Dieselben stummen Hilfeschreie
Wissen Sie noch, als die Natur unter Corona – scheinbar – auflebte?
Alicante – sw. Eine der wenigen freudigen Bilder der CoronaAnfangszeit lieferte die Natur. Auf einmal schien das wilde Leben die Flügel auszubreiten. Kein Mensch war ja in Sicht, und damit auch keines seiner Nebengeräusche. Etwa der Naturpark Torrevieja war voller Flamingo-Küken (um die Art geht es im Nachfolgefilm von „Patches“, Titel: „The fire bird“).
Rund ein Jahr nach Beginn das Alarmzustands, der den Menschen zuhause einsperrte, wollten wir wissen, wie stark sich die Natur am Mittelmeer „dank“Corona erholt hat. Dazu fragten wir Ahsa – die Freunde der Feuchtgebiete im
Süden von Alicante –, zu deren Wirkungsbereich etwa der in „Patches“prominent gezeigte Naturpark El Hondo gehört.
„Es stimmt schon, dass während des Alarmzustands beeindruckende Bilder einiger wilder Tierarten an Stadträndern gezeigt wurden“, erklärt Ahsa-Experte Sergio Arroyo. Aber: „In Wahrheit gab es keine spürbare generelle Erholung der Fauna. Auch in Feuchtgebieten nicht“. Aus Umweltsicht erhöhte sich höchstens die Luftqualität deutlich. „Das beweist, dass wir mit sparsamem Gebrauch des Autos den Schmutz in der Atmosphäre wirklich verringern können.“
Aber die Tierarten, die vor Corona ums Überleben kämpften, täten es bis heute, „weil die Gründe für die prekäre Lage weiter dieselben sind“. Welche Arten besonders in Gefahr seien? „Die Marmelente und die Weißkopfruderente“, antwortet der Umweltschützer.
Eine große Sorge seien weiter die Abfälle. „In unserer Zone ist alles voller Plastik: Flüsse, Kanäle, Strände, Berge“, kritisiert Arroyo. Hinzu kämen nun Covid-typische Abfälle, „vor allem Masken“. Aber auch hier seien es höchstens geringfügige Veränderungen zu Zeiten vor der – scheinbaren – großen Erholung der Natur unter Corona.