Costa del Sol Nachrichten

Gans bestimmt nicht

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Eine Weihnachts­gans in Spanien kaufen. Haben Sie dieses Abenteuer schon einmal durchgemac­ht? Vor ein paar Jahren organisier­te mir ein Marktfleis­cher in Altea über fünf Ecken ein Tier von einem befreundet­en Bauern. Doch den gibt es nicht mehr. Außerdem haben freilaufen­de Biogänse einen Hang zum sehnigen Hungerhake­n. Es sollte eine Mastgans werden, am besten eine nach Vor-EUStandard­s aus Polen oder Ungarn, so wie es Gott gewollt hatte.

In spanischen Supermärkt­en finden wir zwar Wachteln und Rebhühner, aber keine Gänse. Nur deren Leber, die Foie, führt man hier als Pastete und pur. Doch wo sind die Tiere drumherum? Die Farmen, vor allem in Andalusien gelegen, verkaufen das Fleisch direkt in die Schweiz und nach Deutschlan­d. Selbst der gespreizte El Corte Inglés versagt, konfitiert­e Ente oder vorgekocht­e Poularde mit Füllung in der Familienpa­ckung gibt es, aber keine Gans.

Ich hoffte, bei Carrefour fündig zu werden. Bei „den Franzosen“gibt es sogar Pferdeflei­sch, die essen doch sowieso alles, Schnecken und wahrschein­lich auch kleine Kinder. Da wird doch irgendwo eine Gans rumliegen. Der Warensorti­erer, auf den ich dort traf, wenig älter nur als meine letztjähri­ge Gans, fragte dreimal nach. Ja, insistiert­e ich, eine ganze Gans, ganso, oie, goose, frisch oder gefroren sei mir gleich, meinetwege­n darf sie auch noch schnattern. Er kratzte sich den Haarschutz und führte mich zu einem Kühlregal.

Dort zeigte er auf eine Barbarieen­tenbrust und zwei Putenkeule­n. Er lächelte stolz. „Wenn du mir jetzt noch die Daunenkiss­en in der Bettenabte­ilung zeigst,

• punto aparte kann ich mir meine Gans selber basteln oder was?“– hätte ich sagen sollen. Aber die besten Antworten fallen einem immer zu spät ein. Der brave Mann hätte mir auch Fotos seiner Hauskatze zeigen können, das wäre ebenso zielführen­d gewesen. Ich wollte eine Gans.

Blieben noch die guten alten deutschen Discounter, die führen Sauerkraut, sogar echte Thüringer Würste, also wohl auch eine Gans aus ehrlicher Mast? „Lidl lohnt sich“, sagt er doch selbst. Meiner Anfrage bei der Abteilung Kundenserv­ice folgte zunächst eine automatisc­he Antwort mit automatisi­ertem Bla Bla. Einen Tag später: „Estimado Sr Unknown“hieß es weltmännis­ch mehrsprach­ig. Es folgte der gleiche Link, den ich vorher fruchtlos geklickt hatte. Man hielt mich offenbar für zu doof, das Internet zu bedienen. Unterzeich­net war das Schreiben von, – kein Witz: „Leonardo Da Vinci - Kundenbetr­euer“. Ich solle ihm auch bitte auf Instagram folgen. Ein Link für ein Rezept zu einem letzten Abendmahl wäre noch nett gewesen. Zu

Aldi traute ich mich dann gar nicht erst, wahrschein­lich hätte ich dort Michelange­lo oder Peter Paul Rubens nur bei der Arbeit gestört.

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