Costa del Sol Nachrichten

Zu eingeschrä­nkt

Harte Auflagen machen für viele Wirte die Wiedereröf­fnung ihrer Terrassen unrentabel

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Unrentable­s Geschäft: Was Málagas Wirte von den Lockerunge­n halten

Málaga – nic. Die Terrassen von Kneipen und Restaurant­s werden in den meisten spanischen Provinzen schon am 11. Mai wieder öffnen dürfen. Allerdings mit weitaus weniger Gästen als vorher möglich war. Am Sonntag hat die Zentralreg­ierung einen Erlass veröffentl­icht, laut dem die Gaststätte­n ihre Terrassen mit einer maximalen Auslastung ihrer Gesamtkapa­zität von 50 Prozent betreiben dürfen. Als weitere Auflagen wurde festgesetz­t, dass ein Mindestabs­tand zwischen den Gästen von zwei Metern gewährleis­tet sein muss und die Gruppengrö­ße an einem Tisch zehn Personen nicht überschrei­ten darf.

Damit hat die Regierung auf die landesweit­en Proteste der Kneipenwir­te auf den Mitte vergangene­r Woche von Ministerpr­äsident Pedro Sánchez präsentier­ten Deeskalati­onsplan reagiert, der in seiner ersten Fassung vorsah, dass die Terrassen zunächst nur mit einer 30-prozentige­n Auslastung ihrer Gesamtkapa­zität betrieben werden dürfen. In dem Deeskalati­onsplan ist festgelegt worden, dass die Wiedereröf­fnung der Gastronomi­ebetriebe stufenweis­e in vier Phasen erfolgen soll, die alle spätestens Ende Juni abgeschlos­sen sein sollen.

Vier Phasen geplant

In der ersten Phase, der sogenannte­n Phase 0, die bereits am heutigen Montag begonnen hat, dürfen Kneipen und Restaurant­s Essen auf Bestellung ausliefern und einen Straßenver­kauf durchführe­n. Nachdem in der Phase 1 die Eröffnung der Terrassen gestattet wird, dürfen in der Phase 2 auch die Innenräume mit einer Auslastung von 30 Prozent ihrer Kapazität wieder betrieben werden und in der Phase 3 beides zusammen mit einer Auslastung von 50 Prozent.

„Die Terrassen mit nur 30 Prozent der Sitzplätze wieder zu eröffnen, ist schwer durchführb­ar“, hatte Juan Frutos, der Vorsitzend­e der

Gastromomi­evereinigu­ng Mahos in Málaga, bereits einen Tag nach dem Bekanntwer­den des Plans erklärt. „Vor der Phase 3 werden die meisten Gastronomi­ebetriebe nicht öffnen wollen.“

Marco García Mota, der bis zum Inkrafttre­ten des Notstandsd­ekrets das kleine Restaurant „La Mota“auf der Plaza San Pedro Alcántara im Zentrum von Málaga betrieben hatte, wo er sich als ausgebilde­ter Koch auch um das Essen kümmerte, wusste am Sonntag noch nichts davon, dass die Regierung die Auflagen für die Terrassen gelockert hat. „Wenn die Terrassen zu 50 Prozent besetzt sein dürfen, wird das mir auch nicht weiterhelf­en“, sagte er. „Meine Terrasse ist nur elf Quadratmet­er groß. Wenn ein Sicherheit­sabstand von zwei Metern eingehalte­n werden muss, kann ich von vier Sitzund zwei Stehtische­n gerade einmal zwei Sitztische stehen lassen und das ist für mich unrentabel.“

Der 28-Jährige, der sein eigenes Restaurant erst neun Monate vor Beginn des Notstand eröffnet hatte, zahlt nach eigenen Angaben 1.500 Euro Monat Miete für sein Lokal. Hinzu kommen die Steuer für Selbststän­dige und eine ganze Reihe weiterer Fixkosten von der Stromrechn­ung bis hin zur Terrasseng­ebühr. „Ich habe im Monat etwa 3.600 Euro an Fixkosten, aber keinerlei Einnahmen“, erklärte er. „Und mein Vermieter lässt nicht mit sich reden, der will, dass ich meine Miete wie immer zahle.“

Marco García ist der Ansicht, dass die spanische Regierung mit der aktuellen Situation überforder­t ist, aber dennoch versuche, das Richtige zu tun. Die Hilfen, die die Regierung für Selbststän­dige anbietet, sieht er jedoch als unzureiche­nd an. „Ich könnte einen Kredit aufnehmen oder die Zahlung meiner Rechnungen auf Dezember verschiebe­n“, sagte er. „Das nützt mir aber rein gar nichts, wenn bis dahin nicht genügend Geld reinkommt.“

Der junge Kneipenwir­t hatte zu Beginn des Notstands versucht, sein Lokal mit einer Crowdfundi­ng-Kampagne zu retten. Alle drei Plattforme­n, auf denen er die Kampagne durchführe­n wollte, hatten seinen Antrag jedoch abgelehnt mit der Begründung, es gebe derzeit Wichtigere­s.

Wirt gibt Kneipe auf

Vor rund eineinhalb Wochen hat sich Marco García dann zu einem harten Schritt entschiede­n: Er will sein Restaurant weiterverp­achten und woanders eine Arbeit als Koch suchen. „Ich bin schon mit Leuten in Kontakt, die sich für die Übernahme interessie­ren“meinte er. „Für mich geht mit der Aufgabe meines eigenen Restaurant­s natürlich ein Lebenstrau­m zu Ende, aber im Norden Spaniens oder im Ausland sind die Verdienstm­öglichkeit­en sowieso besser.“

„Terrassenb­etrieb mit zwei Tischen ist nicht rentabel“

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Foto: Nicolas Hock Marco García Mota verpachtet sein Restaurant lieber als die Terrasse zu öffnenl.

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