Prämie für Autokauf
Regierung stützt Fahrzeugindustrie mit 3,75 Milliarden – Kaufprämie kommt
Wer mit dem Gedanken spielt, ein neues Auto zu kaufen, kann dieses Jahr ordentlich Geld sparen. Die Regierung hat Prämien angekündigt, die dem Kunden bis zu 5.500 Euro Zuschuss gewähren. Zudem wollen die Händler ihren Stock loswerden, mit Rabattaktionen ist zu rechnen.
Madrid – tl. Die Regierung Sánchez plant ein Corona-Hilfspaket für die Autoindustrie mit einem Volumen von 3,75 Milliarden Euro. Wie Ministerpräsident Pedro Sánchez mitteilte, werde die Hilfe ein wichtiger Posten im neuen Haushalt sein. Damit machte der Regierungschef deutlich, wie bedeutend die Autoindustrie für das Land ist. Immerhin stellt sie knapp zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und beschäftigt zwei Millionen Menschen. Der Großteil des Geldes soll in die Modernisierung der Fabriken sowie in Entwicklung und Forschung fließen.
Wichtig für Privatpersonen: Zu dem Hilfspaket zählt wieder eine Autokaufprämie. Insgesamt 250 Millionen Euro wird die Regierung dafür zur Verfügung stellen. Die Kaufprämie soll dazu beitragen, den Autofuhrpark zu erneuern. Im Schnitt sind die Autos auf den Straßen des Landes 12,7 Jahre alt. Damit hat Spanien den zweitältesten Fuhrpark in Europa, nur in Griechenland sind noch ältere Autos unterwegs. Nach der Finanzkrise hatte die Regierung schon einmal mit Plan Pive eine Abwrackprämie aufgelegt. Zwischen 2012 und 2016 wurde der Neuwagenkauf mit 1,1 Milliarden Euro bezuschusst. Knapp 1,2 Millionen Spanier machten davon Gebrauch.
Einzelheiten zur neuen Kaufprämie gab Sánchez am Montag bekannt. Demnach werden die Prämien unabhängig von der Antriebstechnologie gewährt, also auch für Diesel und Benziner. Die Regierung kam der Autolobby entgegen, die aufgrund der geringen Verbreitung von Elektroautos wenig Sinn in einer auf dieses Segment begrenzten Förderung sah. Allerdings erfolgt eine Staffelung der Prämien. Maßgebend ist die Etikettierung der Obersten Verkehrsbehörde (DGT) – also „Cero“etwa für Elektroautos sowie „Eco“und „C“für Diesel und Benziner, ferner die Umweltlabel A und B.
Zudem erhält man die Prämie nur für Pkw, die maximal 35.000 Euro kosten und einen CO2-Ausstoß von weniger als 120 Gramm pro Kilometer aufweisen. Auch das Einkommen oder eine mögliche Behinderung des Neuwagenkäufers kann eine Rolle für die Höhe der Prämie spielen. Ebenso das Alter des abzugebenden Wagens. Für ein Auto, das älter als 20 Jahre ist, gibt es für den Neuwagen 500 Euro extra. Privatpersonen dürfen zudem nur einen Neuwagen mit Prämie kaufen, juristische Personen – also Firmen – maximal 30 Fahrzeuge. Die Hersteller verpflichten sich, die jeweilige staatliche Prämie um den gleichen Betrag zu erhöhen. Bei Elektroautos beschränkt sich der Herstellerbeitrag auf 1.000 Euro. Für Lieferwagen existiert eine gesonderte Regelung.
Unter Berücksichtigung dieser Vorgaben könnte die maximal erreichbare Prämie 5.500 Euro betragen. Diese setzt sich zusammen aus 4.000 Euro vom Staat, wenn man sich für ein Elektrofahrzeug entscheidet, ferner 1.000 Euro vom Hersteller und 500 Euro, weil der Käufer ein Fahrzeug abgibt, das älter als 20 Jahre ist.
Auch in einem anderen Punkt wird die Regierung den Wünschen der Lobby entgegenkommen. So kündigte Handelsministerin Reyes Maroto im Parlament eine Änderung der einmaligen Zulassungssteuer (Impuesto de matriculación) an. Demnach sollen Fahrzeuge künftig noch stärker gemäß ihres CO2-Ausstoßes belastet werden. Dabei werden sich die Steuersätze an dem neuen WTLP-Messverfahren orientieren, das 2017 in der EU eingeführt wurde.
Schon vor der Entscheidung über die Kaufprämie war im Mai bei den Autohändlern ordentlich
Rabatt zu erzielen. Nach zwei Monaten des Stillstands aufgrund der Corona-Beschränkungen boten die Autohäuser bereits Preisnachlässe von im Schnitt 5.000 Euro pro Fahrzeug an. Was immerhin 21 Prozent bei einem 24.000 Euro teuren Auto ausmacht, wie aus Daten des Marktforschungsunternehmen Kantar hervorgeht, die der Wirtschaftszeitung „CincoDías“zur Verfügung gestellt wurden.
Stock von 200.000 Autos
Derzeit sitzen die Händler auf einem Stock von rund 200.000 Fahrzeugen, die sie loswerden wollen. Weitere Rabattkampagnen sind also zu erwarten. Auch bei der Finanzierung wird es Erleichterungen geben. Im April brach der Pkw- und SUV-Markt laut „CincoDías“um fast 100 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres zusammen. Lediglich 4.163 Fahrzeuge wurden verkauft.
Im Mai lag der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bei minus 73 Prozent. Für 34.337 Fahrzeuge konnten die Händler Käufer finden. Die Dachverbände der Hersteller und Händler, Anfac und Faconauto, rechnen für 2020 mit einem Absatz-Rückgang von 45 Prozent. Demnach würden in diesem Jahr weniger als 700.000 Fahrzeuge verkauft.
Der Sektor lockte schon vor der Prämie mit Preisnachlässen