Versuchslabor Girona
Widerstand gegen Ryanairs Standort- und Personalpolitik
Girona – mar. „Girona ist ein Versuchslabor“, „was hier abläuft, ist Erpressung“, so die Vorwürfe der Gewerkschaften USO, Sitcpla und Sepla, die Ryanair bei der Arbeitsaufsichtsbehörde angezeigt haben. Sie wollen sich nicht mit der „Einigung“der Vorwoche abfinden, die zwar den vorläufigen Erhalt der Ryanair-Drehscheibe Girona bedeutet, aber zu „diktierten“Bedingungen.
Wie berichtet, verzichten die rund 160 Angestellten am Standort „freiwillig“auf ein Viertel ihres Gehalts, Zulagen und Steigerungen und stimmten der Auslagerung in Subunternehmen zu, was Nachteile für eventuelle Abfindungen, Arbeitslosenvergütungen, aber auch die Kreditwürdigkeit der Arbeitnehmer bedeuten würde. Ryanair
DAX 30
hatte die Flüge an die Costa Brava schrittweise reduziert, derzeit kommt 70 Prozent des Passagieraufkommens in Girona vom irischen Billigflieger.
Beamte der katalanischen Arbeitsaufsicht verlangten vom Management bei einem Ortstermin die
Herausgabe von Unterlagen, nachdem E-Mails mit erpresserischem Inhalt an Mitarbeiter bekanntgeworden waren, die versuchten, sich gewerkschaftlich zu organisieren.
Die Landesregierung hatte den Erhalt des Standorts zunächst gelobt, nun aber doch angekündigt, die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Normen prüfen zu wollen. Die Gewerkschaften fürchten zudem, dass Standorte wie Palma, Málaga oder Alicante bald auch nach dem Muster Girona umgebaut werden könnten. Die Schließung der Basis auf den Kanaren mit dem Verlust von 348 Arbeitsplätzen im Januar 2020 ist bereits beschlossene Sache. Ryanair beharrt darauf, dass man sich dem Passagieraufkommen anpassen müsse, das man selbst nur teilweise beeinflussen könne. Laut Landesregierung erhielt die Firma seit 2003 allein für den Standort Girona 60 Millionen Euro Subventionen, direkte Zahlungen von 3,5 Millionen im Jahr sowie indirekte in Form von „vereinbarten“Werbekampagnen für den Tourismusstandort.
Girona könnte zum Vorbild für Palma, Málaga oder Alicante werden
DOW JONES