Gibraltar öffnet Grenze erneut
Drei Monate lang durften nur Pendler auf den Affenfelsen – Nun ist er wieder für Residenten geöffnet
Gibraltar – lk. Die Zentralregierung und die Regierung Gibraltars haben sich am 10. Juni darauf geeinigt, die Grenze wieder für Residenten zu öffnen. Spanier, britische Residenten und auf Gibraltar lebende EU-Bürger dürfen nun wieder nach Gibraltar einreisen. Touristen müssen sich bis 21. Juni gedulden.
Auf Gibraltar hatte das Coronavirus dazu geführt, dass der Schlagbaum drei Monate lang unten geblieben ist. Bis zu 30.000 Personen passieren die Grenze normalerweise täglich. Vergangene Woche war es zu Spannungen zwischen dem spanischen Innenministerium und der gibraltarischen Regierung gekommen. Zankapfel war der Deeskalationsplan der Zentralregierung.
Das Innenministerium hatte grünes Licht dafür gegeben, dass Residenten nach Gibraltar einreisen können. Dennoch führte die Nationalpolizei strenge Kontrollen durch. Bis dahin erlaubte die Nationalpolizei die Einreise lediglich rund 14.300 Pendlern – davon sind 9.090 Spanier– , Briten, die in Spanien als Residenten gemeldet sind, sowie Personen, die einen triftigen Grund nachweisen konnten. Das Innenministerium hatte der Kronkolonie Gibraltar und dem Fürstentum Andorra am 16. März eine Sonderrolle eingeräumt. Für sie galten nicht dieselben Restriktionen wie an anderen Grenzen.
Gibraltars Ministerpräsident Fabian Picardo (GSLP) sagte jetzt nach einem Treffen mit dem spanischen Innenminister: „Ich möchte Fernando Grande-Marlaska für sein Eingreifen in dieser Angelegenheit
danken. Ich kenne etliche Personen, die sich seit Wochen danach sehnen, ihre Familie wiederzusehen“, so Picardo. Wie die spanische Tageszeitung „El País“mitteilte, war für die Einigung zur Grenzöffnung ausschlaggebend, dass sich beide Seiten einig sind. Dies sei unverzichtbar für die gute Beziehung zwischen La Línea de la Concepción auf spanischer Seite (62.900 Einwohner) und Gibraltar (33.700 Einwohner). Wer aktuell von Gibraltar nach Spanien einreisen möchte, braucht einen gibraltarischen Ausweis oder eine Residentenbescheinigung.
Affront für Spanien
Das Corona-bedingte Hickhack um die Grenze lässt an die Geschichte erinnern. Von 1969 bis 1982 war Gibraltars Grenze 13
Jahre lang aufgrund eines politischen Zwists zwischen dem Vereinigten Königreich und Spanien geschlossen. Diktator Franco hatte damals angeordnet, die Grenze zu schließen. Die Menschen in Gibraltar feierten mit wehenden Union-Jack-Fähnchen am 30. Mai 1969 ihre neue Verfassung. Gibraltar sollte fortan keine Kronkolonie mehr sein, sondern autonomer Teil der britischen Überseegebiete.
Für Spanien war das ein Affront, betrachtete es doch den Felsen an der Südspitze als Teil seines Territoriums. Durch Gibraltars eigene Verfassung rückten diese Ansprüche in weite Ferne. Francisco Franco traf eine radikale Entscheidung und ließ im Juni 1969 die Grenzen schließen, die Telefonleitungen kappen, den Schiffs- sowie den Flugverkehr sperren.