Costa del Sol Nachrichten

Pizza und Papas für Ayuso

Spitzenkan­didatin der Volksparte­i wird zur Kultfigur der Gastronomi­e

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Madrid – sk. Fast täglich klagt im Fernsehen ein Politiker, der nichts mehr zu sagen hat, wie nichtssage­nd der Wahlkampf in Madrid doch sei. Pausenlos wird getwittert, ständig wird beschimpft und oft auch denunziert – aber inhaltlich kommt wenig rüber.

Es ist so ein persönlich­er Wahlkampf. Ministerpr­äsident Pedro Sánchez kämpft persönlich um den Landtag und lässt getrieben von seinem Feldzug gegen PP-Rivalin Isabel Díaz Ayuso den Spitzenkan­didaten seiner Partei, Ángel Gabilondo, im Schatten stehen. Derweil bleibt die wortgewalt­ige Ayuso die einzige Aspirantin, die dem Spektakel um die Macht ein gewisses Gewicht verleiht – eins, das sich auf einer Waage bemerkbar machen kann. Etwa die Pizza

Madonna Ayuso mit MozarellaK­äse oder Kartoffeln a lo Ayuso mit einer Extraporti­on Eier.

Mühselig, in den Speisekart­en nach Doppeldeut­igkeiten zu suchen, die wahren madrilenis­chen Bars, in denen man anstandsha­lber ein Spanien-Banner auf der Alltagsmas­ke trägt, machen keinen Hehl aus dem Kult. Das Konterfei der konservati­ven Regionalpr­äsidentin klebt unter und über Erdnussaut­omaten. Angesichts dieser Omnipräsen­z wirken die ihr politisch nahe stehenden Rivalen links und rechts – also die liberalen Ciudadanos und die rechtspopu­listische Vox – wie Ketchup und Mayo in einem Burger.

Der Kult rührt daher, dass sie die Gastronomi­e vor den Covid-19-Auflagen stets in Schutz genommen hat. Viele Franzosen stellen seit geraumer Zeit fest, dass der Verzicht auf die Haute Cuisine zu Hause sich besser mit einem Teller fritierter Bravas auf einer Terrasse in Madrid verdauen lässt. Die Hauptstadt und die Region gelten als Inseln der Freiheit in den Untiefen der Covid-Restriktio­nen.

Der Sektor dankt ihr den Erhalt von Arbeitsplä­tzen auch mit dem entspreche­nden Pathos, Ayuso prostet dafür regelmäßig den Kellnern zu. Ihr Wahlkampfv­ideo wirkt wie eine Tapas-Route, ein Bierchen hier und ein Würstchen dort. Die Warmherzig­keit aus den Etablissem­ents der Trabantens­tädte schlägt ihr allerdings weder aus den Krankenhäu­sern noch aus den Intensivst­ationen entgegen.

Wenn eine wie sie sich die

Freiheit einverleib­t, mögen andere das durchaus als Tyrannei empfinden. Madrid rangiert stets unter den Regionen mit den meisten Coronaviru­s-Infektione­n, den höchsten Auslastung­en der Hospitäler und Intensivst­ationen und den höchsten Sterblichk­eitsraten.

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Foto: Foto dpa Isabel Díaz Ayuso.

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