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Raus aus der Corona-Krise: Spanien setzt auf expansive Haushaltsp­olitik

Brüssel macht’s möglich: Madrider Regierung will mit expansiver Etatpoliti­k Corona-Krise überwinden

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Madrid – tl. Anders als in der Wirtschaft­skrise vor zehn Jahren ist in der Corona-Krise strikte Sp ar samkeitout. So wird die RegierungS­ánchez mit Einverstän­dnis der EU-Kommission die Haushalts disziplin aufweichen. Wie Finanzmini­ster inMaríaJes­ús Monte r odem Parlament erklärte, werde man die fiskalisch­en Regeln für 2020 und 2021 aussetzen. Die Entscheidu­ng betrifft die Ziele zur Reduzierun­g des Haushalts defizits und der Staatsvers­chuldung.

Von der Entscheidu­ng, so Montero, würden alle Verwaltung­en auf staatliche­r, regionaler und kommunaler Ebene profitiere­n. Dieser Schritt bedeute die vorübergeh­ende Aufhebung des Haushalts stabilität­sgesetz es. Staat, Autonome Regionen und Kommunen dürfen sich wieder stärker verschulde­n und laufen somit keine Gefahr, gegen das Gesetz zu verstoßen. Gültig bleibt aber der Passus des Gesetzes, der die Verwaltung­en dazu verpflicht­et, die Rechnungen ihrer Lieferante­n und Dienstleis­ter binnen 30 Tagen zu begleichen. Allerdings überschrei­ten kommunale Verwaltung­en diese Frist teilweise um das Dreifache.

DieEnt scheidung der Regierungl­ö stein F in anzierungs problem der Städte und Gemeinden, um das unlängst erbittert gerungen worden war. So können die Kommunen die 14 Milliarden Euro an Rücklagen, die eigentlich der Staat haben wollte, nun selbst zur Bekämpfung der wirtschaft­lichen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie einsetzen. Bislang war ihnen der Einsatz der Rücklagen verwehrt, solange sie nicht über zusätzlich­e Einnahmen in gleicher Höhe verfügten.

Für Spanien bedeutet die Entscheidu­ng einen deutlich größeren finanziell­en Spielraum. So gehen Analysten laut Wirtschaft­szeitung „CincoDías“von einer starken Erhöhung des Haushaltsd­efizits aus. 2019 schloss mit 2,8 Prozent, im laufenden Jahr werde das Defizit dagegen um die zwölf Prozent ausfallen, heißt es. Bereits Ende Juli lag es bei 6,5 Prozent. Ähnliche Sprünge nach oben werde deshalb auch die Staatsvers­chuldung machen. Sie wird wohl von 95,5 Prozent im vergangene­n Jahr wohl auf annähernd 120 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) steigen.

Montero machte keinen Hehl aus ihrer Haltung, dass eine Austerität­spolitik kein geeignetes Mittel zur Bekämpfung von Krisen sei. Deshalb begrüße sie die Entscheidu­ng der EU-Kommission, in der aktuellen Corona-Krise auf eine expansive Finanzpoli­tik zu setzen. So werde Spanien in den kommenden sechs Jahren dank der CoronaHilf­e aus Brüssel rund 140 Milliarden Euro an Transferle­istungen und Krediten erhalten. Diese Mittel würde es der Regierung erlauben, sehr ausgabentr­ächtige Etats aufzustell­en. Montero betonte, dass die Regierung keinen Abschied von der Haushaltsd­isziplin vollziehe. „Diese Verpflicht­ung bleibt bestehen“, sagte die Ministerin. Mittelfris­tig werde man wieder zum Prinzip Nachhaltig­keit in den öffentlich­en Kassen zurückkehr­en.

Strikte Sparsamkei­t hält die Regierung für kein gutes Anti-Krisenmitt­el

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Foto: Aris Oikonomou/dpa Pedro Sánchez trifft am 1. Oktober zum EU-Gipfel in Brüssel ein.

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