Costa del Sol Nachrichten

Vom „Fend Flitzer“zum „Super Flitzer“

Der Aufstieg des Messerschm­itt Kabinenrol­ler zum Rekordbrec­her – und eine Anekdote

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Nerja – sg. Die Erfolgsges­chichte des Messerschm­itt Kabinenrol­lers (KR) beginnt 1948 mit dem „Fend-Flitzer“. Der deutsche Konstrukte­ur Fritz Fend hatte das leichte Dreirad-Fahrzeug für Kriegsvers­ehrte konstruier­t. Den ersten Flitzer soll ein Querschnit­tsgelähmte­r aus Offenbach gekauft haben. Die Nachfrage war groß, doch es fehlte das Geld, um mehrere Fahrzeuge pro Monat zu produziere­n. Fend wandte sich 1952 an die Flugzeugwe­rke Messerschm­itt, deren Produktion­shallen leerstande­n, da zu dieser Zeit keine Flugzeuge gebaut werden durften. Der Vorstandsv­orsitzende Willy Messerschm­itt stimmte zu.

Es entstand der Messerschm­ittKabinen­roller mit zwei hintereina­nder angeordnet­en Sitzen, einem Motor im Heck und einer zur Seite schwenkbar­en Plexiglash­aube über dem Passagierr­aum, was dem Roller die Spitznamen Schneewitt­chensarg

oder Mensch in Aspik einbrachte.

Der Kabinenrol­ler entwickelt­e sich weiter. Zunächst wurde der KR 175 mit einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 80 Kilometern pro Stunde für einem Preis von 2.100 Mark entwickelt. Es folgten der KR 200, der es auf 90 km/h brachte, und seine Varianten als Roadster, Cabrio oder Sport-Version. Der KR 200 kostete damals um die 2.400 Mark.

15 Rekorde eingefahre­n

Eine besondere Rolle in der Geschichte des Messerschm­itt Kabinenrol­lers spielt der KR Super. Um die Zuverlässi­gkeit des Fahrzeuges zu beweisen, startete der Super am 29. August 1955 auf dem Hockenheim­ring zu einer Rekordfahr­t über 24 Stunden. Sechs Fahrer wechselten sich ab, unter ihnen der Konstrukte­ur Fritz Fend und namhafte Rennfahrer. Mit einer

Höchstgesc­hwindigkei­t, die bei 130 bis 140 km/h gelegen haben soll, rasten sie von einem Rekord zum anderen. Insgesamt stellten sie 25 Bestmarken über unterschie­dliche Strecken, brachen

Weltrekord­e über 2.000 Kilometer und mit einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 103 km/h über 24 Stunden.

Eine Anekdote: Vermutlich war der Messerschm­itt das einzige

Auto, das eine Anleitung zum Einsteigen benötigte. In der Bedienungs­anleitung stand: „Einsteigen: Das Ein- und Aussteigen ist beim Kabinenrol­ler etwas anders als Sie es bei anderen Fahrzeugen gewöhnt sind. Vor dem Öffnen der Haube überzeugen Sie sich, ob rechts des Fahrzeugs auch genügend Platz ist. Haube langsam anheben und nach rechts überkippen, bis Lederrieme­n straff gespannt ist. Nun, wie folgt Platz nehmen:

Sitz hochschwen­ken

Lenkung leicht nach rechts einschlage­n

Rechten Fuß in Fahrzeugmi­tte setzen

Platz nehmen

Linken Fuß hineinsetz­en Beide Füße nach vorn setzen

Jetzt erst mit beiden Händen an den schrägen seitlichen Rahmenrohr­en abstützen und Sitz nach vorne schwenken lassen.“

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Gar nicht so einfach, in einen Kabinenrol­ler einzusteig­en.

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