Unter den Nagel gerissen
Justizministerium verhindert Veröffentlichung der Liste kirchlicher Immobilien
Madrid – ck. Über 22 Mitarbeiter und ein Budget von 2,2 Millionen Euro verfügt der Rat für Transparenz und Gutes Regieren. Damit soll die 2014 gegründete unabhängige Institution dafür sorgen, dass den Bürgern keine Informationen vorenthalten werden. Das meiste Geld geht für Gehälter und Anwaltskosten drauf, denn es hat sich erwiesen, dass die Regierungsanwälte, die ursprünglich eingesetzt werden sollten, nicht geeignet sind, für den Rat zu arbeiten, da die meisten Klagen wegen mangelnder Transparenz sich eben gegen die Regierung richten.
Seit Monaten zieht sich der Fall über die Geheimhaltung der Besitztümer der katholischen Kirche hin. Der Rat für Transparenz forderte im September die Veröffentlichung (CBN 1.862), doch das Justizministerium legte Einspruch gegen den Ratsbeschluss ein und weigert sich, die Liste von 30.000 Objekten, die ihr seit August 2018 vorliegt, bekannt zu machen.
Ein Gesetz von 1946 und die Reform des Hypothekengesetzes durch die konservative Regierung José María Aznars von 1998 hat es der Kirche bis 2015 ermöglicht, ohne Nachweise und nur durch die Unterschrift des Bischofs Immobilien ins Grundbuch eintragen zu lassen. Dazu gehören Kathedralen, Kirchen und Kapellen, aber auch Pfarrhäuser, Schulen, Plätze, Brunnen und Friedhöfe.
Einige sind nachweislich Allgemeingut gewesen und werden von Regierung, Rathäusern oder Privatpersonen zurückgefordert.
Minarett der Moschee-Kathedrale in Córdoba.
Sollte die Liste veröffentlicht werden, droht eine Flut von Klagen.
Das bekannteste Beispiel ist die Moschee-Kathedrale in Córdoba. Aber „El País“hat weitere Fälle aufgeführt, in denen die Kirche
recht unchristlich vorging. Besonders kritisch sind Zwangsräumungen. So zählt der Vorsitzende der Plattform zur Verteidigung des Kulturguts in Navarra, Carlos Armendáriz, mindestens drei Fälle auf, in denen betagte Personen, die ihr ganzes Leben in Pfarrhäusern zur Miete wohnten, plötzlich auf die Straße gesetzt wurden, ohne dass klar war, dass die Pfarrhäuser tatsächlich der Kirche gehörten. Manchmal waren es Dorfhäuser, die der Kirche zur Verfügung gestellt worden waren und die diese später ins Grundbuch eintragen ließ.
In Alcalá de Henares hat die Kirche den Platz der Santos Niños 2003 registrieren lassen. Davon erfuhr das Rathaus erst 2016, als der Bürgermeister den Platz umgestalten wollte. Dokumente seit dem 16. Jahrhundert beweisen eindeutig, dass die Anlage der Stadt gehörte. In Toledo ging das Monument Santa María la Blanca 2012 offiziell in Kirchenbesitz über. Dabei handelt es sich um eine Synagoge aus dem 12. Jahrhundert.
Der Präsident der Jüdischen Gemeinden in Spanien, Isaak Querub, bittet um eine symbolische Übertragung als Geste an die Juden. „Wir haben nicht die Mittel, das Gebäude zu unterhalten, aber es war als Nationales Monument anerkannt und sollte den Besuchern als Große Synagoge von Toledo offenstehen.“
In Cartagena sind gläubige Christen um ihre letzte Ruhestätte gebracht worden. Für viel Geld hatten sie sich vor Jahrzehnten Parzellen auf dem Friedhof La Palma für ewige Familiengrabstätten gekauft. Als die Kirche den Friedhof 2010 registrieren ließ, änderte sie die Abmachung auf eine Laufzeit von 50 Jahren. Die Hinterbliebenen der Betroffenen ziehen vor Gericht.