Costa del Sol Nachrichten

Frosch in goldener Stadt

Von der Plaza, auf der sich alle irgendwann treffen, bis zur historisch­en Universitä­t: Ein Spaziergan­g durch Salamanca

- Ariane Schleifer Salamanca

Eine Menge junger Leute, buntes Treiben zwischen Tapas-Bars und jahrhunder­tealten Monumenten. Salamanca hat etwas ganz Eigenes, in das sich jeder Besucher sofort verliebt. Der Stolz der Stadt im Nordwesten, in der Region Kastilien und León, ist ihre Universitä­t, die älteste in ganz Spanien und eine der ehrwürdigs­ten in der Geschichte des Abendlands. Gerade deswegen kommen jedes Semester eine Menge Spanier und auch ausländisc­he Studenten zum Studieren in die Stadt, so wie ich. Besonders schön ist es, durch die kleinen Gässchen zu schlendern und die Stadt auf sich wirken zu lassen. Einige historisch­e Gebäude und Sehenswürd­igkeiten sollten sich auch Touristen nicht entgehen lassen.

Im historisch­en Zentrum von Salamanca können Besucher alles zu Fuß erreichen. Die Plaza Mayor bildet das Zentrum der Stadt. Der Platz ist 4.400 Quadratmet­er groß und wurde ursprüngli­ch als Treffpunkt für den Handel gebaut. „Auf der Plaza Mayor wird man immer irgendjema­ndem begegnen, egal zu welcher Tageszeit man dort ist. Es sind mal mehr Menschen da, mal weniger, aber er ist nie leer“, meint die Touristenf­ührerin Chus Huertas.

Morgens laufen einige Menschen zur Arbeit und die ersten Touristen bestaunen den Platz. Doch es ist noch ruhig. „Salamancas Bewohner stehen nicht früh auf, denn die meisten arbeiten im Dienstleis­tungsgewer­be und in der Gastronomi­e“, erklärt Huertas. Bis 11 Uhr trifft man kaum Menschen hier an. „Mittags treffen sich die Spanier dann in einer Bar und abends erwacht der Platz erst richtig zum Leben.“In den vielen Restaurant­s und Cafés sitzen Menschen draußen, essen und trinken. Studenten und junge Leute machen sich auf den Weg in die zahlreiche­n Bars und Diskotheke­n. „Salmantine­r wohnen nicht gerne hier direkt auf dem Platz. Dafür ist hier viel zu viel los“, erklärt sie.

Direkt unterhalb des Platzes steht die Iglesia de San Martín. Direkt vor der Kirche wurde einst der Markt abgehalten, Obst, Gemüse, Fleisch und Kartoffeln wurden im Schatten der Gebäude verkauft, wo sie nicht verderben konnten.

Auch abseits der Plaza Mayor sitzen überall Menschen draußen in Cafés oder Restaurant­s und versuchen die letzten September-Sonnenstra­hlen zu erhaschen. Für alle Nicht-Vegetarier bietet die Stadt ein Paradies an kulinarisc­hen Erlebnisse­n. Der typische Hornazo von Salamanca ist ein Gebäck mit Fleischfül­lung.

Arantxa Lezcano verkauft mundgerech­te Hornazostü­cke in ihrem Laden Alhándiga, der direkt hinter der Plaza Mayor liegt. Die Füllung ist aus Ibérico-Schinken, Chorizo und Lende. „Früher waren die Kuchen auch noch mit Ei gefüllt“, meint Lezcano. „Denn das Gebäck wurde nach der Semana Santa, der Karwoche gegessen, als

Salamanca ist ein kulinarisc­hes Paradies – nur Vegetarier darf man hier nicht sein

die Menschen wieder Fleisch essen durften“, erklärt sie.

Mit einem Hornazo im Bauch ist nun auch wieder genug Energie vorhanden, um ein weiteres historisch­es Gebäude der Stadt zu besichtige­n. Das Haus der Muscheln, oder besser bekannt als Casa de las Conchas, ist ein weiteres Wahrzeiche­n von Salamanca, das Touristen gesehen haben müssen.

„Die Muscheln sind sowohl ein religiöses Zeichen als auch ein Zeichen für die Liebe“, sagt die Touristenf­ührerin. Das Haus übersehen Touristen fast, da viele beschäftig­te Menschen daran vorbeilauf­en. Gegenüber befinden sich die Stufen des Universitä­tsgebäudes La Clerecía, auf die sich viele Passanten setzen, um die Fassade der Casa de las Conchas zu bestaunen. Gerade in der Nachmittag­ssonne strahlt die Fassade im Licht und die Muscheln werfen kleine Schatten.

Besonders schön ist es, Salamanca mit seinen jahrhunder­talten Gebäuden von oben zu sehen. Dafür können Interessie­rte auf den Turm der Clerecía steigen. Umringt von Kirchtürme­n macht der Ausblick von oben Lust auf Erinnerung­sfotos. Der Aufstieg ist im Gegensatz zu anderen Kirchtürme­n leicht zu meistern. „Es sind schließlic­h nur 199 Stufen“, sagt José Montero, der am Eingang steht. Ducken ist nicht nötig, da zwischen den Köpfen der Personen und der Decke viel Platz ist. Oben weht der Wind, und Besucher können die Stadt gut überblicke­n – und an Tagen mit guten Sichtverhä­ltnissen sogar bis zum Stadtrand und den Feldern sehen. Es gibt auch die Möglichkei­t, abends auf den Turm zu steigen. Nachts strahlen die Gebäude in einem ganz anderen Licht.

Die goldene Stadt

Wenn Besucher sich in der Altstadt von Salamanca umsehen, fällt etwas auf: Die Gebäude haben alle die gleiche Farbe. Der Stein, aus

dem sie gebaut wurden, kommt aus einem nahegelege­nen Dorf namens Villamayor und wurde verarbeite­t, als er noch feucht war. „So war es auch möglich die kleinen Details in die Gebäudefas­saden zu integriere­n“, meint Huertas. „Deswegen wird Salamanca auch die goldene Stadt genannt. Wenn die Sonne rauskommt, dann strahlen die Gebäude im Licht und wirken golden.“Am Tag sind noch die Unreinheit­en und Unterschie­de zwischen den einzelnen Gebäuden Salamancas zu sehen. Doch wenn die Nacht kommt, strahlen tatsächlic­h alle Gebäude im gleichen Gold.

Weiter führt der Weg zur historisch­en Universitä­t, die 1218 von König Alfons IX. gegründet wurde.

Besucher können dort die alten Hörsäle mit dunklem Holz bestaunen und sogar die Bibliothek besichtige­n. Leider ist das nur durch eine Glasabsper­rung möglich, in die Bibliothek hinein können Interessie­rte nicht. Doch trotzdem fühlen sich Besucher wie in einem Film mit den alten Globen und Bücherrega­len, die sogar einen zweiten Stock bilden.

Ein weiteres sehenswert­es Gebäude der Universitä­t ist die philologis­che Fakultät. Sie befindet sich direkt gegenüber der Kathedrale. Unter der Woche sitzen Studenten draußen unter den Bäumen in der Sonne. Ein Blick in den Innenhof lohnt sich ebenfalls. Umringt von alten Gemäuern und pompösen Verschnörk­elungen ist es kaum zu glauben, dass die Fakultät immer noch als Unigebäude genutzt wird. Vom zweiten Stock aus sehen Interessie­rte die Türme der Kathedrale durch das Dach der Fakultät. „In Spanien gab es im 15. Jahrhunder­t sechs Colegios Mayores, vier dieser Studentenw­ohnheime waren in Salamanca. Das zeigt, wie wichtig die Universitä­t schon immer für die Stadt war“, erklärt die Touristenf­ührerin.

Natürlich dürfen Touristen in Salamanca nicht den Frosch verpassen, den es an der Fassade der historisch­en Universitä­t zu suchen

gilt. Die Fassade besteht aus Säulen, die von vielen Verzierung­en umringt sind. Da ist es gar nicht so leicht, einen kleinen Frosch zu finden, doch wer ihn entdeckt, besteht angeblich das Semester. Erstaunlic­h, dass jeden Tag so viele Touristen nach ihm suchen. Ein Tipp: Auf den ersten Blick sieht er nicht aus wie ein kleiner Frosch, sondern eher wie ein kleiner Stein auf einem Totenkopf.

Wem nach einem Spaziergan­g am Fluss zumute ist, der nimmt den Weg in Richtung Río Tormes. Dieser führt über die Brücke „Puente Romano“, von der aus Touristen eine schöne Sicht auf die Stadt haben. Folgen Spaziergän­ger dem Fußgängerw­eg auf der anderen Seite der Stadt, führt sie der

Pfad an einem kleinen Haus mit Booten vorbei. Wer möchte, kann dort ein Boot ausleihen und eine romantisch­e Tour über den Río Tormes machen. Auch Radfahrer und Jogger kommen hier auf ihre Kosten. Es tut gut, nach den ganzen Steingebäu­den wieder etwas Natur um sich herum zu haben und den Geruch von Bäumen und Wiesen in der Nase zu spüren.

Zum Bummeln sind die beiden Straßen ideal, die von der Plaza Mayor aus Richtung Norden führen, die Calle Zamora und die Calle Toro. Dort schlendern Interessie­rte gemütlich durch die Läden, jedoch sollte auf die Zeit der Siesta geachtet werden, da nachmittag­s nur die ganz großen Ketten geöffnet haben.

Wer den kleinen Frosch in der Fassade entdeckt, der besteht das Semester

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Fotos: Ingrid Lechner/Ariane Schleifer Die Plaza Mayor ist beliebter Treff-, Dreh- und Angelpunkt im Leben der historisch­en Universitä­tsstadt.
 ?? ?? Es darf auch mal deftig sein in Salamanca: die typischen Hornazos.
Es darf auch mal deftig sein in Salamanca: die typischen Hornazos.
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Foto: Ariane Schleifer Salamanca mit der ältesten Universitä­t Spaniens ist noch heute eine bedeutende Studentens­tadt.
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Foto: dpa Goldene Stadt: Studenten feiern Silvester auf der Plaza Mayor.
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Foto: Universida­d de Salamanca Ein Juwel: Blick in die Uni-Bibliothek.

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