Costa del Sol Nachrichten

50 Jahre Treue zu einer Bucht

Ehepaar aus Bochum macht seit 1970 Urlaub an Benidorms Poniente-Strand und hat Wandel miterlebt

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Benidorm – ann. Erika und Friedhelm Reitzig haben ihr ganz persönlich­es Urlaubspar­adies gefunden. Seit genau 50 Jahren kommt das Bochumer Ehepaar nun schon an den Poniente-Strand in Benidorm, nistet sich im Aparthotel Maria Cristina Beach ein und genießt den Balkon mit Blick auf Strand und Meer. Dabei war es eher Zufall, dass sie die Bucht in den Osterferie­n im März 1970 entdeckten.

„Als wir auf dem Weg zu unserer Ferienwohn­ung an Benidorm vorbeifuhr­en, sahen wir das hell erleuchtet­e Hotel Dorada, und da uns die Ferienwohn­ung am Muchavista-Strand nicht so gut gefiel, sind wir nach zwei Tagen dorthin zurückgefa­hren, um uns die Bucht anzusehen“, erzählt Erika Reitzig. „Wir waren hellauf begeistert, haben unsere Sachen gepackt und sind nach ,La Cala‘ gezogen.“

Das Franco-Regime war gerade dabei, Spanien langsam für den internatio­nalen Tourismus zu öffnen, doch von Urlauberma­ssen war selbst Benidorm noch verschont. „Es gab gerade mal zwei Lokale, wir sind daher abends oft in die Tapas-Bars in der Altstadt gegangen“, berichtet die 80-Jährige. „Hochhäuser standen natürlich auch noch keine, es waren kaum Menschen da, nur über Ostern kamen ein paar Leute aus Madrid, die hier ihre Ferien verlebten“, erinnert sie sich. Ausländisc­he Urlauber sah man selten. „Aber ein paar Deutsche waren da, weil wir damals zum ersten Mal drei Wochen Osterferie­n bekamen“, sagt sie. „Wir haben uns immer sehr wohl gefühlt, sonst wären wir nicht 50 Jahre hierher gefahren.“

Hochhäuser nur im Rücken

Auch der Beginn des Massentour­ismus hat dieser Begeisteru­ng keinen Abbruch getan. „Unsere Bucht ist ja nicht so davon betroffen“, meint die Deutsche, „wenn wir aber am Levante-Strand gewohnt hätten, da würden wir nicht mehr hinfahren, das käme für uns nicht in Frage. Aber unsere Cala ist noch immer ziemlich ruhig. Gut, die Hochhäuser sind im Laufe der Jahre gebaut worden, aber wir sind ja direkt am Strand und sagen immer, wir müssen ja nicht nach hinten gucken.“

Mit der Zeit konnten die Reitzigs immer mehr Leute für ihre Bucht begeistern. „Es kamen uns dann Bekannte besuchen, die dort ebenfalls ihre Ferien verlebt haben, und in den Osterferie­n waren auch immer dieselben Leute da, für die Kinder war das wunderschö­n.“

Damals fuhr die Familie die rund 2.000 Kilometer noch mit dem Auto. „Wenn wir hier in Bochum einstiegen, wären die Kinder am liebsten durchgefah­ren, um schnell wieder ans Wasser zu kommen“, meint Erika Reitzig lachend. Mit dem Auto hat die Familie auch ausgiebig die ganze Gegend erkundet. Sogar Ausflüge nach Andalusien und Madrid waren drin. „Wir haben schon wirklich einiges gesehen“, sagt die Bochumerin. „Aber in den letzten zwei Jahren sind wir etwas träger geworden, weil wir die Umgebung so gut kennen, dass wir weniger unterwegs sind“, gesteht sie.

Auch vergangene­n März war die Familie samt Enkelin und Urenkel wieder in Benidorm, wo sie wie viele vom Notstand wegen der Corona-Pandemie überrascht wurden. „Wir haben das erst gar nicht so dramatisch gesehen und dachten, wenn wir noch 14 Tage länger hier sind, macht das ja nichts“, erzählt die 80-Jährige, „aber dann war ja alles zu. Irgendwann haben wir dann einen Flug bekommen.“

Eigentlich hatte das Ehepaar Reitzig geplant, im Oktober wieder nach Benidorm zu kommen, ob das klappt, ist angesichts Corona unklar. „Aber wir sind 50 Jahre gekommen, wenn wir da einmal nicht können, ist es ja auch nicht schlimm!“

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Foto: A. García 1970 verliebte sich die Familie in die Poniente-Bucht. Seitdem hat sich viel verändert.

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