Ist die Franco-Zeit wirklich vorüber?
Eine ältere Dame, ein Paar Handschellen und die Polizei
Eine Geschichte aus der CoronaZeit, zugetragen in Spanien, wo anscheinend einige Polizisten sich plötzlich zurückversetzt fühlen in die Franco-Zeit: Eine ältere Dame (76) geht mit ihrem Begleiter beim Golfplatz in La Quinta spazieren. Weder sie noch ihr Begleiter sprechen – außer ein paar Worten – Spanisch, sie sehen kein spanisches Fernsehen, hören keine spanischen Nachrichten im Radio und lesen keine spanischen Zeitungen. Sie sind, da die ältere Dame – nennen wir sie einfach Frau Müller – in der Nähe ein Haus besitzt, und jedes Jahr mehrere Monate hier verbringt, einfach nur auf Urlaub. So wie Zehntausende von Deutschen, Österreichern, Schweizern etc., die jedes Jahr Millionen in die spanische Wirtschaft bringen.
Frau Müller kann nicht mehr zurück nach Hause aufgrund der Einreisebestimmungen und sie hat auch schon gehört, dass in Spanien der Notstand ausgerufen wurde und man möglichst sein Haus nicht verlassen soll. Sie war eine in ihrem Heimatland sehr bekannte Unternehmerin,
hat nie gegen ein Gesetz verstoßen – hat aber jetzt schon ein hohes Alter erreicht und denkt sich nichts dabei, als sie sich in einer menschenleeren Gegend ein wenig die Beine vertritt. Das hätte sie natürlich nicht tun dürfen.
Zwei Polizisten halten sie auf und versuchen mit ein paar Brocken Spanisch, Englisch und Gebärdensprache darauf hinzuweisen, dass sie sich strafbar gemacht hat und dafür Strafe zahlen muss. Eingeschüchtert will Frau Müller die 600 Euro bezahlen, hat aber nur wenig Bargeld und überreicht den Polizisten ihre Kreditkarte. Damit können die Polizisten aber nichts anfangen. Stattdessen schüttelt einer der Polizisten ein Paar Handschellen vor dem Gesicht der alten Dame. Und jetzt solle sie schleunigst nach Hause gehen. Frau Müller stand noch am nächsten Tag unter Schock, als ihr Begleiter mich anrief und diese unglaubliche Geschichte erzählte.
Helmut Waiglein Marbella