Eingeschlafen im Flussbett
Das Guadalmedina-Großprojekt in Málaga kommt kaum voran – Konzept und Zeitplan zweifelhaft
Málaga – mar. Die Umwandlung des meist wenig bis gar kein Wasser führenden Flussbettes des Guadalmedina in Málaga zu einem grünen Naherholungsgebiet mit Fahrradschnellstraße, Parks, Spielplätzen, Sportanlagen, Begegnungszonen nach dem Vorbild des Turia in Valencia, ist eines der wichtigsten Projekte auf dem Weg in die „nachhaltige Stadt“. Die ist gleichzeitig der Werbeslogan für die 2027 angepeilte Weltausstellung. Ende September kommt dazu eine Jury des Auswahlkomitees nach Málaga, wird aber im Guadalmedina-Bett nicht mehr vorfinden als den üblichen Wildwuchs, Hundehinterlassenschaften, Graffitis und viel Müll.
Keiner fragt die Bürger
Und dazu ein paar Baustellen mit eigenartigen Konstruktionen von Skaterparks, voreilige Aktionen der Stadtverwaltung, die begannen, noch bevor die wasserwirtschaftlichen Arbeiten abgeschlossen sind. Immerhin muss dafür gesorgt werden, dass auch bei heftigen Regenfällen das Wasser geschmeidig abfließt und keine Menschen in Gefahr bringt.
Ein weiteres Problem: Der Wildwuchs im Flussbett ist auch ein Habitat für Vögel, Insekten, Reptilien, teils seltene Pflanzen und sogar Schildkröten. Der radikale Eingriff in das seit Jahrzehnten praktisch sich selbst überlassene Terrain würde diesen Lebensraum weitgehend vernichten. Was die Bürger wollen, ist eine Sache, was die Stadt will, eine andere.
Und dann wäre da noch die Junta de Andalucía, die Landesregierung, die nämlich für alle „Gewässer, die gänzlich auf Landesgebiet verlaufen“zuständig ist. „Ein Viertel der Arbeiten sind fertig“, behauptet Umweltministerin Carmen Crespo bei einem Ortstermin und meint damit „hydromorphologische Arbeiten“, die rund zwei Millionen Euro kosten. 7,6 Millionen
gibt die Junta insgesamt, sämtliche Fristen hat man bisher verstreichen lassen, die Stadt Málaga hat sich noch nicht einmal für ein Nutzungskonzept zwischen grüner Lunge und Event-Park entschieden. Eigentlich sollten die Bürger befragt werden, aber so viel Demokratie war dem Rathaus zuletzt zu anstrengend. Also alles bereit für die Expo?