Unser Jesús
Porträt eines Jungen aus dem Ort
Der Name Jesus kommt hier in Spanien sehr oft vor, sogar einige Mädchen werden so genannt. ,,María-Jesús“usw. Kommen wir jetzt zu unserem Jesus. Nein, nicht zu Jesus aus Nazaret, sondern zu unserem Jesús aus dem Dorf. Der junge Mann ist 23 Jahre, sehr gutaussehend und immer fröhlich lachend. Pechschwarzes Haar umrankt sein hübsches Gesicht. Nur mit dem weiblichen Geschlecht, da kommt er nicht so richtig klar. Mit anderen Worten, er ist zu schüchtern.
Alle Versuche seiner Freunde, ihn in die Kunst der Liebe einzuweihen, scheiterten. Selbst die Mädchen aus dem Dorf sehen sich lieber nach Jungs aus den Nachbarorten um. Nachbarn meinten, wenn nichts mehr klappt, ab ins Kloster oder schwul könne er ja immer noch werden. Das steht ja jeden Mann offen.
Aber seine Mutter arbeitet dagegen. Sie lässt ihren Jungen nicht mehr in die Küche. Denn ein Gerücht besagt in Spanien, wenn sich junge Männer lange in der Küche aufhalten, könnten sie homosexuell werden. Einige sahen ihn schon, als ,,den schönen Engel, der Jesús heißt“durch die einschlägigen Clubs fliegen. Ein Spötter meinte noch: ,,Da wird er sicher noch zur Mutti des Monats gewählt“.
Alles nur böse Unterstellungen und Vermutungen. Bis eines Tages der Knoten platzte. Woran es gelegen hat, darüber rätseln wir alle. Jedenfalls spricht Jesús nun die Mädchen auch von sich aus an. Tapfer steuert er auf seine Opfer los. Sein Spruch: ,,Jesús liebt Dich“greift fast immer.
Ob er den aus einer religiösen Fernsehsendung oder von einem Priester hat, darüber schweigt er. Jedenfalls zieht er jetzt Abend für Abend durch die Discotheken und bekehrt so die Schönen der Nacht.
Seinen ,,Segen“bekommen viele der chicas aber erst bei ihm im Bett. Am nächsten Morgen, wenn er sie unchristlich rausschmeißt, ruft er ihnen hinterher: ,,Denk‘ immer daran, Jesús liebt Dich“. Was bei vielen Mädchen aber Ratlosigkeit und Verwirrung hervorruft.