Costa del Sol Nachrichten

Widerstand gegen Notstand wächst

Pedro Sánchez findet kaum noch Unterstütz­ung für Ausnahmesi­tuation wegen Coronaviru­s-Krise

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Madrid – mar. Alle zwei Wochen schreitet Ministerpr­äsident Pedro Sánchez vor das Parlament, um den Notstand zu verlängern. Dieser „kleine Ausnahmezu­stand“verleiht ihm die Macht, die Corona-Pandemie zu bekämpfen und seinen Deeskalati­onsplan umzusetzen, da beides auf der Einschränk­ung verfassung­srechtlich­er garantiert­er Grundrecht­e beruht, wie etwa die der Bewegungsf­reiheit durch eine Ausgehsper­re.

Je länger Sánchez dieses Instrument nutzt, desto heftiger gerät er in die Kritik und desto schwierige­r fällt es der Minderheit­sregierung, eine Mehrheit im Parlament dafür zu finden. „Den Notzustand zu verlängern, hat überhaupt keinen

Sinn“, sagt Opposition­sführer Pablo Casado von der Volksparte­i (PP) und kündigt an, dass seine Partei diesmal der Verlängeru­ng des Estado de Alarma nicht zustimmen wird. „Die Regierung nimmt die Bürger als Geisel“, so Casado.

Die PSOE kontert: „Notzustand oder Chaos“. Angesichts der Alternativ­e könne die PP sich nicht aus ihrer Verantwort­ung stehlen.

Von parteiüber­greifenden Abkommen für den Wiederaufb­au hört man immer weniger. Die Strategie

der Opposition: Die Regierung von Wirtschaft­skrise aufreiben lassen und so zu Fall bringen. Einen Burgfriede­n wie in anderen europäisch­en Staaten geht sie nicht ein. Der Ton verschärft sich zusehends, da rechts von der PP auch Vox wettert. Die Partei von Santiago Abascal schießt sich auf den Koalitions­partner ein und stilisiert Podemos-Chef Pablo Iglesias zum Staatsfein­d Nummer eins. Nur einen Partner findet die Regierung auf der rechten Seite. Ciudadanos (C’s) trägt diesmal mit ihren zehn Abgeordnet­en die Verlängeru­ng des Notstands mit.

Pedro Sánchez bläst nicht nur von rechts heftiger Wind um die Ohren. Auch die republikan­ischen Linken

(ERC) aus Katalonien fordern das Ende des Notstands, ebenso wie die baskischen Nationalis­ten von der PNV, die in letzter Minute von ihrem Nein abweichen. Trotzdem ein Schlag für Sánchez – beide Parteien trugen diese Koalition mit.

Scheitert die Verlängeru­ng des Notstands, bekämen die Regionen ihre Vollmachte­n zurück, aber weder sie noch der Staat könnten verhindern, dass die Menschen sich frei bewegen. Angesichts der Pandemie rechnen viele mit einer Enthaltung der PP. Bei aller berechtigt­en Kritik stellt sich die Frage, ob ein Regierungs­wechsel in der Krise helfen würde. Mit etwas Mut könnte Sánchez das Volk diese Frage beantworte­n lassen.

Von parteiüber­greifenden Abkommen hört man immer weniger

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Foto: dpa Ministerpr­äsident Pedro Sánchez wirbt im Parlament um Verlängeru­ng des Notstands.

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