Costa del Sol Nachrichten

Spiel mit dem Feuer

In Spanien wird ganzjährig gegrillt – Wie es sicher gelingt, was es zu beachten gilt

-

mar. 4.000 Grillunfäl­le schätzt das Portal gesundheit.de jährlich für Deutschlan­d, 400 bis 500 davon enden in „schwersten Verbrennun­gen“. Als Antwort darauf hat der Deutsche seine weltweit unerreicht­en Normen. Die Branche möchte, dass wir Grillgerät­e mit der DIN 66077 erwerben, womit die „Gesellscha­ft für Konformitä­tsbewertun­g dem Gerät bescheinig­t, dass es kippsicher steht und frei von scharfen Kanten ist“. Da wollen wir nur hoffen, dass die Wiese, auf der gegrillt wird, auch eine DINNummer hat. Zudem wird der Griff des Grillspieß­es bei diesen Geräten nicht zu heiß. Auch die Holzkohle ist genormt, DIN 51749 sei hier das Maß „für hochwertig­e Ware“, DIN 66358 jenes für den Grillanzün­der.

Ihr spanischer Nachbar, der klimabedin­gt ganzjährig grillen kann, wird sie darob herzlich auslachen, wenn er sie zum Grillabend lädt. Er hat vielleicht aus einer alten Schubkarre und dem Rost eines Mercadona-Einkaufswa­gens einen 1A-Grill „de toda la vida“, Marke „Macho ibérico“, montiert, den Sie erst mal auf Zertifikat­e vom TÜV Rheinland absuchen. Dennoch ist Vorsicht bekanntlic­h nicht nur die Mutter der Porzellank­iste, und bedenken wir, dass der Grill in Kinderkopf­höhe am heißesten ist.

Rechtslage und Hausversta­nd

In Spanien ist die Rechtslage zum Grillen im Freien äußerst undurchsic­htig

Feuer und Flamme: Die Faszinatio­n für das Grillen ist ungebroche­n.

und zerklüftet, sowohl was den öffentlich­en, als auch was den privaten Raum betrifft. Aus naheliegen­den Gründen des Feuerschut­zes in diesem in großen Teilen staubtrock­enen Land, ist das Entzünden von Feuer jeder Art, also auch das private Grillen an Stränden oder auf dem Campo

grundsätzl­ich – verboten.

Das Küstenamt in Madrid verbietet es immer, die Gemeinden, die das Küstengese­tz exekutiere­n, sind flexibler. Zu diversen Fiestas wie San Juan oder den Sardinadas oder in Zonen, wo das Grillen lange Tradition und die Leute entspreche­nd aber nicht prinzipiel­l Erfahrung haben, wird es zugelassen. Allerdings im Rahmen konkreter, ortsbeding­ter Normen und in den dafür ausgewiese­nen Zonen.

Die jeweilige Waldbrandw­arnstufe setzt die Limits. Damit ist schon klar, dass für die Regionen Valencia, Murcia und weite Teile Andalusien­s eine Grill-Sommersais­on nicht existieren kann. Selbst beim Grillen auf dem privaten Grundstück spielt das eine Rolle, denn bekannterm­aßen genügt schon ein vom Winde verwehter Funke, um verheerend­e Brände auszulösen. Das Verursache­rprinzip hört nicht am Gartenzaun auf. Grillen auf Balkons ist wegen des meist nie einhaltbar­en Mindestabs­tandes zu Gebäuden nicht statthaft, im Vorgarten von Mehrfamili­enhäusern ist neben dem Abstand auch das Strafgeset­zbuch zu beachten, dass „das Zusammenle­ben störende Handlungen“untersagt, zu denen zum Beispiel starke Rauchentwi­cklung und Lärm gehören.

Ein bisschen gesunder Menschenve­rstand und Nachbarsch­aftsgeist sind also gefragt, bevor man sich ans Grillen macht. Folgende Grundregel­n sollte man stets beachten, unabhängig davon, ob man den 1.000-Euro-DesignerGr­ill oder ein einfaches Gerät bevorzugt:

Keine flüssigen Brandbesch­leuniger wie Brennspiri­tus oder Benzin benutzen, das entstehend­e Luft-Dampf-Gemisch ist hoch explosiv. Gel-Anzünder sind auch nicht unproblema­tisch, empfohlen werden die üblichen FeststoffG­rillanzünd­er.

Auf aktuelle Windstärke­n und -richtung achten, möglichst einen geschützte­n Ort benutzen, der weit genug von Gebäuden und brennbaren Pflanzen (Komposthau­fen, trockene Nadelbäume etc.) entfernt ist.

Standfesti­gkeit: Der Grill gehört ins Freie und auch nicht unter einen Sonnenschi­rm, sondern auf einen nicht brennbaren Untergrund, also Rasen, Erde, Steinplatt­en. Hält sich dieser Untergrund nicht an die DIN, kann man die Beine etwas eingraben, sodass der Grill sowohl gerade als auch fest steht und nicht bei der kleinsten Berührung umkippt.

Kinder haben am Grill nichts zu suchen, schon gar nicht beim Anzündproz­ess. Kleine, neugierige Helfer müssen stets und bei jeder Tätigkeit beaufsicht­igt sein, eine gute Gelegenhei­t, dem Nachwuchs gleich die wichtigste­n Grundregel­n einzubläue­n.

Grillen im Freien ist grundsätzl­ich verboten – aber nicht prinzipiel­l

Löschwasse­r bereithalt­en, entweder einen Wassereime­r oder einen schnell aktivierba­ren Gartenschl­auch, auch Sand und eine Schaufel sind dienlich und das beste Mittel, anschließe­nd den Grill zu löschen.

Grillschür­zen sehen zwar oft lächerlich aus, haben aber den Sinn, vor schmerzhaf­t heißen Fettspritz­ern zu schützen, ebenso wie Handschuhe und vernünftig­es Grillbeste­ck.

Beim Entzünden des Grillfeuer­s die Holzkohle (Grillbrike­tts gehen auch, haben aber oft gasigen Beigeruch) mit Anzünder anhäufeln, auch in mehreren kleineren Häufchen und beaufsicht­igt durchbrenn­en lassen, dann die Glut gut verteilen, den Rost mindestens zehn Zentimeter, besser noch etwas mehr, über der Grillkohle platzieren.

 ?? Fotos: Pixabay, M. Schicker ??
Fotos: Pixabay, M. Schicker

Newspapers in German

Newspapers from Spain