Zum Geburtstag gemobbt
Ein Bullying-Fall schockiert Spanien: Ein elfjähriges Kind wird auf Mallorca grausam gemobbt
Lloseta – sk. Man möchte eigentlich mit dem elfjährigen Jungen weinen, der an seinem Geburtstag von Kindern in einem Sommercamp in einer Schule in Lloseta auf Mallorca übelst beschimpft wird, während sie zur Glückwunschmelodie ihn als „Dicken“und „Fettsack“gnadenlos niedermachen. Sein Bruder bekommt die gefilmte Szene in seine Hände und veröffentlicht das Video in den Sozialen Netzwerken, in denen man das Geburtstagskind über seinem Handy hockend sieht, während es weinend die Schimpftiraden über sich ergehen lässt.
Das von den anderen Kindern gefilmte Video und der dazu gestellte Text des Bruders, der schwere Anschuldigungen gegen die Schule wegen eines wohl seit geraumer Zeit andauernden Mobbings erhebt, hat Hunderttausende erschüttert, Stars wie Fußballer Antoine Griezmann oder Sängerin Aitana
schicken dem Kind Videos, in denen sie ihm Mut zusprechen.
Sein Bruder schrieb auf Instagram: „Der Junge ist heimgekommen und hat nur geweint, gesagt, das Leben ist eine Scheiße und er will nicht mehr weiterleben. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ihm das antun, er ist seit vier Jahren in der Schule und wird beschimpft, geschlagen oder bespuckt. Und die Lehrer, die etwas gegen die Situation unternehmen müssten, schauen einfach weg. Es ist bedauerlich.“
Während das Video in den Sozialen Netzwerken viral ging, erwägt die Schule Es Puig wegen Rufschädigungen den Rechtsweg zu beschreiten, da die Kinder nicht an einer schulischen Veranstaltung, sondern an einem privaten Sommercamp mit Aufsichtspersonal teilnahmen und keineswegs unter der Aufsicht von Lehrern standen. Die Schule habe lediglich die Anlagen für das Camp zur Verfügung gestellt, das von einem privaten Unternehmen im Auftrag der Gemeinde veranstaltet wurde. Allerdings behauptet der Bruder auch, dass der Junge nicht das erste Mal derart fies und gemein von seinen Kameraden behandelt wird. Die Gemeinde Lloseta hat inzwischen reagiert, sich mit der Familie in Verbindung gesetzt und das Protokoll aktiviert, das bei Bullying von Kindern zur Anwendung kommt.
Man mag sich gar nicht ausdenken, was für Folgen eine derartige Tortur auf die Entwicklung von Jugendlichen haben kann. Untersuchungen darüber hat das Kinderhilfswerk Save the Children veröffentlicht. Demnach hegen Minderjährige, die unter Mobbing in Spanien leiden, häufiger Selbstmordgedanken als Kinder, die in einem normalen sozialen Umfeld aufwachsen, und auch das Risiko von Selbstmordversuchen ist höher.
Für den Elfjährigen nahm die schreckliche Episode vielleicht ein glückliches Ende, weil Personen des öffentlichen Lebens ihre Berühmtheit einsetzten. Von Jugendidolen wie Aitana mit einer persönlichen Videobotschaft zu einem Konzert oder von Fußballern wie Antoine Griezmann zum Besuch eines Spiels von Atlético Madrid eingeladen zu werden, könnte wie Balsam für das Selbstbewusstsein des Kinds wirken und seine Quälgeister zum Schweigen bringen. Vielleicht tut auch diese mediale Wucht, mit der dieser Vorfall aufgriffen wurde, ein Übriges, um das Bewusstsein für ein soziales Übel zu wecken, unter dem womöglich mehr Kinder unbemerkt leiden als man glauben mag.
„Der Junge hat nur geweint und gesagt, er will nicht mehr weiterleben“