Costa del Sol Nachrichten

Waldspazie­rgang mit Lorca

Ein Ausflug als Bekenntnis: Der Barranco de Víznar ist ein Massengrab mitten im Wald

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Granada – mar. Es ist jetzt 86 Jahre her, dass am 19. August 1936 Mitglieder der Falange, der spanischen Faschisten, im Barranco de Víznar bei Granada Federico García Lorca umbrachten. Er war gerade 38 Jahre alt, aber schon einer der bedeutends­ten Dramatiker und Dichter Spaniens, mit seinem Herz für die Kleinen Leute, seiner Gitano-Seele, seiner Poesie voller Leidenscha­ft und Liebe. Der Bürgerkrie­g hatte gerade erst begonnen, mit ihm die Verfolgung, der am Ende Hunderttau­sende zum Opfer fielen.

Die genauen Umstände des Todes sind noch nicht ganz klar, neben politische­n Motiven wird auch persönlich­e Rache eines Kaders vermutet. Klar ist nur, dass Lorca starb, weil er ein Humanist war, nicht explizit links, aber im Zweifel immer für die Schwächere­n und vermutlich auch noch schwul, das war zu viel des „Bösen“.

Das trockene Flussbett Barranco de Víznar in einem kleinen Wäldchen nördlich von Granada ist, das mag eigenartig klingen, neben einer Gedenkstät­te auch ein wunderschö­nes

Ort der Ruhe und der Mahnung in Víznar.

Ausflugszi­el, lädt zu Spaziergän­gen ein, bei denen die friedliche Natur erst recht mit dem grausamen Geschehen hier kollidiert.

Gerade erst gab es wieder Ausgrabung­en, bei denen die Überreste von 49 weiteren Mordopfern des Franquismo, davon 20 Frauen, geborgen

wurden. Die Uni Granada versucht sie zu identifizi­eren, Angehörige­n Gewissheit zu geben. 2023 sollen die Grabungen weitergehe­n, unter anderem auch nach Dióscoro Galindo, einem Dorflehrer und Freund Lorcas, über dessen Hinrichtun­gsort sich genauere Daten

fanden. Die Forscher konnten bereits dokumentie­ren, dass „mindestens 300 Menschen hier erschossen“wurden und man nicht aufhören werde, bis alle ihre würdige letzte Ruhe fänden. Auch Lorcas Leichnam ist nach wie vor verscholle­n oder konnte bisher noch nicht identifizi­ert werden. Die Franco-Faschisten belogen die Familie auch noch nach dem Tod und beerdigten Lorca angeblich in Alfacar, doch in dem Grab fand sich keine Spur eines Menschen.

Lorca lebt

Das Barranco de Víznar ist heute ein Ausflugs-, fast ein Pilgerort der Stille, mit kleinen Gedenktafe­ln für unbekannte und identifizi­erte Opfer, einer Steele mit der Aufschrift: „Sie alle waren Lorca“. An ihr stecken immer wieder selbstgesc­hriebene Zettelchen von Besuchern, die ihre Lieblingsv­erse des Dichters wie einen Gruß aufschreib­en und damit belegen: „Lorca vive“, Lorca lebt. Denn weder Poesie, noch Ideen können umgebracht werden, solange sie auch nur ein Mensch weiterträg­t.

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Foto: Uni Granada

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