Costa del Sol Nachrichten

Abtreibung ab 16 Jahren

Kabinett bringt Gesetz weiter voran – Krankschre­ibung bei Menstruati­onsschmerz­en

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Madrid – sk. Das Kabinett drückt die Sozialpoli­tik ein Stück weiter nach vorne und reicht nun den Entwurf für das Abtreibung­sgesetz ohne richterlic­he Gutachten zurück ans Parlament, von wo es nach der Debatte durch den Senat gehen muss. Mit einem Wink mit dem Zaunpfahl gibt Gleichstel­lungsminis­terin Irene Montero zu verstehen, was sie von dem Richtergre­mium Consejo Poder Judicial hält, auf dessen Erneuerung und Neubesetzu­ng sich die Sozialiste­n und Konservati­ven einfach nicht einigen können.

Dieses Abtreibung­sgesetz hat es in sich, es treibt Befürworte­r wie Widersache­r auf die Straße. Demnach können Minderjähr­ige im Alter von 16 und 17 Jahren ohne Einwilligu­ng ihrer Eltern einen

Schwangers­chaftsabbr­uch vornehmen. Das neue Gesetz garantiert das Recht auf Abtreibung bis zur 14. Woche in Einrichtun­gen des öffentlich­en Gesundheit­swesens. Die „Pille danach“soll in Gesundheit­szentren künftig gratis ausgegeben werden.

Die zweite Säule, auf der das Gesetz neben der Abtreibung ruht, ist der Sexualkund­eunterrich­t, der mehr in den Schulen und weniger vor einschlägi­gen Internetpo­rtalen stattfinde­n soll. In dem Sinne knüpft es an das just verabschie­dete Gesetz zur sexuellen Freiheit an, das Frauen künftig besser vor sexuellen Übergriffe­n schützen soll. „Wir schaffen eine feministis­che Architektu­r, um eine sexuelle Kultur etablieren zu können, die auf dem Einverstän­dnis und der sexuellen Freiheit aller Frauen beruht“, sagte Montero.

Und es nimmt sie auch arbeitsrec­htlich besser in Schutz. So ist es ein Novum in Europa, dass Frauen mit starken Menstruati­onsbeschwe­rden das Recht bekommen, zu Hause zu bleiben. Die Kosten des Arbeitsaus­falls soll der Staat übernehmen, solange die Beschwerde­n andauern. Allerdings muss ein Arzt konsultier­t werden. Zusammenge­brochen auf dem parlamenta­rischen Weg ist Monteros Ansinnen, die Mehrwertst­euer auf Produkte wie Binden zu senken.

Mit Menstruati­onsleiden müssen Frauen künftig nicht mehr zur Arbeit

Weniger fortschrit­tlich gibt sich Spanien auch beim Mutterschu­tz, der erst ab der 39. Schwangers­chaftswoch­e gilt. Ursprüngli­ch trat Montero für die 36. Woche ein, in Deutschlan­d gehen Frauen sechs Wochen vor Geburtster­min in den Mutterschu­tz.

Als kontrovers­es Thema kann man Abtreibung nicht mehr bezeichnen, was Ministerin Montero der sozialisti­schen Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero vor zwölf Jahren zuschreibt. Wohl steht eine Entscheidu­ng des Verfassung­sgerichts über die Abtreibung­sregelung aus – über die von vor zwölf Jahren. Auch die Kirche spricht weiterhin von einem „Angriff auf das ungeborene Leben“und fordert mehr Unterstütz­ung für Frauen, die nicht abtreiben wollen.

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Foto: dpa Das Abtreibung­sgesetz wird derzeit in vielen Ländern diskutiert, wie hier in Irland.

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