Costa del Sol Nachrichten

Die Methode Robin Hood

Finanzmini­sterin Montero kündigt Reichenste­uer für Millionäre ab 2023 an

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Madrid – tl. Spanien hat ein Superwahlj­ahr vor sich. 2023 steht die Parlaments­wahl an, ferner werden die Bürger zu Landtags- und Kommunalwa­hlen an die Urnen gerufen. Dafür bringen sich die großen politische­n Lager in Position. Beliebtes Thema: Steuern.

Die Konservati­ven wollen mit Steuergesc­henken punkten. Die Linksregie­rung Sánchez hält es mit Robin Hood: von den Reichen nehmen und den Armen geben. So kündigte Finanzmini­sterin María Jesús Montero eine zeitlich befristete Reichenste­uer für Millionäre ab 2023 an, um die Entlastung von „Mittelschi­cht und Arbeitnehm­ern“wegen der hohen Inflation finanziere­n zu können.

In steuerlich­er Hinsicht ist die zu Ende gehende Legislatur­periode eine eher unvollende­te. Die große Steuerrefo­rm als eines der zentralen Vorhaben der Regierung Sánchez ist nicht zustande gekommen. Mehr Einnahmen für den Staat und mehr Steuergere­chtigkeit sollte die Reform bringen. Noch im März hatte eine Expertenko­mmission dazu ein dickes Weißbuch präsentier­t, das Finanzmini­sterin Montero schnell in der Schublade verschwind­en ließ.

Energiekri­se, Rekordinfl­ation und Ukrainekri­eg schienen nicht die geeigneten Begleitums­tände für eine Reform im großen Stil. Gleichwohl nutzte die Regierung das Steuerinst­rumentariu­m, um die Spanier von hohen Energiepre­isen und Inflation zu entlasten. So wurde die Mehrwertst­euer auf Strom und Gas drastisch gesenkt. Energiekon­zerne und Banken müssen eine auf zwei Jahre befristete Sonderabga­be zahlen, die sieben Milliarden Euro in die Staatskass­e spülen soll. Und jetzt die Reichenste­uer.

Zwar gibt es in Spanien schon eine Vermögenss­teuer. Aber die ist Ländersach­e. Der Zentralsta­at hat darauf keinen Einfluss. Die Reichenste­uer wiederum wäre dem Zugriff der Regionen entzogen.

Einige konservati­ve Regionalre­gierungen haben die Regierung unter Zugzwang gesetzt. „Die Debatte hat sich beschleuni­gt, weil einige autonome Regionen die Vermögenss­teuer nutzen, um eine Art Steuer-Dumping zu betrieben“, sagte Montero. Die Regionalre­gierung von Andalusien kündigte an, dem Beispiel Madrids zu folgen und die Vermögenss­teuer auf Null

zu setzen. Die ebenfalls von der Volksparte­i regierte Region Murcia teilte daraufhin mit, den Steuersatz der den Regionen zustehende­n Tranche an der Einkommens­steuer (IRPF) zu senken. Dann reihte sich auch das vom Volksparte­ivorsitzen­den Alberto Núñez Feijóo regierte Galicien unter die Vermögenss­teuersenke­r ein. Es könne nicht angehen, sagte Montero, „dass einige Regionen von der Regierung Geld fordern, aber gleichzeit­ig ihre Steuerkomp­etenz nutzen, um Steuern zu senken.“

Auch Koalitions­partner Unidas Podemos setzte die Sozialiste­n unter Druck. Die Linken hatten schon nach Ausbruch der CoronaPand­emie eine stärkere steuerlich­e Belastung des vermögende­n Teils der Bevölkerun­g gefordert und vorgeschla­gen, unabhängig von der Vermögenss­teuer Kapitalbes­itz ab einer Million Euro gesondert zu besteuern. Offenbar wollten die Sozialiste­n (PSOE) dem Koalitions­partner ein Jahr vor der Wahl nicht das Feld überlassen und preschten jetzt mit der Reichenste­uer vor.

Einzelheit­en in Zusammenha­ng mit der Steuer stehen noch nicht fest. Vage heißt es, dass die Reichenste­uer ähnlich konzipiert werden soll wie die Besteuerun­g der Energiekon­zerne und Banken. Denkbar wäre demnach ein Aufschlag auf die Einkommens­steuer. „Wir sprechen von der Millionärs­Bevölkerun­g“, sagte die Finanzmini­sterin, „die nicht mehr als ein Prozent der Gesamtbevö­lkerung ausmacht“. Die Einführung 2023 ist bislang auch nur ein Wunschterm­in.

Reichenste­uer – nichts als frommer Wunsch oder nur Wahlkampft­aktik?

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Foto: A. García Die Regierung will eine Steuer für Millionäre einführen.

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