Sie können es kaum erwarten
Dass sich die Menschen nach mehr als 50 Tagen im „Hausarrest“bei der ersten Gelegenheit wieder mit ihren Freunden verabreden würden, konnte ich mir schon vorstellen. So kam es dann auch: Am Samstag und Sonntag beim Frühsport sah ich schon ab und zu Leute, die zu zweit mit dem Fahrrad unterwegs waren, aber abends konnte ich von meinem Balkon aus beobachten, wie Gruppen von bis zu fünf Personen an meinem Haus vorbeiradelten, Männer und Frauen zu zweit oder in Grüppchen spazieren gingen oder auf der Straße beisammenstanden und sich miteinander unterhielten. Offiziell ist das alles noch verboten, denn die spanische Regierung hat bei ihrer Lockerung des Notstands klipp und klar festgelegt, dass Sport im Freien nur alleine betrieben werden darf und Spaziergänge maximal zu zweit und nur mit einer in der selben Wohnung lebenden Person gemacht werden dürfen. Treffen mit Freunden sind in der derzeitigen Phase 0 sowieso noch nicht erlaubt.
Am Montagabend habe ich dann bei meinem Spaziergang im Stadtzentrum zufällig Bekannte getroffen, die auf einem Platz zusammenstanden und sich bei einer Fanta und im Sicherheitsabstand von einigen Metern zueinander unterhielten. Ein anderer Bekannter, mit dem ich am Sonntag erst ein Telefoninterview gemacht hatte, war gerade mit dem Aufräumen seiner Kneipe beschäftigt, die er jetzt aufgibt und weiterverpachtet, und wollte mich auf ein Bier einladen. Gerade hatte ich abgelehnt, da kam auch schon die Besitzerin der gegenüberliegenden Tapas-Bar auf uns zu und nahm nach einem kurzen Smalltalk gleich zwei Freundinnen in ihre Kneipe mit, um hinter verschlossener Tür ein paar Bierchen zu zischen und sich über die vergangenen Wochen auszutauschen. „Das ist jetzt aber doch ein bisschen übertrieben“,
• punto aparte dachte ich mir und machte mich auf den Heimweg. Mit Laura und ihren Freundinnen wäre es bestimmt witzig gewesen und Marco hätte mir auch jede Menge zu erzählen gehabt, aber ab nächsten Montag ist es ja hoffentlich schon so weit, dass wir uns wieder offiziell mit Freunden und Bekannten treffen dürfen. Die paar Tage gehen nach sechs Wochen „Hausarrest“auch noch vorbei.