Von der Flaniermeile zum Sündenpfuhl
Nächtliche Exzesse im Jet-Set-Hafen Puerto Banús – Sauftourismus etabliert sich
Puerto Banús/Marbella – dan. Nach zwei Jahren Pandemie lassen einige junge Menschen so richtig „die Sau raus“. Auch der Luxusbadeort Puerto Banús an der Costa del Sol hat in diesem Sommer mit dem Problem Sauftourismus zu kämpfen. „Das Niveau der Touristen ist in diesem Jahr stark gesunken. Am Tag ist Puerto Banús ein anderes als in der Nacht“, bestätigt Juan Carlos Pereales, der einen Fahrrad- und Segway-Verleih in Puerto Banús betreibt.
In der Nacht verwandelt sich der malerische Badeort in eine Partymeile, wo junge Menschen sich auf den Bürgersteigen übergeben, Betrunkene herumpöbeln und laut singend durch die Straßen ziehen. Der eine beschließt gar, in einem Brunnen zu baden, wieder andere erleichtern sich vor einem Schaufenster, haben Sex in einer Straßenecke oder nächtigen in einem
Privatgarten. Während auf Mallorca Deutsche außer Rand und Band geraten, ist das Profil der Sauftouristen an der Costa del Sol ein anderes. „Für Puerto Banús bei Nacht muss man sich schämen. Dieses Jahr sind viele unerzogene junge Menschen gekommen, die sich mit nacktem Oberkörper ohne Hemd in die Lokale setzen. Sie sind zwischen 18 und 30 Jahre alt und überwiegend Marokkaner oder Algerier, die in Frankreich und Belgien leben“, erzählt Pereales.
Das schlägt sich auf Umsatz und Einnahmen nieder, zumal der Brexit die Engländer vertrieben habe und die Russen in diesem Jahr auch ausbleiben. Mehr Gäste bedeuten also nicht unbedingt einen Aufschwung fürs Geschäft. „Wir haben ein Viertel unserer Kunden verloren, viele Touristen kommen in diesem Jahr aus Spanien, Skandinavien, Frankreich und Deutschland. Aber uns fehlen die Engländer, das bedeutet für uns einen Verlust von 25 Prozent. Die jungen Partygäste gehören nicht zu meinen Kunden.“
Am Tag sieht man im hübschen Hafenort spanische Familien flanieren. In der Nacht ergreifen die kaufkräftigen Touristen, die einen schönen Abend verbringen wollen, die Flucht. Auch deshalb sind die jungen Low-Cost-Touristen nicht gern gesehen im schicken Puerto Banús. Die Lokale vor Ort bekommen das zu spüren, während sich bei Marbella Segway Tours & Bikes ein neuer Typ Kunde aufgetan hat. „Wir vermieten jetzt am Abend viele Fahrräder an Urlauber,
die damit nach Marbella fahren. Sie gehen dann in den Marbella Club, nach Puente Romano oder in die Restaurants und Bars an der Strandpromenade, statt in Puerto Banús zu bleiben“, sagt Pereales.
Das wilde Nachtleben in Puerto Banús findet überwiegend in der zweiten Straße statt, gleich hinter der Promenade am Hafen. Mit ihren Diskotheken, Nachtclubs und Prostituierten gehört sie den Feiernden. Auch Juwelier Miguel Gómez, dessen Geschäft sich direkt neben der zweiten Straße in Puerto Banús befindet, kann davon ein Lied singen. Halbnackt und in Flip Flops vor der Auslage mit exklusivem Schmuck passt nicht in das Bild von Puerto Banús. Bei der Unternehmervereinigung Acobanus in Puerto Banús sind bereits Beschwerden von Geschäftsleuten eingegangen, die eine verstärkte Polizeipräsenz fordern.
Mehr Gäste bedeuten nicht unbedingt einen Aufschwung fürs Geschäft.