Coronavirus: Gift für die Liebe?
Eine jüngst veröffentlichte Meinungsumfrage offenbarte, welche während des Lockdowns die meist ausgeübte Sexualpraktik gewesen ist: es war jene, für die man niemanden braucht, da man an sich selbst Hand anlegt. Was nicht überraschend ist, da nicht zusammenlebende Paare getrennt wurden und Singles zum Daheimbleiben verdammt waren.
Noch schlimmer ist die Corona-Pandemie indes für zusammenlebende Paare gewesen, insbesondere für jene mit Trauschein. Denn die Scheidungsanfragen und Scheidungsprozesse sind sprunghaft angestiegen. In der landesweit operierenden Kanzlei Legalitas stieg die Zahl der während des gesamten Notstands eingeleiteten Scheidungsverfahren um 19 Prozent an. Im Zeitraum von Mitte März bis Ende April, in dem das Land quasi völlig lahmgelegt war, sogar um 41 Prozent.
Die Gründe liegen auf der Hand. Die wenigsten Ehepartner sind es gewohnt, 24 Stunden am Tag zusammen zu sein und das über so einen langen Zeitraum. Nicht von ungefähr verzeichnen die Scheidungsraten auch nach den Sommerferien stets einen klaren Anstieg. Aber auch der Stress durch Heimarbeit, oftmals mit Kindern im Haus, finanzielle Engpässe und die Sorgen um die Zukunft dürften ihren Anteil daran gehabt haben.
Nun befüchtet die Justiz wiederum einen Kollaps, da sie Monate lang stillstand und anhängliche Verfahren verschleppt wurden. Und weil nicht nur die Scheidungsprozesse stark zunehmen, sondern auch die arbeitsrechtlichen Verfahren aufgrund der Entlassungswellen. Einen Gewinner der Ehe-Krisen wegen Corona gibt es allerdings auch. Wegen der vielen Trennungen dürfen sich Miet-Portale wie Airbnb – nicht nur in Spanien – über eine spürbar wachsende Nachfrage freuen.
• punto aparte
Von der Scheidungs-Epidemie, der zweiten nach der Corona-Epidemie, bin ich persönlich verschont geblieben. Für mich hat es sich sicherlich ausgezahlt, dass ich schon seit Jahren von zu Hause aus arbeite, mit spielendem Kind in der Nähe.
Und dass ich mit meiner Ehefrau am Tag nicht lang genug zusammen sein kann.