Liebe Leser,
wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sich Pandemie-Müdigkeit und das Prinzip des „Jeder ist sich selbst der Nächste“immer deutlicher bemerkbar machen. Diesen Eindruck vermitteln zumindest die Fernsehbilder vom Ende des Notstands und ausgelassen feiernden jungen Menschen ohne Maske und Abstand. Nach über einem Jahr der Entbehrungen und Einschränkungen ist die Reaktion der jungen Leute bis zu einem gewissen Grad verständlich. Und vielleicht hatte ihnen auch jemand mit der bis zum Erbrechen wiederholten Allerweltsformel „Freiheit“den Kopf verdreht.
Natürlich haben wir alle Lust, uns die Maske vom Gesicht zu reißen, unsere Familie und Freunde zu umarmen und dieses verfluchte Coronavirus hinter uns zu lassen. Aber die große Mehrheit macht es dennoch nicht. Die Fernsehbilder mögen einen anderen Eindruck vermitteln, aber auch die Mehrheit der Jugendlichen hält sich an die Regeln. Denn das sind wir uns, unseren Mitmenschen, vor allem aber dem medizinischen Personal schuldig, das weiterhin tagtäglich in den Krankenhäusern um Menschenleben kämpft. Wir dürfen das Ende des Notstands nicht mit dem Ende der Pandemie verwechseln. Noch ist es nicht soweit. Die Impfkampagne schreitet voran, ein Drittel der Bewohner Spaniens hat mindestens eine Impfdosis erhalten. Die gerade abklingende vierte Welle in Spanien ist glimpflich abgelaufen, auch das mit Sicherheit eine Folge der zunehmenden Immunisierung der Bevölkerung und vor allem der besonders gefährdeten Gruppen. Aber noch ist es nicht soweit.
Denn Pandemien brauchen ihre Zeit, bis sie besiegt sind, das zeigt ein Blick in die Menschheitsgeschichte. Ja, wirklich, auch früher gab es schon Pandemien, sogar ohne Bill Gates und 5G. Wir haben halt das Pech, dass in unser Leben eine fiel (vielleicht kommen auch noch weitere). Doch wir haben das Glück, dass nach 14 Monaten dank einer schnellen Impfstoffentwicklung bereits das Ende in Sicht ist. Aber noch ist es nicht soweit.