Costa del Sol Nachrichten

Die Finca der Hinkelstei­ne

„Über 500“: Spaniens Stonehenge in der Extremadur­a bekommt Konkurrenz in Andalusien

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Huelva – mar. Auf einem Feld in La Torre-La Janera im Westen der Provinz Huelva, das eigentlich für den wasserschl­uckenden Anbau von Avocados vorbereite­t werden sollte, fanden Archäologe­n „mindestens 526“sogenannte Menhirs, Hinkelstei­ne für kultische Zwecke aus der Zeit der Megalithen in der Jungsteinz­eit. „Es ist die größte Konzentrat­ion solcher MegalithKo­nstrukte in Europa“und „wir sind noch lange nicht am Ende der Suche“, erklären die Experten, die schon 2017 einige Funde machten und das Feld daher unter besondere Aufsicht stellten. Der Bauer kann seine Avocados nun erst einmal vergessen, was für die raren Wasserbest­ände ohnehin besser ist.

Denn es sind nicht nur viele Hinkelstei­ne, sie sind auch besonders kreativ angeordnet und eingebette­t in wuchtige Dolmen-Konstrukti­onen. „Spaniens Stonehenge“titelte dann auch gleich – unter anderen – das deutsche Magazin „Der Spiegel“. Allerdings hat Spanien schon ein iberisches Stonehenge, auch wenn man es nicht immer sehen kann. Es liegt im Stausee Guadalpera­l in der Extremadur­a und trat wegen der Dauerdürre gerade wieder schön sichtbar hervor. Das brachte „Der Spiegel“auch, bringt ja Klicks und titelte: Bekommt Spaniens Stonehenge jetzt Konkurrenz? Profis eben.

Nun, unsere neue Hinkelstei­nFinca in Huelva mit 600 Hektar hat nicht nur Masse, sondern auch Klasse zu bieten. Denn nach ersten Bewertunge­n entstand die Anlage rund 6.500 bis 4.000 vor unserer Zeitrechnu­ng

und war fast 3.000 Jahre „in Betrieb“. Sie wäre damit also mal locker 3.400 Jahre älter als der britische Referenz-Steingarte­n, wenn auch bei den einzelnen Blöcken nicht gar so riesig.

Wie wir wurden was wir sind

Neben den Dolmenanla­gen (mindestens 20) und den hunderten Kultsteine­n

fanden sich nun auch Gräberfeld­er und Wohngebäud­e, was die Sache für die Forscher noch spannender macht. Denn die Jungsteinz­eit, vor allem die frühe, ist eine verzwickte Sache. Noch immer streiten sich die klugen Geister, ob die ersten hierarchis­chen Gesellscha­ften schon damals oder doch erst später entstanden seien. Die Archäologe­n tendieren eher auf später und belegen das mit der gleichförm­igen Anordnung und Ausstattun­g von Gräbern und Wohnräumen, die Historiker peilen eher auf früher, allein aus dem Grund, da kultische Handlungen Priester brauchten, die automatisc­h wegen ihres Zauberhand­werks privilegie­rt waren und nicht mehr am Produktion­sprozess für das unmittelba­re Überleben teilnehmen mussten. Je mehr man darüber in Huelva herausfind­en kann, umso mehr lässt sich vielleicht auch sagen, warum unsere Gesellscha­ft so reich aber auch so schräg geworden ist. Wem das zu weit führt, der darf sich auf baldigen Besuch einer weitläufig­en Ausgrabung­sstätte nur zwei Kilometer von der Grenze zu Portugal freuen. Das soll aus La Torre nämlich werden.

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Fotos: Wiki/Junta Stausee Guadalpera­l macht „Stonehenge“sichtbar, unten die Anwärter aus Huelva.
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