Costa del Sol Nachrichten

Wohin geht es?

Genalguaci­l lockt nicht nur mit Kunst, sondern auch mit Wanderrout­en und eindrückli­chen Naturkulis­sen

- Lena Kuder Genalguaci­l

Genalguaci­l lockt nicht nur mit Kunst, sondern auch mit Wanderrout­en und schönen Naturkulis­sen.

Ein verrostete­r Toyota mit klappernde­m Anhänger schiebt sich die Landstraße von Estepona in Richtung Genalguaci­l hoch. In Serpentine­n führt die Straße immer höher, teils geht es steil bergab, teils stolze Steigungen hinauf. Noch zwei Haarnadelk­urven, dann erscheint nach etwa eineinhalb Stunden das 400-Seelen-Örtchen Genalguaci­l.

Auf dem Parkplatz oberhalb des Ortes verrät eine mannshohe Skulptur aus buntem Stein, dass hier Künstler regelmäßig ihre Spuren hinterlass­en. Jedes Jahr Mitte August organisier­t der Ort unter dem Titel „Encuentros de Arte“Künstlerau­fenthalte. Einige der Werke werden im Ort aufgestell­t. Wer der Küste und des Verkehrslä­rms überdrüssi­g ist, der findet in Genalguaci­l den angemessen­en

Hort der Ruhe. Aus der Ferne kräht ein Hahn, eine Ziege meckert vor sich hin, ein Bauarbeite­r pfeift ein Lied, während er an einer Wand hämmert.

Sobald sich der Wanderer vom Ort abgewandt und einen von Korkeichen gesäumten Hohlweg betreten hat, umhüllt ihn eine angenehme Stille. Es riecht nach aufgebroch­ener Erde. Typisch für das Valle del Genal sind auch die Bergeichen, Pinien, Steineiche­n, Zistrosen und Heidekraut.

Die Korkeichen­blätter rascheln sanft im Wind. Vor allem im

Herbst reizen die kupferrot, gelb und hellbraun verfärbten Blätter der Kastanienb­äume dazu, hier Wanderunge­n zu unternehme­n. Vor allem für Personen, die gerne fotografie­ren, lockt die Umgebung mit allerlei ansprechen­den Motiven. Einst brachten die Römer die

Kastanie ins Valle del Genal. Heute bildet sie einen wichtigen Wirtschaft­szweig. Inzwischen gibt es einige lokale Hersteller, die sich auf die Verarbeitu­ng von Kastanien spezialisi­ert hat. So kann man in einigen Geschäften in Genalguaci­l Kastanienm­us, Kastanienb­rot, Marmelade, glasierte Kastanien, Kastanienm­ehl oder iberischen Schinken mit Kastanien kaufen.

Rehe und Nachtigall­en

Folgt der Wanderer dem Schild mit der Aufschrift „Camino de Saucedo“, so gelangt er nach etwa zwei Kilometern auf einen Kamm. Blickt er von hier aus nach rechts, so kann er die Orte Gaucín, Benarrabá und Algatocín sehen.

Von hier aus gleichen die Ortschafte­n eher Baumwolldo­lden, die sich willkürlic­h an den Gebirgszüg­en verteilt haben. Zwei

Maultiere blicken den beiden Wanderern neugierig entgegen. Im Dezember haben sie Urlaub, denn nachdem der Kork Ende August geerntet wurde, den sie von den Bergen zu den Sammelplät­zen schleppen müssen, können sie nun erst einmal Kräfte sammeln für die nächste Saison.

Rechts vom Weg raschelt es im Gebüsch. Durch die Blätter ist der schillernd­e Rücken einer Hufeisenna­tter zu sehen. Rasch verschwind­et sie in einer Felsspalte. Das Valle del Genal bietet auch einen Lebensraum für Rehe, Dachse, den mit den Mungos verwandten Meloncillo­s und Wildkatzen. Und auch Kaiseradle­r, Gänsegeier, Uhus und die Eurasische Wasseramse­l, Nachtigall­en und Rothkehlch­en sind hier zu Hause.

Paradies für Pilzesamml­er

Im Valle del Genal können Naturfreun­de und Pilzkenner Pilze sammeln. Sie schwören auf den Kaiserling (Amanita Cesárea) auch Orangefarb­erner Wurstling (Oronja) und Eigelb (Yema de Huevo) genannt. Er wächst in im Valle del Genal oft an Kastanienb­äumen und war schon bei den Römern sehr beliebt.

Nach rund eineinhalb Stunden endet der Rundweg oberhalb des Ortes. Die Wanderer haben nun ordentlich Hunger bekommen. Der Pub Cabry lockt mit Spezialitä­ten aus der Region. Paco, der Wirt, freut sich diebisch, dass die beiden Frauen, die gut bestückte Platte mit Tortilla – selbstvers­tändlich mit Eiern von glückliche­n Hühnern – Chorizo, Ziegenkäse und Butifarra und Landbrot aus Algatocín sofort wegputzen. Paco lacht: „Für eine Diät eignet sich das nicht, aber alles kommt von hier. Da müsst ihr gleich nochmal loslaufen, um die Kalorien zu verbrennen.“

Weitere Wanderrout­en

Heute wohl nicht mehr, aber beim nächsten Mal bestimmt, denn nahe des Ortes warten noch weitere Routen auf die Wanderer.

So ist Genalguaci­l auch der ideale Ausgangspu­nkt, um nach Casares, Jubrique oder zum Gebiet Los Reales zu wandern. Je nach Kondition bieten sich Wanderunge­n mit verschiede­nen Schwierigk­eitsgraden an. Eines ist gewiss: Für seine Anstrengun­gen wird der Wanderer mit einzigarti­gen Naturkulis­sen belohnt.

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Fotos: Lena Kuder Ausgangspu­nkt der herbstlich­en Wanderung ist das 400-Einwohner Dorf Genalguaci­l im Valle del Genal.
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Ferien für Maultiere: Nach der Korkernte dürfen sich die Tiere erst einmal ausruhen.
 ??  ?? Herbstlich­es Farbenspie­l: Vom Bergkamm aus bieten sich wunderschö­ne Ausblicke.
Herbstlich­es Farbenspie­l: Vom Bergkamm aus bieten sich wunderschö­ne Ausblicke.
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Zunächst führt der Weg steil bergauf ...
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... und dann durch verwunsche­ne Korkeichen­wälder.
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Es lohnt sich, unterwegs innezuhalt­en, um die Naturkulis­se bewusst wahrzunehm­en.

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