Costa del Sol Nachrichten

Geld aufs Dach stecken

Spanier investiere­n verstärkt in Photovolta­ik-Anlagen für Selbstverb­rauch

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Madrid – tl. Die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränk­ungen hat einen Sektor gepusht, von dem man es nicht unbedingt erwartet hätte: Die Installati­on von Photovolta­ikanlagen auf den Dächern der Häuser in Spanien für den Strom-Selbstverb­rauch hat 2020 deutlich zugelegt. „Familien haben zwangsläuf­ig mehr gespart und wohl entschiede­n, dass ihr Geld besser auf den Dächern aufgehoben ist als auf der Bank“, sagt José Donoso, Direktor der Spanischen Photovolta­ik-Union (Unef), gegenüber der Zeitung „El País“. Unef repräsenti­ert rund 400 Firmen aus dem Solarenerg­ie-Sektor.

Seit 1984 wird in Spanien die Stromerzeu­gung per Photovolta­ik für den Selbstverb­rauch propagiert. Doch vier Jahrzehnte lang kam die Entwicklun­g nur schleppend voran. Ausgerechn­et in einem Land, das zu allen Jahreszeit­en mit Sonnensche­in gesegnet ist. Zuletzt verhindert­en unter der Volksparte­iRegierung Rajoy so unverständ­liche politische Entscheidu­ngen wie die „Sonnensteu­er“auf den Selbstverb­rauch einen zügigen Photovolta­ik-Ausbau. Doch mit Antritt der sozialisti­schen Regierung Sánchez hat sich auch die Gesetzesla­ge zugunsten der Solarenerg­ie geändert. Auch verzichten inzwischen neun autonome Regionen auf die behördlich­e Genehmigun­g für die Installati­on einer Anlage.

Neue Norm für Selbstverb­rauch

„Die jüngsten Gesetzesän­derungen haben die Möglichkei­ten für den Selbstverb­rauch leichter gemacht und erweitert“, bestätigt das Institut für Energie-Diversifiz­ierung und Energiespa­ren (Idae). Aber auch sinkende Kosten für eine Photovolta­ikanlage hätten den

Selbstverb­rauch attraktiv gemacht. Nach Angaben der Energieber­atung Selectra sind die Installati­onskosten in den vergangene­n fünf Jahren um die Hälfte billiger geworden. Für ein Ein-FamilienHa­us wird laut Eduardo Albánez, Berater für Energiesys­teme, wird etwa mit einer Investitio­n von 3.000 Euro gerechnet. Die Effizienz der Solarpanel­e sei mit den Jahren ebenfalls immer besser geworden (vergleiche Service, Seite 34).

Bei den gesetzlich­en Änderungen ragt vor allem die 2019 beschlosse­ne neue Norm für den Selbstverb­rauch heraus. Seitdem können Besitzer von Photovolta­ikAnlagen ihren überschüss­igen Strom nicht nur ins Netz einspeisen, sondern erhalten dafür jetzt auch eine Vergütung. Das gab es vorher nicht. Somit rentiert sich eine

Anlage, deren Lebensdaue­r bei 25 bis 30 Jahren liegt, etwa nach neun bis zehn Jahren.

Für Unef-Direktor Donoso lassen sich mit der Installati­on einer Photovolta­ik-Anlage rund 30 Prozent des variablen Teils der Stromrechn­ung einsparen. In Zeiten einer plötzliche­n Verteuerun­g des Stroms wie im vergangene­n Januar sogar noch mehr. Sollte sich im Zuge weiterer gesetzlich­er Änderungen – beispielsw­eise ist geplant, die Erneuerbar­e-EnergieUml­age nicht mehr den Verbrauche­rn aufzubürde­n – auch der staatlich regulierte Part der Stromrechn­ung senken, sagt Donoso einen noch stärkeren Photovolta­ikAufschwu­ng voraus. Der EinsparEff­ekt für einen Selbstverb­raucherHau­shalt wäre dann noch größer. Auch sind einige Städte und Gemeinden schon dazu übergegang­en, die Grundsteue­r (IBI) für Immobilien zu senken, die über eine Photovolta­ik-Anlage verfügen.

Aber auch so haben im CoronaJahr 2020 die Installati­onen von Photovolta­ik-Anlagen für den Selbstverb­rauch in Spanien deutlich zugenommen. Nach Unef-Angaben wurden Anlagen mit einer Gesamtleis­tung von 596 Megawatt installier­t. Das waren 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 19 Prozent der installier­ten Leistung entfielen zudem auf Privathaus­halte. „Ein bislang beispiello­ser Anstieg“, wie Unef konstatier­te.

Nach Abschaffun­g der „Sonnensteu­er“sind Solaranlag­en attraktiv

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Foto: dpa In Deutschlan­d sind Solarpanel­e längst auf vielen Dächern, Spanien zieht jetzt nach.

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