Häusliche Gewalt
In seinen Büchern beschäftigt sich Fernando Gálligo Estévez mit häuslicher Gewalt bei Jugendlichen
Fernando Gálligo Estévez will mit seinen Büchern über Gewalt gegen den Partner aufklären
Málaga – lk. Der Fall einer 14-Jährigen in Manresa (Barcelona), die 2016 in bewusstlosem Zustand sexuell missbraucht wurde, führt vor Augen, dass Sexualität und Gewalt bei Jugendlichen in engem Zusammenhang miteinander stehen. Zwischen 2016 und 2019 wurden in Spanien 135 Fälle sexueller Belästigungen gezählt, die von Gruppen ausgeübt wurden.
Das Netzwerk zur sozialen Inklusion Jugendlicher und die Universitat de Illes Balears (UIB) haben Anfang Oktober eine Studie vorgestellt, die ergab, dass spanische Jugendliche ab 14 Jahren Pornos über Smartphones konsumieren. Dabei sind gewaltverherrlichende, Frauen erniedrigende Inhalte an der Tagesordnung. In den Schulen steckt die sexuelle Aufklärung noch in den Kinderschuhen, bis jetzt ist sie hierzulande nicht im Lehrplan verankert.
Der Psychologe und Schriftsteller Fernando Gálligo Estévez befasst sich mit dem Thema Sexualität und häusliche Gewalt bei Jugendlichen. In seinen Büchern „SOS...Mi chico me pega pero yo lo quiero“(dt.: SOS...Mein Freund schlägt mich, aber ich liebe ihn), „Amando sin dolor, disfrutar amando“(dt.: Ohne Schmerz lieben, die Liebe genießen) und „Mejorando mis relaciones personales“(dt.: Wie ich meine persönlichen Beziehungen verbessern kann) setzt er den Fokus darauf, wie Eltern bereits bei der Erziehung ansetzen können, um ihren Kindern nahezubringen, wie eine gleichberechtigte, von Respekt und Toleranz getragene Beziehung aussehen kann. „Ich habe bereits 2007 festgestellt, dass die Fälle von häuslicher Gewalt unter Jugendlichen ansteigen“, sagt Gálligo Estévez.
Auffällig sei, dass früher Fälle von häuslicher Gewalt erstmals bei 18- bis 20-Jährigen registriert wurden, heute beginnen bereits 13Jährige damit, ihre Freundinnen zu schikanieren. Dafür gebe es mehrere Erklärungen, sagt der Psychologe. Ausschlaggebend sei, dass die Jugendlichen heute bereits sehr jung Beziehungen eingehen, ohne dass sie reif genug sind.
„Oft wird die Beziehung mythtifiziert und stark überbewertet“, sagt Gálligo Estévez. In Spanien gebe es heutzutage zwar ein hohes Maß an Information, es hapere aber an Bildungsmaßnahmen. Es sollte vielmehr darum gehen, den Jugendlichen Werte zu vermitteln, so der Psychologe. Viele Eltern zögen ihre Kinder zwar groß, ohne ihnen dabei jedoch ethische Werte zu vermitteln und sie zu erziehen.
Vielmehr überließen viele Elternpaare die Erziehung den Lehrern.
Fatal sei dabei, dass Eltern oftmals dazu tendieren, die fehlende Zeit für die Kinder durch Geschenke zu kompensieren. „Ich habe oft beobachtet, dass nicht die Eltern
„Es ist fatal, dass Eltern die fehlende Zeit oftmals mit Geschenken kompensieren“
die Normen festlegen, sondern die Kinder“, verdeutlicht Gálligo Estévez. Wachsen Kinder und Jugendliche in einem Ambiente auf, in dem sie häusliche Gewalt erfahren, so übernehmen sie häufig dieses Verhalten. „In meinem Buch ‚Amando sin dolor, disfrutar amando‘ geht es um gesunde Beziehungen“,
so der Schriftsteller. Das Buch richte sich an alle Altersgruppen und behandle jegliche Art der Beziehung, auch gleichgeschlechtliche.
In seinem jüngsten Werk thematisiert er die Kreativität. „Bei einer sehr strengen Erziehung kann sich die Kreativität nicht wirklich entfalten“, meint Gálligo Estévez. Er zeige in diesem Buch Methoden auf, mit denen man die Kreativität zurückgewinnen kann. Die kreative Ader zeigt er anhand solcher Persönlichkeiten wie dem Sternekoch Ferran Adrià, der Designerin Ágatha Ruíz de la Prada und der Schriftstellerin Isabel Allende.