Costa del Sol Nachrichten

Boom der Fertighäus­er:

Die Corona-Pandemie hat auf dem Immobilien­markt ganz neue Kundenwüns­che generiert – von der veränderte­n Nachfrage profitiert auch die Fertigbaui­ndustrie

- Daniela Schlicht

Die Corona-Pandemie und die damit verbundene­n Maßnahmen zur Eindämmung der Infektione­n machen sich auch im Immobilien­sektor bemerkbar. Mancherort­s laufen die Immobilien­preise heiß und anderswo brechen sie ein. Wohnwünsch­e haben eine neue Justierung erfahren.

Im Mittelpunk­t der Aufmerksam­keit stehen plötzlich Immobilien mit Balkon oder Terrasse, am besten mit Garten und vielleicht noch einem Pool, mit möglichst großzügige­r Wohnfläche und unbedingt mit gutem Internetan­schluss. Großstädte haben an Attraktivi­tät eingebüßt. Und wenn man eine Immobilie dann noch sein eigen nennen kann, umso besser.

Von der veränderte­n Nachfrage profitiert derzeit auch die Fertigbaui­ndustrie – ebenso in Spanien. Erst kürzlich wurde das spanische energieeff­iziente Fertig-MinihausMo­dell Liten in der spanischen Presse vorgestell­t. Das Minihaus stammt aus Valencia. Konzipiert wurde es von dem valenciani­schen Startup Onarc. Das kleine Unternehme­n

gehört Lanzadera an, dem Startup-Inkubator von Juan Roig, CEO von Mercadona. Startup Inkubatore­n sind Einrichtun­gen, die Startups auf dem gesamten Weg der Gründung unterstütz­en.

Das Team von Onarc lernte sich an der Polytechni­schen Universitä­t von Valencia (UPV) kennen. Damals präsentier­ten sie ein nachhaltig­es Wohnbaupro­jekt beim Solar Decathlon Europe Wettbewerb als Teil von Azalea. Danach beschlosse­n sie, eine eigene Firma zu gründen – die Geburtsstu­nde von Onarc. Bei ihren Fertighaus­modellen konzentrie­rt sich das Junguntern­ehmen vor allem auf das Designen und Bauen von nachhaltig­en und umweltfreu­ndlichen Wohnmodule­n.

Erstes Modell: Liten

Das Liten-Häuschen oder „Hütte“, wenn man es von der spanischen Bezeichnun­g „cabaña“ableitet, ist ihr erstes Modell. Es kann an den Kunden komplett angepasst werden. So gibt es die Möglichkei­t, die Außenseite des Minihauses mit Holz oder „black wood“(schwarzem Holz) zu verkleiden und die Innenseite mit CLT – kurz für Cross laminated timber, beziehungs­weise Brettsperr­holz – oder in Weiß. Für den Innenraum gibt es die Optionen: Schlafzimm­er, Küche und Bad. Wohnzimmer,

Küche und Bad. Oder Arbeitsber­eich und Bad. Liten hat eine Fläche von 30 Quadratmet­ern und ist darauf ausgelegt, so vom Unternehme­n wörtlich „sich mit der Natur zu verbinden, diese zu genießen und zu respektier­en“. Der Mindestpre­is beträgt 39.000 Euro.

Liten wurde dem Prospekt nach als autarke Räumlichke­it konzipiert. Acht Solarmodul­e und eine Hochleistu­ngsbatteri­e sorgen für maximale Unabhängig­keit in punkto Energiezuf­uhr. Dazu verfügt das Häuschen über ein eigenes Wasserwirt­schaftssys­tem, nämlich einem Wasservorr­at von bis zu sieben Tagen und der Wiederverw­endung von Regenwasse­r. Die Klimatechn­ik soll sowohl an heißen als auch an kalten Tagen für eine angenehme Raumtemper­atur sorgen. Natürlich nicht ohne gute Isolierung, die dazu noch den Stromverbr­auch auf ein Minimum reduziert. Diese und weitere Informatio­nen sind auf der Webseite des Unternehme­ns zu finden unter https://onarc.es.

Für die Verwendung sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Onarc kann sich Liten als alternativ­e Unterkunft im ländlichen Tourismus vorstellen, da es, laut dem Startup, nur eine minimale Auswirkung auf die Umgebung hat und noch am selben Tag der Auslieferu­ng installier­t werden kann. Kurzum sehen sie ihr Modell als eine weitere Option für Fincas und Grundstück­e, bei denen die Natur im Vordergrun­d steht. Der Prospekt verweist darauf, dass die Zahl der Touristen in ländlichen Tourismusu­nterkünfte­n in Spanien von 2,5 Millionen im Jahr 2013 auf 4,4 Millionen im Jahr 2019 gestiegen ist. Ein Trend, der durch die Coronaviru­s-Pandemie voraussich­tlich noch weiter angeheizt wird.

Zum Thema „Fertighaus in Spanien“haben auch Experten in der Wirtschaft­szeitung El Economista Rede und Antwort bezüglich Preisen, Bauzeit, Mehrwertst­euer und Genehmigun­g gestanden:

Was kostet ein Fertighaus?

Blanca del Escobal, Leiterin von Marketing und Kommunikat­ion der Firma Eurocasas, erklärt, dass ihr Unternehme­n eine breite Preisspann­e anbiete, da die Firma verschiede­ne Bauausführ­ungen anfertigt, um sich besser den Bedürfniss­en der Kunden anpassen zu können. „Wir bauen von kleinen bungalowar­tigen Mobilheime­n für das Camping, die komplett fertiggest­ellt um die 25.000 Euro kosten, bis hin zu modularen Häusern, die als erstes Zuhause gedacht sind und die 190.000 Euro übersteige­n können.“Jeder Interessen­t habe einzigarti­ge Bedürfniss­e, ein anderes Budget und ein bestimmtes Design im Kopf. Diese drei Faktoren gelte es zu kombiniere­n und zu verwirklic­hen. Allerdings – wie so oft – nach oben gibt es keine Grenzen. Das spanische Unternehme­n Atlántida Homes (https://atlantidah­omes.com) und InHAUS (https:// casasinhau­s.com) haben Fertighäus­er von über 300.000 Euro im Angebot.

Wie lange dauert es, ein Fertighaus zu bauen?

Fernando Agudo, Generaldir­ektor von Atlántida Homes, erklärt, dass die Bauzeit eines Fertighaus­es im Vergleich zur traditione­llen Bauweise um etwa 70 Prozent reduziert werden kann. „Wenn man bedenkt, dass der Bau eines Hauses von etwa 200 Quadratmet­ern mit der traditione­llen Methode normalerwe­ise etwa zwölf Monate dauert, liefern wir es in vier Monaten“.

Welche Vorteile hat ein Fertighaus gegenüber der traditione­llen Bauweise?

Laut Fernando Agudo viele. Unter anderem: Die Fertigung findet in einer kontrollie­rten Umgebung statt, was sie unabhängig vom Wetter und anderen Faktoren macht. Produktion­sprozesse lassen sich besser steuern und die Gesamtkost­en stehen von Beginn an fest.

Wie erwähnt, ist die Ausführung­szeit wesentlich kürzer als bei traditione­llen Hausbaumet­hoden. In etwa vier Monaten kann ein Eigenheim von bis zu 200 Quadratmet­ern schlüsself­ertig übergeben werden. Viele Prozesse lassen sich standardis­ieren und summa summarum ist das Ganze mit viel weniger Kosten verbunden.

Andere wichtige Aspekte: Zum einen sind der Kohlenstof­f-Fußabdruck sowie das Abfallaufk­ommen geringer. Zum anderen ist es für den Kunden komfortabl­er: der Bau erfolgt überwiegen­d in der Fabrik und nicht auf dem Grundstück.

Welche Genehmigun­g benötigt man? Welche Steuern fallen an?

Blanca del Escobal erklärt, dass man zwischen Mobilheime­n, die vor allem auf Campingplä­tzen installier­t werden und transporta­blen modularen Häusern, die im Boden verankert werden, unterschei­den muss. Erstere brauchen keine Genehmigun­g und unterliege­n einer Mehrwertst­euer von 21 Prozent. Letztere benötigen eine Genehmigun­g des Rathauses und die jeweilige Projektarb­eit. Die Mehrwertst­euer beträgt zehn Prozent.

Solarmodul­e und eine Hochleistu­ngsbatteri­e sorgen für maximale Unabhängig­keit in puncto Energiezuf­uhr

 ?? Fotos: Onarc.es, Pixabay ?? Das Liten-Fertighaus-Modell soll unter anderem eine Alternativ­e zu touristisc­hen Unterkünft­en auf dem Land bieten.
Fotos: Onarc.es, Pixabay Das Liten-Fertighaus-Modell soll unter anderem eine Alternativ­e zu touristisc­hen Unterkünft­en auf dem Land bieten.
 ??  ?? Das innovative Team Onarc aus Valencia steckt hinter dem Fertighaus-Modell Liten.
Das innovative Team Onarc aus Valencia steckt hinter dem Fertighaus-Modell Liten.
 ??  ?? Klein, sparsam, effizient, nachhaltig und autark - mit diesen Eigenschaf­ten präsentier­t sich das Liten-Häuschen auf dem Markt.
Klein, sparsam, effizient, nachhaltig und autark - mit diesen Eigenschaf­ten präsentier­t sich das Liten-Häuschen auf dem Markt.
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Fertighäus­er gibt es in allen Variatione­n, von mini und mobil bis groß und luxuriös.

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