Schlechte Preise für Olivenöl
Landwirte klagen über niedrige Erzeugerpreise – Enttäuschung über EU-Hilfen
Madrid – sk. Die EU wird die Olivenölkrise und das Problem der niedrigen Erzeugerpreise nicht lösen. Die Agrar- und Landwirtschaftsverbände haben enttäuscht auf die ihrer Ansicht nach „ineffiziente“EU-Entscheidung reagiert, die Menge gelagertes Olivenöl zu deckeln und die Landwirte mit gerademal 0,83 Euro pro Tonne und Tag über einen Zeitraum von 180 Tagen zu subventionieren.
Die Agrarverbände rechnen mit einer Ernte von etwa 1,2 Millionen Tonnen Olivenöl. Die Erzeugerpreise der Klasse Virgen Extra belaufen sich derzeit auf 2,20 Euro der Liter, 1,90 Euro für Virgen und 1,80 Euro für das minderwertigere Lampante-Öl. Vor zwei Jahren etwa lagen die Erzeugerpreise bei vier Euro – also fast doppelt so hoch. Der aktuelle Preiseinbruch hängt mit „einem historischen Überangebot“oder mit anderen Worten, dem Überschuss aus dem Vorjahr zusammen. Keineswegs aber ist das der einzige Faktor, der die Preise in den Keller drückt.
Das Malheur wird noch von einem rudimentär organisierten und kaum regulierten Vertrieb verstärkt. Die Landwirte schließen sich zunehmend in Genossenschaften zusammen. Aber 900 größere Cooperativas bilden noch keinen starken Bund, der gegenüber den mächtigen Zulieferern und Supermärkten auf die Erzeugerpreise pochen könnte, mit denen die Landwirte zufrieden sein könnten. Alicantiner Bauern klagten, dass sie nur 20 Cent für das Kilo Oliven bekommen. Wozu dann Olivenbäume abernten, wenn die Kosten dafür den Ertrag übersteigen?
Erfahrungen zeigen auch, dass spanische Verbraucher bei Literpreisen von mehr als vier Euro auf die „Sonnenblume“umsteigen. Anders als in Italien waren Kampagnen für Olivenöl als ein Qualitätsprodukt,
Wieso ernten, wenn die Kosten den Ertrag übersteigen?
das seinen Preis hat, hier nicht von Erfolg gekrönt. Die Handelsmarken der Supermärkte machen 60 Prozent Marktanteil aus. Allzu groß ist der Spielraum für faire Erzeugerpreise also gar nicht, weil die Wertschätzung des Endprodukts nicht hoch genug ist.
Eine weitere Schwierigkeit ist, dass der Sektor in sich zweigeteilt ist, in die intensiven Olivenplantagen
und den traditionellen Trockenanbau. Der billigere industrielle Anbau kommt auf Produktionskosten von 2,75 Euro das Kilo und kann sich höherer EU-Förderungen erfreuen, während der nachhaltige und ökologisch wie sozial viel wertvollere Anbau aus verschiedenen Gründen bei 3,50 Euro Produktionskosten liegt.
Das Fass zum Überlaufen bringt der spanische Olivenöl-Export. Die Industrie muss paradoxerweise rund 60.000 Tonnen Öl aus Griechenland, Portugal und Nordafrika einkaufen. Die USA haben im Oktober auf in Flaschen abgefüllte spanische Öle Schutzzölle von 25 Prozent verhängt, was deren Verkauf dort nicht nur praktisch unmöglich macht, sondern auch den mühsam aufgebauten guten Ruf der Produkte schwer beschädigt.