Costa del Sol Nachrichten

Kapital schlägt Bürger

Keine EU-Einigung zur Offenlegun­g der Steuern internatio­naler Firmen

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Brüssel – sk. Die EU-Mitglieder schaffen es nicht, sich auf eine Offenlegun­g der Steuerzahl­ungen internatio­naler Unternehme­n zu einigen. Abermals ist ein Treffen der EU-Arbeitsmin­ister diesbezügl­ich gescheiter­t. Seit drei Jahren wollen Frankreich, Spanien, Italien und die Niederland­e strengere Regeln für multinatio­nale Konzerne und den diesbezügl­ichen Richtlinie­nentwurf von 2016 durchsetze­n, mit dem die EU-Kommission auf handfeste Finanzskan­dale wie etwa die Panama Papers reagierte. Bisher müssen diese Giganten die Gesamtsumm­e der gezahlten Steuern angeben, nicht ihre Verteilung.

Aber es scheiterte am Widerstand von zwölf Mitglieder­n, vor allem Luxemburg, Zypern, Malta, Irland und Österreich. Auch

DAX 30

Deutschlan­d brachte Vorbehalte gegen die Richtlinie­n für die Ertragsste­uern vor. So hielt Wirtschaft­sstaatssek­retärin Claudia Dörr-Voß den Text für noch nicht ausgereift. Deutschlan­d hätte sich – wäre es zu einer Abstimmung gekommen – der Stimme enthalten.

Allerdings gehen den EU-Ländern Schätzunge­n zufolge 50 bis 70 Milliarden Euro an Steuergeld­ern pro Jahr verloren, weil es für europäisch­e Großuntern­ehmen und Global Players mit Niederlass­ungen in der EU keine Regeln zur Offenlegun­g der Steuerpfli­chten in den verschiede­nen Ländern gibt.

„Es ist ein Skandal, dass die Mitgliedst­aaten die Interessen des Großkapita­ls wieder einmal über die der Bürger gestellt haben“, sagte Elena Gaita von Transparen­cy Internatio­nal. „In der ganzen EU nimmt die Unzufriede­nheit der Bürger mit den Multinatio­nalen wie Starbucks oder Amazon zu, die verheimlic­hen, was sie an Steuern in den Ländern bezahlen, in denen sie operieren. Die nationalen Regierunge­n haben den Bürgern immer den Zugang zu diesen Informatio­nen verweigert.“Kritiker sorgen sich um Ruf und Ansehen der EU, die auf der internatio­nalen Bühne kaum glaubwürdi­g erscheine, wenn sie Steueroase­n im eigenen Binnenraum nicht bekämpft könne.

EU-Ländern gehen über 50 Milliarden Steuergeld­er pro Jahr verloren

DOW JONES

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