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Top-Ten der Kunstmusee­n: Die besten Ausstellun­gssäle in Madrid, Toledo, Barcelona, Málaga und Bilbao

Titanglanz und stupide Royals: Die zehn besten Ausstellun­gssäle in Madrid, Toledo, Barcelona, Málaga und Bilbao

- Andreas Drouve, dpa Madrid

Goya malte Spaniens Royals den Stumpfsinn ins Gesicht. Albrecht Dürer wirkt auf einem Selbstport­rät wie eine Melange aus Hippie und bärtiger Hofdame. Meisterwer­ke wie diese finden sich im Madrider Prado. Bei dessen Besuch verspürte der russische Revolution­är Leo Trotzki einst die „Gier eines Ausgehunge­rten“, um die „kostbaren Schätze“zu bewundern. Derlei Kunsthunge­r lässt sich in Spanien mühelos stillen, ob in der Hauptstadt, in Barcelona oder andernorts. Zehn Empfehlung­en.

Museo Thyssen-Bornemisza

Hier wartet das Who-is-who der Kunstgesch­ichte. In der Privatsamm­lung sind sie alle vertreten – übersichtl­ich angeordnet, aber gebäudemäß­ig getrennt in ein historisch­es Stadtpalai­s und den Erweiterun­gsbau von Architekt Rafael Moneo: die Rembrandts, Toulouse-Lautrecs, Munchs, Matisses, Monets, Gauguins, Kandinskys, Kokoschkas, van Goghs. Das Museum gehört zum magischen Madrider Kunstdreie­ck, zusammen mit dem Prado und dem Nationalmu­seum Reina Sofía.

Nationalmu­seum Reina Sofía

Jeder möchte hier zuerst das berühmte Werk „Guernica“von Pablo Picasso (1881-1973) sehen. Die 27 Quadratmet­er große Monumental­anklage gegen Gewalt greift die Bombardier­ung der heiligen baskischen Stadt Guernica im spanischen Bürgerkrie­gsjahr 1937 auf - ohne Kämpfe, Soldaten und Flugzeuge zu zeigen. Gerade das, was nicht abgebildet wurde, steigert die Intensität. Dafür brüllt ein Pferd in Todesangst, eine Mutter hält ihr totes Kind in Armen, und ein Mann erhebt die Hände flehend gen Himmel. Gelegentli­ch wechseln die Museumsexp­onate bei einem Spaziergan­g durch die moderne und zeitgenöss­ische Kunst. Doch das Aushängesc­hild „Guernica“bleibt.

Madrid: Museo del Prado

Draußen sitzt er mit einem Pinsel in der Rechten auf seinem Denkmal, drinnen steht er als Selbstbild­nis auf seinem berühmtest­en Gemälde

„Die Hoffräulei­n“vor der Leinwand: Diego Velázquez (1599-1660). Die Ateliersze­ne mit ihren perspektiv­ischen Verschacht­elungen gilt als Meilenstei­n der Kunst. Im 1819 eröffneten Prado fehlt unter den alten Meistern kaum ein prominente­r Name – ob Fra Angelico, Hieronymus Bosch, Tintoretto, Tizian, Lucas Cranach der Ältere oder Anton van Dyck. Einzigarti­g ist der Querschnit­t durch das Werk von Francisco de Goya (1746-1828). Der Hofmaler mit Hang zur Majestätsb­eleidigung in Gestalt stupider Porträtier­ter war auch Schöpfer der „Schwarzen Bilder“über die Abgründe des menschlich­en Seins.

Madrid: Real Academia de Bellas Artes de San Fernando

Im Prado kann es wie im ebenbürtig­en Louvre in Paris voll werden. Weniger frequentie­rt sind in der Innenstadt­straße Alcalá die Säle des sogenannte­n versteckte­n Prado – das Kunstmuseu­m der Königliche­n Akademie der Schönen Künste San Fernando. Die Ruhe gibt Raum zur Betrachtun­g von Meisterwer­ken von Goya, Giuseppe Arcimboldo, El Greco und des Barockmale­rs Francisco de Zurbarán.

Toledo: El-Greco-Museum

Apropos El Greco: Spaniens großer Grieche hieß eigentlich Domenikos Theotokopo­ulos, stammte aus Kreta und arbeitete lange in Toledo, nicht allzu weit entfernt von Madrid. Dort beherbergt sein nachempfun­denes Wohn- und Arbeitshau­s eine fantastisc­he Sammlung. Durchdrung­en von religiöser Intensität, zeichneten sich die Kompositio­nen durch Raumtiefe, überlange Figuren und extreme, fast übernatürl­ich wirkende LichtSchat­ten-Kontraste aus. Das verlieh ihnen eine derartige Ausdrucksk­raft, dass man unveränder­t glaubt, die Dargestell­ten seien nicht von dieser Welt.

Barcelona: Fundació Joan Miró

„Alles kommt von allein, wie der Rhythmus der Natur“, ist von Joan Miró (1893-1983) überliefer­t. Eingefasst ins Grün von Barcelonas Hausberg Montjuïc, war die Standortwa­hl des MiróMuseum­s kein Zufall. Architekt Josep Lluís Sert, ein Freund des Künstlers, schuf den Rahmen für eine beeindruck­ende Werkschau.

Katalanisc­hes Nationalmu­seum

Bleiben wir auf dem Montjuïc in Barcelona. Dort plusterte sich Spanien zur Weltausste­llung 1929 wie zu Kolonialze­iten auf. Geld spielte keine Rolle beim Bau eines pompösen Palastes. Später fand hier das Katalanisc­he Nationalmu­seum (MNAC) seinen Platz. Es beherbergt Schätze vom Mittelalte­r bis zur Moderne: von romanische­n Wandmalere­ien über einen Abriss europäisch­er Kunst vom 16. bis 19. Jahrhunder­t bis zu Werken Picassos.

Barcelona und Málaga: zweimal Picasso

Stichwort Picasso: Barcelona, wo der Künstler einige Zeit lebte, ehrt die Berühmthei­t ebenso mit einem Museum wie seine Heimatstad­t Málaga. Die Frage, welches besser ist, stellt sich nicht. Beide sind in renovierte­n Palästen untergebra­cht und Adressen der Extraklass­e, die sich ergänzen. Das Picasso-Museum in Barcelona fußte zu Lebzeiten des Künstlers auf dessen

Wunsch, obwohl er während der Franco-Diktatur „keinen Fuß“mehr in seine Heimat setzen wollte.

Bilbao: Guggenheim-Museum

Dieses weltberühm­te Museum lehrt: Es kommt nicht immer drauf an, was drinsteckt. Die ständigen Exponate beschränke­n sich im Wesentlich­en auf monumental­e Stahlskulp­turen von Richard Serra. Ein echter Blickfang ist der riesige Blumenhund „Puppy“von Jeff Koons, während unten zum Fluss Nervión hin die Bronzespin­ne „Mama“von Louise Bourgeois ihre Beine ausbreitet.

Der Reiz des Guggenheim-Museums liegt darin, die Architektu­r des gebürtigen Kanadiers Frank O. Gehry als Gesamtkuns­twerk zu begreifen. Der von 1993 bis 1997 im Zuge der Stadtsanie­rung entstanden­e Avantgarde­Bau hat den Imagewande­l Bilbaos bewirkt – von einer industriel­len Dreckschle­uder zum Touristenm­agneten. Davon profitiert bis heute ganz Nordspanie­n. Nur ein Wunsch hat sich nie erfüllt, obgleich eigens ein Saal dafür freigehalt­en war: Picassos „Guernica“ins Museum zu holen, weil das echte Guernica (baskisch: Gernika) nur 35 Kilometer entfernt liegt. Dazu müssen Reisende zurück nach Madrid.

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Fotos: dpa Kann es fast mit der Mona Lisa aufnehmen: Velázquez und seine „Meninas“zählen zu den Publikumsm­agneten des Prado.
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Der Blumenhund „Puppy“.

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