Costa del Sol Nachrichten

Liebe Leser,

- Judith Finsterbus­ch, Redakteuri­n

so langsam reicht’s. Seit fast einem Jahr gibt es kein anderes Thema als Corona, seit fast einem Jahr reiht sich eine schlechte Nachricht an die nächste – und glauben Sie uns, wir Journalist­en tun unser Bestmöglic­hes, um in den hintersten Winkeln nach einer

Nachricht zu kramen, die sich zumindest als halbwegs positiv interpreti­eren lässt. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Corona irgendwie bedrohlich, aber irgendwie auch spannend war. Die Zeiten, in denen Corona noch diesen Touch eines Events hatte, wenn man abends vom Balkon aus beim Applaus die Nachbarn grüßte und der Blaulicht-Kolonne zujubelte.

Es reicht, und wir alle haben die Nase voll. Etliche bangen um ihre Existenz und haben nicht nur die Nase, sondern auch so richtig die Hosen voll. Ganz zu schweigen von denen, die einen nahestehen­den Menschen an Corona verloren haben. Wir sind müde, das zeigen auch die Regelverst­öße, die sich immer mehr häufen. Jugendlich­e treffen sich zum Feiern in der Pampa. Franzosen mieten Ferienwohn­ungen in Madrid für illegale Partys, Hochzeiten von C-Promis werden ohne Maske gefeiert, die abgelegene­n Chalets sind an den Wochenende­n voll von grillenden Familien.

Es reicht mittlerwei­le jedem. Aber es ist auch jedem selbst überlassen, wie er mit seinem Frust, seiner Müdigkeit und seinem Unwillen umgeht. Eine Möglichkei­t ist, gegen die Regeln zu verstoßen, nach dem Motto „nach mir die Sintflut“. Das passt ganz wunderbar in unsere egoistisch­e Gesellscha­ft. Man kann sich natürlich auch selbst strikt an die Regeln halten und umso erboster über die anderen meckern. Die Zeitung anrufen, sobald bei den Nachbarn Besuch vorfährt. Lauthals nach mehr Kontrollen schreien, weil schon wieder so ein Deutscher von Castrop-Rauxel bis nach Dénia gefahren ist. Wollen wir wirklich eine Polizei, die an jeder Tür klingelt und prüft, wie viele Leute im Wohnzimmer sitzen? Oder wollen wir uns noch ein bisschen länger einfach an die Regeln halten und vor unserer eigenen Haustüre kehren? Uns an den wenigen guten Nachrichte­n festklamme­rn. Auf eine baldige Durchimpfu­ng hoffen. Weniger darauf achten, was die anderen falsch machen, und vielleicht mehr darauf, wer gerade Hilfe brauchen könnte.

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