.
Von hier aus gleichen die Ortschaften eher Baumwolldolden, die sich willkürlich an den Gebirgszügen verteilt haben. Zwei
Maultiere blicken den beiden Wanderern neugierig entgegen. Im Dezember haben sie Urlaub, denn nachdem der Kork Ende August geerntet wurde, den sie von den Bergen zu den Sammelplätzen schleppen müssen, können sie nun erst einmal Kräfte sammeln für die nächste Saison.
Rechts vom Weg raschelt es im Gebüsch. Durch die Blätter ist der schillernde Rücken einer Hufeisennatter zu sehen. Rasch verschwindet sie in einer Felsspalte. Das Valle del Genal bietet auch einen Lebensraum für Rehe, Dachse, den mit den Mungos verwandten Meloncillos und Wildkatzen. Und auch Kaiseradler, Gänsegeier, Uhus und die Eurasische Wasseramsel, Nachtigallen und Rothkehlchen sind hier zu Hause.
Paradies für Pilzesammler
Im Valle del Genal können Naturfreunde und Pilzkenner Pilze sammeln. Sie schwören auf den Kaiserling (Amanita Cesárea) auch Orangefarberner Wurstling (Oronja) und Eigelb (Yema de Huevo) genannt. Er wächst in im Valle del Genal oft an Kastanienbäumen und war schon bei den Römern sehr beliebt.
Nach rund eineinhalb Stunden endet der Rundweg oberhalb des Ortes. Die Wanderer haben nun ordentlich Hunger bekommen. Der Pub Cabry lockt mit Spezialitäten aus der Region. Paco, der Wirt, freut sich diebisch, dass die beiden Frauen, die gut bestückte Platte mit Tortilla – selbstverständlich mit Eiern von glücklichen Hühnern – Chorizo, Ziegenkäse und Butifarra und Landbrot aus Algatocín sofort wegputzen. Paco lacht: „Für eine Diät eignet sich das nicht, aber alles kommt von hier. Da müsst ihr gleich nochmal loslaufen, um die Kalorien zu verbrennen.“
Weitere Wanderrouten
Heute wohl nicht mehr, aber beim nächsten Mal bestimmt, denn nahe des Ortes warten noch weitere Routen auf die Wanderer.
So ist Genalguacil auch der ideale Ausgangspunkt, um nach Casares, Jubrique oder zum Gebiet Los Reales zu wandern. Je nach Kondition bieten sich Wanderungen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden an. Eines ist gewiss: Für seine Anstrengungen wird der Wanderer mit einzigartigen Naturkulissen belohnt.