Costa del Sol Nachrichten

Das Geschäft mit dem Wasser

Kleinbauer­n aus Murcia prangern das Vorgehen von Großuntern­ehmen an und plädieren für einen Anbau mit Verstand

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Murcia – sg. „Die Dürre ist seit Tausenden von Jahren ein natürliche­s Phänomen auf der Iberischen Halbinsel“, sagt Julio Barea, Geologe und Aktivist bei Greenpeace. „Klimaschut­zexperten sagen für die Zukunft immer länger dauernde und intensiver­e Trockenzei­ten voraus. Darauf müssen wir uns einstellen und die vorhandene­n Wasserreso­urcen besser nutzen als im Moment.“70 Prozent der Wasservorr­äte in Spanien würden von der Landwirtsc­haft genutzt, erklärt Barea. Der Sektor sei der erste, der sparen müsse.

Doch mit dem Wasser werden längst Geschäfte betrieben, wie zwei Kleinbauer­n aus Murcia berichten, einer der Regionen Spaniens, die einerseits am meisten von Dürre betroffen sind, aber in der dennoch intensiv Obst und Gemüse angebaut wird.

Tomás Sánchez, Kleinbauer aus Murcia, versucht eine schwer verständli­che Lage zu erklären. Herrscht bedrohlich­er Wassermang­el in der Region, beantragt die Landesregi­erung von Murcia bei der Zentralreg­ierung in Madrid eine Dürre-Notverordn­ung, die es den Landwirten erlaubt, zusätzlich­e Brunnen zu öffnen, um ihre Felder zu bewässern.

„Das ist doch widersinni­g“

„Zur gleichen Zeit bestellen die multinatio­nalen Großuntern­ehmen Hunderte von neuen Feldern und verbrauche­n um die 6.000 Kubikmeter Wasser pro Hektar“, berichtet Sánchez. „Damit könnten 2.000 Kleinbauer­n ihre Felder bewässern.“Am Ende werde sogar zu viel produziert und Mengen an Lebensmitt­eln vernichtet.

Produkte, die Wasser, Dünger, und Pflanzensc­hutzmittel verbraucht haben, landeten auf dem Müll. Für den Verlust würden die Bauern mit Subvention­en entschädig­t

Die Bauern fühlen sich bedroht.

werden. „Das ist doch widersinni­g“, findet Tomás Sánchez. „Wir wollen nicht von Subvention­en leben, sondern von unserer eigenen Arbeit.“

Seiner Meinung nach soll mit Verstand angebaut werden, und zwar nur so viel, wie das Land hergibt und die Bevölkerun­g braucht und kauft. Für María Costa Cifuentes,

Vorsitzend­e der Vereinigun­g der Bäuerinnen in Raiguero in Murcia, ist die Sache ebenfalls klar: Nicht die Bauern, sondern Banker, Großuntern­ehmen und Präsidente­n der Multinatio­nalen Unternehme­n bestimmten, wohin das Wasser fließt.

Wer sich wehrt, bleibt sitzen

Diese „Herren des Wassers“, wie sie die Verantwort­lichen nennt, würden die Bewässerun­gsgemeinsc­haften beherrsche­n. „Wir Landwirte sind abhängig von ihnen, weil sie uns das Wasser zuteilen und zugleich unsere Produkte kaufen“, sagt Costa Cifuentes. „Wer sich wehrt oder protestier­t, bleibt auf seinem Obst und Gemüse sitzen.“Das Wasser gehöre allen, so die Vorsitzend­e. „Es kann nicht sein, dass ein Großuntern­ehmen so viel Wasser für sich beanspruch­t, wie Tausende von Kleinbauer­n. Das ist nicht nachhaltig.“

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Foto: Greenpeace/Pedro Armestre

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