Leser fragen, Tierärztin Plaschka antwortet
Sehr geehrte Frau Dr. Plaschka,
ich möchte meine zwei Jahre alte Schäferhündin von dem Rüden meines Nachbarn decken lassen. Der Rüde meines Nachbarn ist auch ganz angetan von ihr, aber meine Linda weigert sich konsequent.
Kann man Hündinnen künstlich besamen lassen und wenn ja, wie würde das bei beiden Hunden ablaufen? Viele Grüße
Sandra Erding
Liebe Frau Erding, wenn Ihre Hündin sich weigert, kann es gut sein, dass es nicht der richtige Moment ist. Die Hündinnen haben zwar eine relativ lange, etwa drei Wochen dauernde „Hitze“, sind aber nicht die ganze Zeit rezeptiv. Lassen Sie mich das mal kurz erklären.
Hündinnen haben normalerweise zweimal im
Jahr, also alle sechs bis acht Monate eine im Volksmund genannte „Hitze“. Diese dauert etwa drei Wochen und hat zwei Phasen. Die erste ist die Vorbereitungsphase oder PROÖSTRUS, in der die Östrogene alles für die Ovulation vorbereiten, die Vulva vergrößert sich, schwillt an und die Hündin blutet. In dieser Zeit werden auch Ferhormone produziert, die schon mal dem Rüden avisieren, dass es bald soweit ist. Während dieser Phase ist sie aber noch nicht zur Deckung bereit. Erst so um den 12. Tag (elf bis 15) beginnt der eigentliche ÖSTRUS und sie ist rezeptiv für die Rüden. Um dies zu erkennen, gibt es mehrere Zeichen: sie blutet weniger, der Ausfluss wird schleimiger und die Vulva schwillt noch einmal mehr an. Wenn Sie während dieser Zeit auf ihren hinteren Rücken drücken, bewegt die Hündin ihren Schwanz zur Seite und macht ein Hohlkreuz um sich in Position zu setzen. Nur dann ist sie auch bereit für den Rüden.
Höchstwahrscheinlich war Linda in Ihrem Fall noch im Pro-Öestrus und der Nachbarshund war zwar schon ganz verliebt aber sie war noch nicht soweit. Im Falle, dass es trotz allem nicht klappen sollte, kann man auch eine künstliche Besamung durchführen. Dazu sollten Sie Ihren Tierarzt aufsuchen, der als erstes einen Abstrich bei der Hündin unternimmt, um den exakten Zeitpunkt des Zyklus zu bestimmen. Wenn die Hündin dann im richtigen Moment wäre, entnimmt man dem Rüden mithilfe manueller Techniken den Samen und untersucht auch diesen unterm Mikroskop auf seine Tauglichkeit. Je direkter umso erfolgreicher, dass bedeutet, idealerweise mit beiden Hunden gleichzeitig zum Tierarzt gehen und wenn alles optimal ist, gleich direkt mit einer Spezialsonde inseminieren. Je mehr Zeit vergeht, umso inaktiver werden die Spermien.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas helfen und Sie bekommen bald viele süße kleine Welpen.
Liebe Grüße
Dr. med.vet. Sabine Plaschka Clínicas Vetersalud Dogo Azul sabina@dogoazul.com