Deutschsprachige Szene im Blick
Die Österreicherin Gabriela Wenko bietet alleinreisenden Frauen einen Platz, an dem sie sich im Urlaub gut aufgehoben fühlen
Auswandern als Single-Frau: Die Österreicherin Gabriela Wenko hat sich in Casarabonela ihren Traum vom Leben im Süden erfüllt. In ihrem Häuschen bietet sie alleinreisenden Frauen einen Platz, an dem sie sich sicher und gut aufgehoben fühlen
Reisen ist für viele Menschen die beliebteste Freizeitbeschäftigung. Man möchte dem Alltag und dem Stress entkommen, etwas von der Welt sehen, am Strand faulenzen, in den Bergen wandern oder andere Kulturen kennenlernen. Mittelund Nordeuropäer zieht es dabei meist in südliche Gefilde, wo die Sonne scheint, der Himmel blau ist und die Temperaturen angenehme Tage versprechen. Gereist wird gerne mit der Familie, mit Freunden oder den Lebensgefährten. Sich alleine in das Abenteuer und die Ungewissheit zu stürzen, das tun nicht viele.
„Als junge Frau war ich sehr schüchtern, ich habe mich nicht einmal alleine ins Kaffeehaus getraut“, sagt Gabriela Wenko. Die gebürtige Wienerin sitzt auf der Terrasse ihres Landhauses im schönen Casarabonela im Hinterland der Costa del Sol und blickt gut gelaunt auf die sanfte hügelige Landschaft, während ihre Hunde Daisy und Luna begeistert durch den Garten tollen. „Für Frauen ist es oft eine Herausforderung, alleine zu reisen. Vor allem, wenn man sein Leben lang einen Partner gehabt hat, sich dann aber trennt oder Witwe wird“, fährt Wenko fort. Man sitze daheim, habe keinen Anhaltspunkt mehr, würde gerne Urlaub machen, habe zwar die finanziellen Möglichkeiten, bringe aber nicht den Mut auf. Aus eigener Erfahrung weiß Wenko, dass sich Frauen, die sich trotzdem auf das Wagnis Single-Reise einlassen, meist keine positiven Erfahrungen machen. Im Hotel sei man als Alleinreisende immer auf dem Abstellgleis: Für das doppelte Geld bekomme man das schlechteste Zimmer oder den unbeliebtesten Tisch im Restaurant, neben dem Aufzug, der Toilette oder mit Blick auf den Hinterhof.
„Ich habe das selbst erlitten. Am Anfang, als ich als alleinerziehende Mutter mit den Kindern unterwegs war, ging es noch, aber als ich später alleine gereist bin, war das nicht sehr angenehm“, erzählt die 56-Jährige. Erfahrungen, die sie dazu motivierten, alternative Urlaubsmöglichkeiten auszutesten.
Wie im Schoß der Familie
Ab sofort machte sie einen Bogen um große, eher unpersönliche Hotels und suchte sich kleinere Feriendomizile aus. Und nachdem sie sich bei einer Reise ins marokkanische Marrakesch in einem RiadHotel mit nur 20 Zimmern gut behütet und wie im Schoß der Fami
lie gefühlt hatte, war ihr klar, was Frauen, die alleine reisen, brauchen, um sich aufgehoben und sicher zu fühlen. Selbst wenn man sich bei diesen Single-Reisen in Länder wagt, die völlig verschieden von der eigenen Kultur und Mentalität sind.
2014 brach Wenko die Brücken in Österreich ab und ließ sich in ihrer Wahlheimat Andalusien nieder. In den ersten vier Jahren lebte sie in einer großen Wohnung mit tollem Meerblick in Calahonda und fühlte sich pudelwohl. Auch, weil ihr das mildere südspanische Klima gesundheitliche Linderung brachte. Denn Wenko leidet an einer seltenen Krankheit, der Kälteurtikaria, bei der durch kalte Temperaturen allergische Reaktionen ausgelöst werden, die sogar zum Tod führen können. Außentemperaturen, die unter ihrer Körpertemperatur liegen, verursachen bei ihr Blasen und Pusteln auf der Haut. Das sei ähnlich wie bei Menschen, die auf Licht allergisch reagieren, erzählt sie.
Offen für alternative Wege
In Österreich habe sie nicht mehr normal leben und arbeiten können. Und weil die konventionelle Medizin bei dieser Krankheit kaum Erleichterung verschaffen kann, hat Gabriela Wenko schon vor vielen Jahren damit begonnen, sich mit alternativen Heilmethoden zu beschäftigen. Seit 1996 arbeitete sie im Vorarlberg erfolgreich mit der Kristall-Farblicht-Therapie nach der Eurovital-Methode, mit der sie vielen Menschen zu mehr körperlichem und psychischem Gleichgewicht verhelfen konnte.
Schon in ihrer Wohnung in Calahonda hat Wenko immer ein Zimmer an alleinreisende Frauen vermietet, die sich im Urlaub nicht nur die persönliche Ansprache und das private Ambiente wünschen, sondern gleichzeitig auch mehr über sich selbst und alternative Lebenswege
erfahren wollten. Zwar hat Wenko die quirlige Küste vor anderthalb Jahren gegen das beschauliche Dorfleben eingetauscht, aber ihre weiblichen Feriengäste sind ihr treu geblieben.
Auf ihrem 6.000 Quadratmeter Grundstück in Casarabonela entstand ein winziges Gästehaus, das sie über die sozialen Netzwerke, das Andalusienforum oder die Internetplattform Airbnb an Frauen vermietet. „Entschleunigung ist das Hauptthema“, verrät Wenko. Aber auch die Lichttherapie oder Heilfasten stehen auf dem Programm. „Da ich selber einige körperliche Leiden habe, kann ich Erfahrungen weitergeben“, sagt sie. Meistens hätten ihre weiblichen Gäste und sie die gleiche Wellenlänge. Sie würden gemeinsam Zeit verbringen, über Gott und die Welt reden, bei Spaziergängen die Natur erkunden, Ausflüge unternehmen und sich austauschen.
„Gabriela macht es mit dem Herzen“, sagt die Deutsche Michaela Volz, die seit einigen Tagen das kleine Gästehaus bewohnt und sich in ihrer Urlaubswoche gemeinsam mit Wenko dem Heilfasten verschrieben hat. Die brodelnde Küste und unpersönliche Hotels braucht Volz nicht, sie liebt die Natur und das alternative Reisen.
Frauen-Power vom Feinsten
Gabriela Wenko zeigt, wie man als Frau erfolgreich alleine auswandern, alleine reisen und sein Leben in die Hand nehmen kann. Und wie steht es um den Wunsch nach einem Partner und der Liebe? „Ich komme gut klar, bin lieber allein, als zusammen mit den falschen Menschen“, gesteht sie. Sie habe lange auf einen Mann gehofft, aber eigentlich würde sie diesen mittlerweile nur noch benötigen, wenn auf ihrer Finca Arbeiten anstehen, die männliche Muskelkraft erfordern, sagt sie lachend. Frauen-Power par excellence.