Sicher durch den Winter
Heizen mit Gas, Holz und Öl ist nicht ungefährlich – Tipps vom Sachverständigen Holger Sincl
Alicante – red. Fossile Brennstoffe wie Gas, Holz, Pellets, Diesel, Benzin und Heizöl tragen zum Komfort und Wohlbefinden des Menschen bei. Bei einem falschen Umgang können diese Stoffe aber schnell zur Gefahr für den Nutzer und dessen Umgebung werden. Jeden Winter macht zumindest eine explodierte Gasflasche Schlagzeilen, oft mit Todesfolge oder unbewohnbaren Gebäuden als Konsequenz. Die folgenden Hinweise von Holger Sincl, Sachverständiger für Brand- und Katastrophenschutz, sollen dazu beitragen, fossile Brennstoffe sicher zu nutzen. Bei diesen wird die Unterscheidung grundsätzlich nach ihrem Aggregatzustand getroffen.
Gasförmige Brennstoffe
In Spanien werden, etwa zum Heizen und Kochen, hauptsächlich gasförmige Brennstoffe verwendet. Diese sind bei fachgerechter Lagerung und Anwendung ungefährlich, wenn einige Punkte beachtet werden. „Die Installierung der Gasanlage sollte nur durch von Repsol beziehungsweise Cepsa zugelassene Fachfirmen erfolgen“, sagt Holger Sincl. Auch die Prüfung und Wartung aller Bestandteile der Anlage sollten nur zugelassene Personen in regelmäßigen Abständen vornehmen.
Beim Betrieb einer Gasanlage ist darauf zu achten, dass auch in den Räumen eine ausreichende Beund Entlüftung vorhanden ist, damit Butan beziehungsweise Propan und die schädigenden Gase wie Kohlendioxyd (CO2 – ist schwerer als Luft; also Zwangslüftung in Bodennähe) und Kohlenmonoxid (CO – ist leichter als Luft; also Zwangslüftung an oberster Stelle im Raum) vorhanden sind. Auch entsprechende Warnmelder für das verwendete Gas sowie CO- beziehungsweise CO2-Melder sollten vorhanden sein.
Auch bei der Verwendung von Gasflaschen, die es in den Größen fünf, elf oder 33 Kilogramm gibt, muss einiges beachtet werden. „Bei der Aufstellung von Gasflaschen
sollten diese gegen unbefugte Personen und direkte Sonneneinstrahlung geschützt werden, da eine Temperaturerhöhung eine Druckerhöhung der Flüssiggasflasche hervorruft und Teile der Installationen wie Schläuche etc. porös werden können“, sagt Sincl.
Das Aufstellen oder Lagern von Flaschen beziehungsweise Behältern mit Flüssiggas sei unzulässig in Räumen unter Erdniveau (zum Beispiel Kellerräume) und über Abflüssen, da Butan und Propan schwerer als Luft sind und sich wie Wasser über den Boden verbreiten können. Auch in Treppenräumen, Fluren, Durchgängen und Durchfahrten sollten die Gasflaschen nicht stehen.
Es sei außerdem sinnvoll, Hinweistafeln, die auf das Vorhandensein von Druckgasflaschen, auf das Rauchverbot und das Verbot mit dem Umgang von offenem Feuer aufmerksam machen, aufzustellen. Eine eindeutige Zuordnung, welche Behälter sich in Betrieb befinden, also welche noch voll beziehungsweise leer sind, sollte ebenfalls vorhanden sein, um Bedienungsfehler zu verhindern.
Es verstehe sich von selbst, dass auch bei Gasflaschen eine ausreichende Be- und Entlüftung, zum Beispiel durch Öffnungen im Mauer- oder Schrankbereich, vorhanden sein müssen. „Sollten elektrisch betriebene Lüfter im Explosionsbereich der Gase eingesetzt werden, sind diese nur in explosionsgeschützter Form zu verwenden“, meint der Sachverständige.
Zusammenfassend gibt es laut Holger Sincl also beim Transport,
der Lagerung und der Handhabung von gasförmigen Brennstoffen folgende Risiken:
● Erstickungsgefahr
● Brand- bzw. Explosionsgefahr
● Bersten von Behältern, Rohrleitungen bzw. Armaturen
● Druckwirkung durch unkontrollierten Gasstrahl
● Stoßwellen von Explosionen
● Zu hohe Außentemperaturen (zum Beispiel durch Sonneneinstrahlung oder Brand) auf Behälter, Leitungen oder Armaturen
● Zu hoher Druck
● Falscher Werkstoff, etwa bei Leitungsverlegung
● Keine oder schlechte Prüfung und/oder Wartung
● Nicht funktionsfähige Sicherheitseinrichtungen
● Vernachlässigung der Explosionsschutzmaßnahmen nach Vorgaben der Lieferanten
„Unkontrolliert ausströmendes Gas bildet regelrecht unsichtbare Seen an tiefer gelegenen Stellen, die hochexplosive Gas-Luft-Gemische sind“, warnt Holger Sincl. „Das Einzige, was zu einer Explosion mit verheerenden Folgen dann noch fehlt, ist ein Zündfunke.“
Feste Brennstoffe
Bei der Verwendung von Holz und Holzpellets sollte laut Sincl beachtet werden, dass der Kamin beziehungsweise Abzug ordnungsgemäß ausgeführt ist Informationen können beim Schornsteinfeger eingeholt werden. „Zu einer Abnahme durch einen Schornsteinfeger ist dringend zu raten“, meint der deutsche Sachverständige. Auch bei Holz und Pellets sei für eine ausreichende Zwangsquerlüftung zu sorgen, da auch hier die gefährlichen Gase CO und CO2 entstehen können.
Selbst beim Betrieb von Lüftungsanlagen und Dunstabzugshauben, deren Absaugung direkt ins Freie führt und die keine Umlüfter sind, rät Sincl, ausreichend Zuluft durch Zwangsöffnungen im Mauerwerk oder durch Türen und Fenster zu garantieren. Die zugeführte Menge sollte der Absaugluft der Geräte entsprechen, damit man nicht durch CO- beziehungsweise CO2-Gase „erstickt“.
Flüssige Brennstoffe
Heizöl wird zum Betreiben von Ölöfen und Heizungsanlagen verwendet, Diesel und Benzin hingegen werden in erster Linie in Verbrennungsmotoren eingesetzt und im häuslichen Bereich beispielsweise für Notstromerzeuger. Dekofeuer in Wohnungen werden hauptsächlich mit Alkohol oder auch Petroleum betrieben.
„Alle diese Brennstoffe sind brennbar und explosionsgefährlich, da es sich hierbei um brennbare Flüssigkeiten handelt“, warnt
Holger Sincl. Dämpfe von Heizöl, Diesel, Benzin beziehungsweise Alkohol verhielten sich ähnlich wie brennbare Gase: „Sie sind grundsätzlich schwerer als Luft, wobei je nach Luftbewegung diese Dämpfe im gesamten Umfeld vorhanden sein können.“
Auch bei diesen Brennstoffen seien die Sicherheitsmaßnahmen zwingend zu beachten, um Risiken auszuschließen. „Es versteht sich von selbst, dass Rauchmelder in jeder Wohnung vorhanden sein sollten“, sagt Sachverständiger Holger Sincl. Diese würden zuverlässig vor Brandrauch warnen, vor allem da sich der menschliche Geruchsinn im Schlaf ausschaltet. „Fehlende Rauchmelder sind Ihr Todesurteil“, meint Sincl, „denn nach wenigen Atemzügen wirken die Rauchgase narkotisierend, das bedeutet, Sie schlafen ein oder fallen in den Tiefschlaf – und werden nicht mehr wach. Rauchmelder retten Ihr Leben und das anderer Menschen und Tiere.“
Geprüfte Feuerlöscher, die man auch bedienen können sollte, dürfen ebenfalls nicht fehlen. Empfehlenswert seien Modelle mit der Brandklassenbezeichnung A, B und F. Mit A können brennbare feste Stoffe (z.B. Holz, Einrichtungsgegenstände), mit B flüssige Stoffe (z.B. Diesel, Benzin, Heizöl, Alkohole) und mit F Fette (z.B. Haushaltsfette) gelöscht werden. Die Feuerlöscher sollten außerhalb des Gefahrenbereiches und leicht zugänglich aufbewahrt werden.
Unabdingbar ist auch das
Wissen über die Notrufnummer
112. „Im Vorhinein sollten Überlegungen angestellt werden, wie die Rettungskräfte überhaupt zu Ihnen kommen können“, gibt der Sachverständige zu bedenken. Hin und wieder seien Zufahrtswege und Adressen für die Rettungskräfte nicht sofort zu finden. Bei unübersichtlichen Urbanisationen könnten am Einfahrtbereich Lagepläne sehr hilfreich sein.