Herz für Bedürftige
Charity-Events, Mahlzeiten für Obdachlose, Werbung fürs Restaurant und mehr: Wie Residenten sich in Coronazeiten solidarisch zeigen
Charity-Events, Mahlzeiten für Obdachlose, Werbung fürs Restaurant und mehr: Mit solidarischen Aktionen helfen Residenten Personen, die auf Spenden angewiesen sind. Die CN bietet einen Überblick über Initiativen, die Deutsche an der Costa del Sol, der Costa Blanca und der Costa del Almería gestartet haben.
Es sind Menschen, die die Augen nicht vor dem verschließen, was sie täglich auf der Straße sehen. „Seit Corona betteln immer mehr Leute vor den Supermärkten. Menschen, die man dort vorher nicht sah. Das müsste doch eigentlich jeden zum Nachdenken bringen“, fasst es Margot Jann aus Marbella zusammen.
Zum Nachdenken bringt es wohl alle. Doch Margot Jann und ihre deutsche Bekannte Natalie Fantuzzi sind einen entscheidenden Schritt weitergegangen. Sie versuchen, etwas gegen das Elend, in ihrem Fall in Marbellas Stadtteil Las Chapas, zu unternehmen. Und sind damit nicht die einzigen Ausländer an der Küste, die in ihrer Wahlheimat anfassen, wo Not am Mann ist um eben diese Not, die mit Corona so sehr zugenommen hat, zu bekämpfen.
Bei den beiden Frauen aus Marbella ist eine anfängliche Unterstützung
von Caritas, gemeinsam mit dem Stadtrat im Bezirksrathaus von Las Chapas, Carlos Alcalá, praktisch zum Selbstläufer geworden. „In der ersten Zeit, in der wir nicht rausdurften, ist Carlos auf meinen Zuruf hin losgefahren, hat Lebensmittelspenden von den Leuten abgeholt und sie zur Caritas gebracht, wo die Menschen schon Schlange standen“, sagt Jann. Mittlerweile gehen die Spenden direkt an die bedürftigen Familien, die Natalie Fantuzzi über eine WhatsApp-Gruppe kontaktiert, wenn wieder Einkäufe für sie getätigt wurden und abgeholt werden können. Sogar frisch Gekochtes gibt es, denn auch örtliche Restaurants wie das La Scala oder Da
Bruno konnten die beiden mit ins Boot holen.
Wer helfen möchte, kann sich über fantuzzi68@gmail.com direkt an Natalie Fantuzzi wenden. „Erst gestern habe ich ein Charity-Event organisiert“, sagt sie. Das eingenommene Geld fließt in die nächsten Einkäufe, die Summe vom letzten Event Ende Oktober ist längst aufgebraucht. „Zu Ostern wurden 150 Personen mit Lebensmitteln versorgt, zu Weihnachten haben wir eine Sammelaktion gestartet und jeder bekam eine Tasche mit besonderen Inhalten wie Olivenöl oder Thunfisch“, erzählt Jann von den kleinen Extras zwischendurch. Im Vordergrund aber steht die regelmäßige Hilfe, dank der Woche für Woche zurzeit 16 Familien mit insgesamt 45 Angehörigen versorgt würden, so Jacuzzi. Großfamilien seien dabei, viele Kinder. „Kinder sollten doch heutzutage nicht mehr hungern müssen“, sagt Jann.
So sollte es sein, aber so ist es nicht. Dass immer mehr Menschen und darunter auch ganze Familien, betroffen sind, meist wegen plötzlicher Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit, zeigen nicht nur bettelnde Menschen vor den Supermärkten, sondern auch die Erfahrung der Personen und Organisationen, die diesen Menschen helfen. „Wir sollten uns mal in ihre Lage versetzen“, sagte jüngst der Vorsitzende des Wohltätigkeits-Sektors in Spanien, Luciano Poyato, gegenüber der Presseagentur EFE. „Können wir uns vorstellen, dass wir selbst, aus einer stabilen Situation kommend, morgen um Hilfe bitten müssen, vor allem für grundlegende Bedürfnisse? Doch genau so ist es für diese Personen.“Wobei dies den meisten nicht leicht fällt. „Zu Anfang haben sich viele geschämt, zu uns zu kommen“, sagt Margot Jann. Oft, so berichtet Natalie Jantuzzi, fließen Tränen. „Auch ich habe viel geweint. Es ist so schlimm und tragisch, man erlebt das Elend mit.“
Musiker hilft Koch
Weiter im Norden, in Els Poblets an der Costa Blanca, will auch Hans Hieser helfen. Auf seine Weise. Hans Hieser ist eingefleischter Rock-Musiker, seine Bühne ist seit Jahren das Restaurant La Plaça. Und er liebt es. Das Restaurant, den Dorfplatz, auf dem es steht, die Stimmung, wenn er mit seinen international gemischten Musikern als Big Jack auftritt. Hautnah hat er dabei auch miterlebt, was die Corona-Krise für die Gastronomie im Allgemeinen und für den Pächter des Restaurants La Plaça im Besonderen bedeutet hat.
„Sergio hat das Lokal vor anderthalb Jahren übernommen. Er ist also erst in seinem zweiten Jahr, ein ganzes Jahr davon war Pandemie. Er musste Schulden aufbauen, ist entmutigt und steht vor dem Ruin“, sagt Hieser, der im letzten
„Bettler vor dem Supermarkt sollten jeden zum Nachdenken bringen“