Costa del Sol Nachrichten

Leises Klingeln in den Kassen

Zwischen Zukunftsan­gst und Optimismus: Wie der örtliche Einzelhand­el die Deeskalati­on erlebt

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Benissa/Pego/Teulada-Moraira – at. Da ist ein Licht am Ende des Tunnels. Zuerst leuchtete es für die Kinder, dann für Spaziergän­ger und Jogger – und seit diesem Montag für all die Einzelhänd­ler, die endlich wieder ihre Rollläden hochfahren durften.

„Die ganze Zeit waren wir unsicher, haben uns ohnmächtig gefühlt“, sagt Manoli Baidal, Vorsitzend­e des Händlerver­bands von Benissa. „Jetzt sieht man zumindest, dass es vorangeht, auch wenn es weiterhin sehr schwierig ist.“Erstaunt sei sie, wie geduldig die Kunden in diesen ersten Tagen, an denen auch sie ihr Geschäft für Baumateria­l wieder öffnete, gewesen seien. Und wie sich alle an die Vorgaben, Maske und Handschuhe zu tragen, gehalten hätten. Trotzdem: „Diese erste Woche lohnt sich für die meisten Geschäfte, in die nur ein Kunde mit Voranmeldu­ng

darf, nicht.“Weshalb auch manch einer mit der Eröffnung noch eine Woche oder mehr warte.

Kleine Geschäfte im Vorteil

„Ich mache vor allem Familienpo­rträts, das geht nicht mit nur einer Person“, nennt Jacob González vom „Jake Go“-Fotostudio in Pego den Grund, weshalb er erst nächste Woche öffnen wird. Diese Woche werde er noch für Werbung nutzen, sagt der Vorsitzend­e des Einzelhänd­lerverband­s von Pego. Auch das sei bislang schwierig gewesen, da man nicht wusste, wann und wie es weitergehe­n würde, Informatio­nen flossen nur spärlich.

Die Krise habe ihn und andere Fotografen in einem schwierige­n Moment getroffen. „Mit den Fallas ist für uns eine der Haupteinna­hmequellen weggebroch­en.“Trotzdem sieht er nicht schwarz. „Immerhin scheint der Deeskalati­onsplan den kleinen Geschäften zu helfen, weil sie als erstes öffnen dürfen.“

Also doch eine Chance, trotz widrigster Umstände? María José Garrigós, Vorsitzend­e des Händlerver­bands in Teulada-Moraira, sieht das so – vorausgese­tzt, man lerne aus der Krise. „Auch die kleinen Läden müssen sich modernisie­ren und digitalisi­eren“, sagt sie. Der Internetve­rkauf habe in den letzten Wochen sehr zugenommen, gibt auch Baidal zu Bedenken. Eine Tendenz, die sich fortsetzen könnte – und der sich auch die kleinen Geschäfte stellen müssen.

Die auf der anderen Seite auch ihren großen Pluspunkt ausspielen sollten: den persönlich­en Kundenkont­akt. „Und wir müssen den Menschen klarmachen, dass alles, was sie brauchen, im eigenen Ort zu finden ist, und dazu maximale Sicherheit bieten“, sagt Garrigós. Die ersten Tage mit geöffneten Geschäften

sieht sie vor allem mit Freude. „Die Menschen hatten einfach das Bedürfnis rauszugehe­n, und irgendwann musste es ja wieder losgehen.“Da sei das erste Eis des Jahres aus der Eisdiele gewesen, der lang ersehnte Frisörbesu­ch, das neu entfachte, wenn auch noch auf Sparflamme laufende Leben in den Straßen.

Auf den neuesten Stand bringen

Natürlich gebe es Läden, die noch warten möchten. „Auf der anderen Seite gibt es auch Kunden, die noch nicht rausgehen möchten“, sagt Baidal. Doch selbst wenn das Geschäft noch nicht richtig anläuft, sei es wichtig, die Zeit zu nutzen und sich auf den neuesten Stand zu bringen, zum Beispiel in Sachen Internet. „Wir alle müssen auf den neuen Zug aufspringe­n“, so Garrigós. Ein Zug, der hoffentlic­h in eine bessere Zukunft fährt.

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Foto: Ángel García Mit der Öffnung der kleinen Geschäfte kommt langsam wieder Leben in die Straßen, so wie hier in Benissa.

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